Adios Laguna

19:00 Uhr GMT / S 29.09.86 / W 049.04.87 /

Mit Sonnenaufgang wollen wir die Leinen loswerfen und uns auf den Weg nach Süden machen. Der Wind hat gedreht, sieht alles bestens aus. Nur die Gangschaltung unseres Motors klemmt. So ein Mist, nachdem wir uns von allen verabschiedet haben (von Rafa und Carla, von Roger, den Marineros und Amarello und …) male ich mir deren Überraschung aus, wenn wir am Montag immer noch hier sind. Aber Thomas hat ein glückliches Händchen und es kann dann endlich losgehen.

Die Ausfahrt aus Laguna haben uns nun so viele Leute beschrieben, dass auch das klappt. Kalibu klettert tapfer die Wellen hoch und runter und schon bald gelangen wir in tieferes Wasser. Um 9:30 Uhr passieren wir den Leuchtturm von Cabo Santa Marta. Hier sind wir vor fast drei Wochen wegen einer Sturmwarnung umgekehrt. Bei anfangs 2 Knoten Gegenstrom kommen wir nur leidlich schnell voran. Das kennen wir ja schon. Marcelo und Alberto, die in gegengesetzter Richtung unterwegs sind, haben auf dieser Teilstrecke mit einem Boot, das ebenso lang wie unsere Kalibu ist, 17 Knoten Fahrt gemacht. Wie schafft man das? Bei rund 30 Knoten Wind hatten sie alle Segel draußen und der Strom hat mächtig mitgeschoben. Davon wollen wir gar nicht erst träumen, wir sind ja keine Regattasegler.

Immer noch Laguna

Der Iate Club in Laguna ist sehr sehr klein und aus meiner Perspektive gesehen, eher ein Altherrenclub. Das einzige andere Segelboot, das hier liegt, gehört einem Franzosen. Roger Roberteau ist schon drei mal um die Welt gesegelt und war nach Bernard Moitessier der zweite Franzose, der einhand und non-stop die Welt umrundete. Wow! Da sind wir beeindruckt. Er ist echt nett und spricht besonders langsam und deutlich, damit ich ihn auch verstehe. Das klappt erstaunlich gut. Er gibt uns noch ein paar Tips mit auf den Weg, für die vor uns liegende Strecke nach Uruguay. Und er findet es schade, dass wir nicht zum Kap Horn wollen. Falls wir doch noch unsere Meinung ändern, hat er uns einen guten sicheren Ankerplatz in Maxwell gezeigt. Ausserdem sollen wir im Kelp ankern. Da ist das Wasser ruhiger, sagt er. Er muss es wissen. Ich hab ihn dann gefragt, warum er ausgerechnet in Laguna „gestrandet“ ist. Darauf sagte er, Laguna liegt zwischen Frankreich und Ushuaia und die Leute sind hier besonders gastfreundlich. Können wir bestätigen, kein schlechter Platz um auf guten Reisewind zu warten. Dann interessiert mich natürlich noch warum seine beiden Kinder, nachdem sie die ganze Welt gesehen haben, ausgerechnet in Ushuaia gelandet sind. Also sein Sohn hat sich dort verliebt und seine Tochter hat den Bruder besucht und ist gleich da geblieben, war die Antwort. Nun bin ich um so mehr gespannt auf Ushuaia.

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Laguna

 … dass wir nicht im Schlamm der Lagune gelandet sind.

Nachdem wir uns vorgestern müde in unsere Koje begeben haben, slippte Kalibu gemütlich Richtung Süden, manövrierte sicher an dem hinter uns liegenden Motorboot vorbei und fand 200 Meter weiter einen besseren Platz. Wir waren entsprechend überrascht, als wir morgens aufwachten. Unsere Nachbarn aus Uruguay hatten das gleiche Schicksal, nur waren sie bereits wach und ihr Boot fand auch nach 500 Metern keinen neuen Halt. Der Iate Club de Laguna hat uns dann ein Plätzchen an deren Pier angeboten. Mit Blick auf den weiter auffrischenden Wind, haben wir das Angebot gerne angenommen. Mittlerweile ist die Front durch und wir warten auf das nächste, hoffentlich moderate Nordwindfenster.

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Glück gehabt

 5.10.15 / Gestern verließen wir Pinheira und wollten den für Dienstag und Mittwoch vorhergesagten Nordwind nutzen, um zum 320 Meilen entfernten Rio Grande zu segeln. Die GRIB-files zeigen bis zu 7 Beaufort. Das sollte doch schnell gehen, dachten wir. Heute kam vom brasilianischen Wetterdienst eine Sturmwarnung ( gale / severe gale ) für genau das Gebiet, durch das wir durch müssen. Beaufort 8-9 muss nicht sein, wenn man es vermeiden kann. So drehten wir am Cabo de Santa Marta kurzerhand um und liefen Laguna an. Vor der Einfahrt in die Lagune wird gewarnt und man kann schon von weitem die Brecher sehen. Eine Alternative gab es nicht. Imbituba ist nach Norden ungeschützt. Zurück nach Pinheira wollten wir nicht. Und wir dachten uns, wenn die Fischer das schaffen, dann schaffen wir das auch. Um es kurz zu machen, Thomas ist mit Kalibu auf zwei schätzungsweise drei Meter hohen Brechern in die Hafeneinfahrt rein gesurft. Das waren bislang meine aufregendsten Segelminuten überhaupt. Rechts und links johlten und hupten die Angler. Im Fluss begleiten uns Delphine. Die helfen hier den Fischern beim Fischfang. Vorm Segelclub liegt bereits ein amerikanisches Segelboot, das heute Morgen hier ankam und von Uruguay in die Karibik überführt wird. Morgen grillen wir gemeinsam und warten in der sicheren Lagune bis der Sturm durch ist.

Florianopolis

Abb.: Diese schöne Hängebrücke, die auf dem Bild leider zum Teil durch ein Betonmonstrum verdeckt ist, wurde von Gustav Eiffel entworfen.

Kurzer Abstecher nach Florianopolis, die Hauptstadt des Bundesstaates Santa Catarina. Wir sind ja immer noch auf der Suche nach jemandem, der unsere Gasflaschen füllt. Fehlanzeige! Aber immerhin finden wir jemanden, der uns eine 2 kg Flasche verkauft. Diese Grösse ist zwar verboten, aber auch brasilianische Segelboote haben nicht ausreichend Platz für die großen Flaschen. Thomas kramt mindestens 10 verschiedene Adapter raus und wir hoffen, dass wir das mit dem Anschluss irgendwie hinkriegen.

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Geht doch…

… wenn Neptun ein bisschen mithilft. Kurz vor 5 morgens (29.09.15) weckt mich ein Brummen im Grossbaum. Ich versuche es zu ignorieren. Das Bett ist so schön gemütlich. Das Geräusch stört aber doch zu sehr und außerdem wollten wir ja los, sobald der Wind dreht. Also raus aus dem Bett und siehe da, der Wind kommt wirklich aus dem nördlichen Sektor. Schwach, aber immerhin. Ich wecke Thomas, wir heben den Anker und los geht es. Im Laufe des Vormittags mal unter Segel, dann doch wieder unter Motor, bis gegen Mittag der Nordwind endlich da ist und wir mit 6-8 Knoten wunderbar dahinsegeln. Um 15:00 Uhr erreichen wir die Bucht von Pinheira südlich der Ilha de Santa Catarina, wo die Blue Belle noch vor Anker liegt. Grad rechtzeitig, der Wind schwächelte schon wieder deutlich.

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An manchen Tagen gelingt rein gar nichts

… heute (28.09.15) war ein solcher Tag. Noch immer in Porto Belo vor Anker will Thomas noch mal schnell den Versuch starten unsere Gasflaschen füllen zu lassen. (In Ubatuba ließ sich niemand finden, der das machen wollte/konnte. Ist angeblich nicht erlaubt fremde Flaschen zu befüllen. Die brasilianischen Flaschen passen nicht in unser Boot.) Dann tanken und, wenn der Wettergott mitspielt und der Südwind etwas abflaut, weiter Richtung Süden fahren. Zur Ilha de Santa Catarina soll es gehen.

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Ein Nachtrag

Vor uns liegt nun ein anspruchsvoller Segelabschnitt, der von Ubatuba bis Piriapolis in Uruguay, an. Wir beobachten schon seit Wochen das unbeständige Wetter im Süden Brasiliens. Die Warnungen des Seewetterdienstes nehmen kein Ende, ein Tief mit Starkwind und Gewitter folgt dem nächsten. Im Gegensatz zu Europa gibt es hier auf der Südhalbkugel keine Alpen, die so was wie eine Barriere bilden und dem Mittelmeer ein gemässigtes Klima bescheren. Hier kann die kalte antarktische Luft ungehindert über die flache Pampa Argentiniens nach Norden vordringen. Vor allem in den Monaten März bis September muss man daher vor dem sogenannten „Pampeiro“ auf der Hut sein. Diesem plötzlich einfallenden, starken Süd-West Wind, folgt gerne ein nicht weniger starker „Carpinteiro“, ein Süd-Ost Wind, der die Schiffe gnadenlos auf die Küste zu versetzt. Ausreichend Abstand zum Land ist auf jeden Fall geboten.

Wir sind entsprechend vorsichtig. Auch weil viele Segler vor uns genau über die Schwierigkeiten dieser Passage ausgiebig berichtet haben. Selbst der gute alte Joshua Slocum ist kurz vor Uruguay mit seiner Spray gestrandet. War nicht so dramatisch. Die Reise ging für ihn nach kleineren Reparaturen weiter.

Es ist ja nun auch schon Oktober und die nördlichen Winde setzen sind so langsam aber sich durch (better knock on wood), hoffen wir!

Knapp daneben

P1160122Dies ist das Bild von heute-Radarbild mit Gewitterzellen.

Isolated thunderstorms and occasional heavy showers , sagte der Wetterbericht. Genau so war es. Wind aus allen Richtungen, spontan vor- und rückdrehend, von 0 bis 35 Knoten. Segel rauf, Segel runter, Motor an und aus, das ganze wieder von vorn… War alles dabei. Rasmus dachte wohl, wir brauchen etwas Training. Liegen nun müde in einer vor Südwind geschützten Bucht vor Anker.

Jedenfalls haben wir unser Ziel Porto Belo nicht erreicht. Der Wind drehte kurz vor Schluss und eine Südöstliche Meeresströmung hat uns um fast 30° versetzt, Richtung Laranjeiras.

 

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Bild des Tages

24.09.15  / 15:00 Uhr / auf See – 25° 28 S 046° 43 W

… das Bild erinnert doch an die Tage der Atlantiküberquerung. Wir schaukeln bei 8-12 Knoten raumen Wind mit knapp 5 Knoten vor uns hin. Noch scheint die Sonne. Da wo wir hin wollen/müssen regnet es schon seit Tagen.

Auf nach Porto Belo

23.09.15 – Nachdem wir die enttäuschende Nachricht (ich erinnere an das falsche Ersatzteil) verdaut haben, machen wir uns auf den Weg nach Porto Belo. Die Windvorhersage hört sich günstig an, SE bis NE Stärke 2-4 in den nächsten 24 h, Welle 1-1.5 Meter, diesig.

 

Die Stimmung an Bord ist gedämpft. In Saco Di Ribeira hat es uns gefallen. Da fällt das Abschied nehmen schwer. Erwartete Ankunftszeit in Porto Belo 25.09.15 am späten Nachmittag irgendwann. Wir hoffen das klappt so wie geplant. Am Freitag soll der Wind wieder nach Südwest drehen. Auch wenn die GRIBfiles für Fr wenig Wind vorhersagen, traue ich dem Frieden nicht. Wäre nicht das erste Mal in Brasilien, dass die GRIBfiles für die Tonne sind.

Immer noch keinen funktionierenden Generator

22.09.15 – Wir warten seit knapp einer Woche auf unser Ersatzteil. Die ersten Tage, als das Wetter sich unbeständig zeigte, brachten wir das Schiff ein bisschen auf Vordermann und wir kümmerten uns intensiv um die Schule der Kinder. Nachdem dann endlich wieder die Sonne hervorkam, fuhren wir mit Kalibu nach Ubatuba (mal wieder kein Wind zum Segeln), um das dort ansässige Schildkrötenprojekt (es gibt in der Tat Schildkröten, die 2 Meter lang werden und bis zu 900 kg schwer!) zu besuchen. Danach ging es zum Baden zur Ilha Anchieta. An beiden Ankerplätzen verwandelte der unsägliche Atlantikschwell unsere Kalibu in eine „non-stop Schaukel“ und trieb uns wieder zurück in die wunderbar ruhige Bucht Saco Di Ribeira. . Am Montag hätte nun endlich das Ersatzteil für unseren defekten Dieselgenerator geliefert werden sollen und auch die Windprognose wäre günstig für eine Weiterfahrt nach Süden. Aber es wurde ein völlig falsches Teil geliefert. Zu allem Überfluss stellte der Lieferant nun fest, dass er das Teil, das wir brauchen, gar nicht in Brasilien besorgen kann. Wir müssen daher mit einer Lieferzeit von vier Wochen rechnen. (Die vier Wochen ergeben sich vermutlich nicht aus der eigentlichen Lieferzeit, sondern aus dem Umstand, dass das Teil durch den Zoll muss und das ist in Lateinamerika generell schwierig und zeitaufwendig.) Die Enttäuschung ist groß. Wir bitten die Firma, den defekten Generator wieder einzubauen. Die kommen 2 Stunden später mit unserem Generator in Einzelteilen. Na super! So war das nicht gemeint. Unsere Zweifel sind groß, ob das je wieder ein funktionierender Generator wird … . Überhaupt ist der Tag eher von schlechten Nachrichten bestimmt. Zu allem Überfluss hat Thomas noch Ohrenschmerzen und bei mir meldet sich mein Rücken. Vor ein paar Tagen bin ich auf dem regennassen Boot ausgerutscht und ungebremst aufs Steißbein gefallen. In den Nachrichten wird von der Copacabana in Rio berichtet. Dort wurden die Badenden am helllichten Tag in großem Stil ausgeraubt. Es kam zu Handgefechten. Kann nur noch besser werden … !