Pech gehabt

30.06.2017 – 2:30 UTC (1.7.17) //// S 2o°00.84′ – W 136°41.33′ //// 270 nm to Hao-Tuamotus //// verfasst von Leonard. ////. ////. Mittlerweile glaubt Papa, dass wir mit dem Pazifikangeln einfach Pech haben und ich muss zugeben, dass er vielleicht recht hat. Schließlich sind uns schon mindestens 3 Fische auf dieser 3-tägigen Überfahrt entkommen. Der erste Fisch, der anbiss, war eine 2 m Dorade. Sie war sehr stark, aber Papa schaffte es trotzdem sie irgendwie ans Boot zu ziehen. Papa war schon auf der Badeplattform, Mama stand mit der Gaff bereit, ich holte den Rest der Leine ein. Doch als er die Dorade dann an Bord zog, mobilisierte sie ihre letzten Kraftreserven und brach den Stahlhaken, an dem sie hing, einfach ab. Der zweite Fisch war ein kleiner Thunfisch, max. 50 cm. Er biss 10 min nachdem ich die Angel wieder ausgeworfen hatte an. Wir hatten gerade eines der Fischernetze, die mitten auf dem Ozean ausgebracht werden, passiert, weswegen ich den Köder reinholen musste, da schoss die Leine von der Rolle, etwas war dran. Erst dachten wir, es wäre nur eine Plastiktüte oder so, aber als der Köder in Sichtweite kam, sahen wir, dass ein Fisch dranhing. Papa zog ihn aus dem Wasser, aber auch dieser Fisch sprang vom Haken. Wahrscheinlich war er schlecht gehakt. Nummer drei war auch ein Thunfisch. Wir fuhren etwa 7-8 Knoten als er anbiss. Das ist viel zu schnell, um Fisch und Leine rein zu holen, aber wir schafften es nicht die Geschwindigkeit durch reffen der Segel schnell genug zu verringern und so entkam auch dieser Fisch. Papa denkt, wir sollen beim nächsten Mal einfach die Schoten loswerfen. Mama ist das Risiko, dass die Segel dabei reissen zu gross. Wir diskutieren noch …

There she blows !

29.06.2017 – 21:00 UTC //// S 21°20.56′ – W 135°06.97′ //// 385 nm to Hao-Tuamotus

//////// After a relaxing night and a good sleep – we had furled all sails – I was busy all morning with baking two breads and a cake. According to the weather report today the wind is supposed to pick up, coming from the East slowly freshening from Beaufort 3 up to 5. But so far no sign of a breeze, we are still in the same calm. Therefore there is not much to report. Apart from the group of false killer whales, which disturbed our serenity. Yesterday shortly before nightfall, we were just having dinner, these whales suddenly appeared alongside, behind and in front of Kalibu. Difficult to say how big the group was, presumably 4-8 whales. They were nosy and with each breath they drew closer to Kalibu. Finally they attempted riding the bow wave. Yet there was not much of a bow wave to ride since we were simply far to slow. Apparently this did not interrupt their play instinct. False killer whales are almost black and not that big, about 8-10 meters long, with an unmistakable hooked fin more or less in the middle of their back. They are widespread but not at all commonly occurring. Thus we consider ourselves lucky that we had the opportunity to observe these animals that close.

//////// Nach einer langen ruhigen Nacht, in der wir alle Segel eingeholt und uns schlafen gelegt hatten, habe ich den Morgen mit Brot- und Kuchenbacken verbracht. Ab heute sollte der Wind eigentlich mit Beaufort 3, langsam auffrischend auf 4-5, aus Ost wehen. Wir sind noch guter Dinge, dass der versprochene Wind irgendwann mal kommt. So bleibt wenig aufregendes zu berichten. Nur eine Gruppe von Schwertwalen hat uns etwas aus der Ruhe aufgeschreckt. Gestern kurz vor Einbruch der Dunkelheit, wir sassen gerade beim Abendbrot, da tauchten sie unvermittelt neben, hinter und vor Kalibu auf. Schwer zu sagen wie viele es waren, vermutlich 4-6. Sie waren offensichtlich neugierig und näherten sich immer weiter an, bis sie am Ende versuchten auf unserer Bugwelle zu reiten. Nur da war nicht viel Bugwelle, weil wir langsame 3-4 Knoten Fahrt machten. Das schien ihren Spieltrieb nicht allzu sehr zu stören. Schwertwale sind nicht besonders groß, sie werden etwa 10 Meter lang, haben einen schwarzen Körper und eine unverkennbare hakenförmige Finne etwa mittig auf dem Rücken. Sie sind zwar weit verbreitet, kommen aber nicht so häufig vor. Da hatten wir wohl grosses Glück diese Tiere so nah zu Gesicht zu bekommen.

Soviel zum Wetterbericht

28.06.2017 – 20:00 UTC //// S 21°51.01′ – W 134°18.10′ //// 440 nm to Hao-Tuamotus //// Auch wenn die vorhergesagten Winde nicht wirklich ideal für die Weiterfahrt Richtung Hao in den Tuamotus schienen, entschlossen wir uns gestern morgen loszusegeln. Um 9:30 Uhr war der Anker oben. Daniel spielte uns ein Abschiedslied auf dem Banjo, per Funkübertragung. Wir verabschiedeten uns noch von Valeri und Hervé, mit denen wir eine schöne, schöne Zeit verbrachten und los ging es unter Motor über das vorgelagerte Riff Richtung Ausfahrt aus der Lagune. Nicht ganz entsprechend des Wetterberichts erwartete uns draussen Windstärke 6 aus Nord-West. Genau da wollen wir hin! Zu allem Überfluss verdunkelte sich der Himmel vor uns rapide. So mussten wir uns erst einmal Richtung Süd-West vom gefährlichen Riff freisegeln, um dann auf Nord-Nord-Ost zu wenden. Mehr ist mit dem alten „Lappen“, unser Ersatz-Großsegel, nicht zu schaffen. Nicht weiter tragisch, dachten wir, der Wind soll ja bald auf West drehen. 24 Stunden später kommt der Wind immer noch aus Nord-Nord-West, wir sind 110 nm Richtung NNO voran, aber nur 11 nm unserem Ziel näher gekommen. Einzig tröstlich, im Norden wartet der Ostwind 😉 laut Wetterbericht. So war der Abschied von Taravai lang und traurig, bis die Insel in einer Regenwolke und der Dämmerung verschwand.

Inselträume

Taravai ist die zweitgrösste Insel der Gambier-Inselgruppe. Wie auf fast allen Inseln des Atolls, befindet sich auch hier eine erstaunlich grosse Steinkirche nebst Pfarrhaus daneben, die noch aus der Zeit der katholischen Missionierung durch einen französischen Orden zu Beginn des 19. Jhd. stammt. Diese Kirche ist gleichzeitig Zeuge der Zeit, in der die Insel noch dicht besiedelt war. Bis zu 2000 Menschen sollen es gewesen sein. Das kann man sich heute zwar kaum noch vorstellen, ist die Insel doch überall dicht bewaldet und nur in der Mini-Ortschaft Agakono findet man noch bewohnte Häuser. Zur Zeit wohnen 6 Menschen mehr oder weniger permanent dort. Wenn man es genau nimmt und das französische Seglerpaar nicht mitzählt, das viele Monate des Jahres in Frankreich verbringt, sind es nur 4 Menschen. Hervé, Valerie, ihr Sohn Ariki und ihr Nachbar, der sich selten blicken lässt.
Die erste Welle der Entvölkerung setzte wohl mit der Missionsarbeit der Franzosen ein. Krankheiten und Zwangsarbeit setzten den Bewohnern böse zu. Kloster und Kirchen mussten schliesslich mühevoll ohne die Hilfe moderner Maschinen errichtet werden. Damit nicht genug, als die Franzosen dann nach dem 2. Weltkrieg mit ihren Nuklearversuchen in dem nahegelegenen Mururoa Atoll begannen, fiel der radioaktiver Niederschlag auch auf die Gambiers herab. Valerie meint, dass in der Folge viele Menschen es vorzogen in Tahiti ihr Glück zu versuchen.
Dieser leidvollen Geschichte verdanken Hervé und Valerie ihr kleines Paradies, das sie sich auf der Insel geschaffen haben. Hervé kümmert sich um die „öffentlichen Wege“, das ist der mit Rasen bewachsene Weg von der ehemaligen Anlegestelle zur Kirche und dann weiter zu seinem Haus, sowie um seinen schönen Garten, der genügend Früchte und Gemüse für die kleine Familie bereit hält. Manchmal fängt er ein Huhn oder zwei oder auch ein ausgewildertes Schwein. Hühner und Schweine laufen hier frei herum und sind Gemeinschaftseigentum. Oder er taucht nach der einzigen Fischart, die nicht mit Ciguatera befallen ist, eine Art Plattfisch mit ledriger Haut und giftigem Stachel. Schwein, Huhn und Fisch, hat er auch für uns schon gefangen. Die Hühner wurden an Pfingsten gefangen und direkt in einer gemeinsamen Aktion, Hervé hat sie gefangen und geköpft, ich habe sie mit Valerie gerupft, Thomas hat sie ausgenommen und zusammen mit Hermann von der Lyra gegrillt, zu einem leckeren Festmahl verarbeitet. Zum Nachtisch gab es einen saftigen Bananenkuchen, selbstredend mit Bananen aus Hervés Garten. Zusammen mit chilenischem Wein und dem obligatorischen Boule-Spiel danach, ein perfekter „französischer Nachmittag“.

Wir haben nun eine Reihe von Inseln besucht, Robinson Crusoe, Osterinsel, die Gambierinseln. Pitcairn, die Insel auf die sich die Meuterer der Bounty flüchteten, liessen wir aus. Die Südseeinseln werden häufig in der ein oder anderen Form mit dem Attribut Paradies versehen. Ich hatte den Eindruck, genauso wie es Tony Horwitz in seinem Buch „Cook, die Entdeckung eines Entdeckers“ beschreibt, dass sich die paradiesische Verheissung für viele, die sich hierher aus genau diesem Grunde flüchteten, nicht erfüllt hat. Das Gefühl des vollkommenen Glücks scheint recht kurzlebig zu sein. Unabhängig von den Rahmenbedingungen –  keine Existenzsorgen, ausreichend Trinkwasser und Nahrungsmittel und ein freundliches Klima – ist die Zufriedenheit vergänglich. Hervé und Valerie scheinen eine Ausnahme zu sein. Für sie spielt Zeit keine Rolle mehr und wahrscheinlich sind sie genau deswegen nachhaltig zufrieden. Wir nähern uns diesem Zustand und werden auch schon fleissig von den „locals“ mit Früchten und Gemüse versorgt. Immerhin sind wir schon seit fast vier Wochen hier. Nur den Bäcker konnten wir noch nicht überzeugen uns automatisch zwei Baguettes, die ab fünf verkauft und um sechs schon ausverkauft sind, zu reservieren. Paradies! Wäre da nicht der Reparaturstau, der aber durch die tatkräftige Hilfe von allen zügig abgearbeitet wird.

On the downside of paradise … //// Wenn im Ankerfeld die Motorenlaufen und alle am Steuer stehen …

20.05.2017 //////// When all engines are running in an anchorage and everybody is standing behind the helm of his or her boat, it might be because the wind was blowing in gale force from all four cardinal directions for the last two hours. Rain and wind transformed the bay in front of Rikitea in no time in a bubbling cauldron. Furious squalls performed autonomously the perfect maneuver which one needs to know in order to break an anchor out of the ground. Frank, a Dutch singlehanded sailor, was the first to suffer. In no time at all his boat ended up on a nearby sandbank. He was lucky, since he could have hit the close-by reef instead.

//// The moment when we were busy to take the sun-shading down with the use of all our physical strength, our anchor started to slip as well. With the help of our engine we just about managed to escape a run aground on the reef. Possibly a row of buoys which was connected with ropes was actually holding Kalibu back for a few seconds, the time the engine needed to speed the boat away from the dangerous reef. Heart-stopping seconds later we gained some distance. But we had to fight for a couple hours until the situation was under control again. Shortly before our anchor started to slip, I was experiencing an extraordinary gust while trying to collect rainwater. This gust demolished one rotor-blade of our wind-generator, simply ripped it out of the bracing. Not enough the blade then punctured our solar panel as if it would be out of butter – fiberglass meets security glass! And destroyed the tail-light (stern-light) before landing on our sugar scoop stern. Meanwhile the other boats were struggling as well. With pooled forces everybody was trying to prevent worse.

//// The only option we had was to bring out our second anchor as fast as possible. Our good old Fortress (what a great anchor) was holding almost immediately which gave us a moment to catch a breath. Still for two more hours Thomas had to motor against the wind in order to release the force on our anchors.

//// Meanwhile Frank was running up and down on his boat but he could only watch as his keel was digging itself deeper and deeper in the soft sand.A French steel boat was colliding with the nearby steel-boat and the Dutch Lyra ended up dangerously close to the quay.

//// As soon as rain and wind settled a bit, help arrived for Frank. Three small motorboats with powerful out-boarders had to struggle for half an hour. It was obvious that they performed this maneuver not for the first time. Acting together one was pulling the sailboat down to a 30 degree angle while the other two pulled it forwards and lee wards. Still it took about half an hour to pull Frank’s „Liebelei“ from the bank.

//// The weather forecast was harmless. Further south was a gale and the Gambiers where shown just outside the windy area. The gale travelled a bit more north and hit our anchorage. We hope the next gale south stays where the computer model puts it. So every paradies has its down side. 

 

//// Wenn im Ankerfeld die Motoren laufen und alle am Steuer stehen … 

dann liegt das daran, dass der Wind in den vergangenen Stunden in Böen mit sturmstärke aus allen vier Richtungen wehte. Regen und Wind verwandelten die Bucht vor Rikitea im Nu in einen brodelnden Hexenkessel. Die heftigen Böen vollzogen geradezu eigenständig, das perfekte Manöver zum Ausbrechen eines Ankers aus dem Grund.

//// Frank, ein holländischer Einhandsegler, erwischte es zuerst. Ruck, zuck sass sein Boot auf der nahegelegenen Sandbank. Da hatte er Glück, hätte ja auch das Riff daneben sein können. Wir waren grad mit vollem Körpereinsatz damit beschäftigt unser Sonnensegel rein zu holen – Zoë wickelte sich komplett mit dem nassen schweren Tuch ein, weil der heftige Regen sich auf ihrer Haut wie Nadelspitzen anfühlte – da slippte auch unser Anker und wir entkamen mit Hilfe unseres Motors nur ganz knapp dem Auflaufen auf dem Riff. Womöglich hat Kalibu auch nur die Gefahrenmarkierung aus mit Seilen miteinander verbunden Bojen gerettet. Thomas hatte den Eindruck, dass das Boot einen Moment von diesen Seilen festgehalten wurde und das war der Moment, den der Motor brauchte, um zu beschleunigen. Spannende Sekunden, die ewig zu dauern schienen.

//// Kurz davor gab es eine dermassen heftige Böe, die nicht nur unser Boot in eine gefährliche Krängung versetzte, sondern auch ein Rotorblatt unseres Windgenerators aus der Verankerung riss. Damit nicht genug, das Ding durchstiess unser Solar Panel wie Butter (Fiberglas trifft Sicherheitsglas, wohlgemerkt). Zwischenzeitlich hat es dann auch die anderen benachbarten Boote erwischt und so kam es dazu, dass alle mit vereinten Kräften und unter Motor versuchten schlimmeres zu verhindern. Uns blieb nichts anderes übrig, als so schnell wie möglich den Zweitanker fertig zu machen und auszubringen. Der gute alte Fortress (was für ein toller Anker) hat dann sofort gefasst und damit konnten wir kurz verschnaufen, aber an Entwarnung war nicht zu denken. Volle zwei Stunden steuerte Thomas noch gegen die heftigen Böen an, um die Anker zu entlasten. Frank lief derweil auf seinem Boot hin und her und konnte nur zusehen, wie sich sein Kiel immer tiefer in den Sand eingrub. Die Franzosen kollidierten mit dem dahinter liegenden Stahlboot und die Segelyacht Lyra war der Ufermauer gefährlich nahe gekommen.

//// Kaum hatten sich Regen und Wind etwas gelegt, kam die dringend nötige Hilfe für Frank. Drei kleine Motorboote mit leistungsstarken Aussenbordern mussten eine halbe Stunde ackern bis sie ihn frei hatten. Dabei sah der Wetterbericht ganz harmlos aus. Viel weiter südlich sollte ein Starkwindgebiet durchziehen. Das hat dann wohl seine Bahn geändert und uns dieses Abenteuer beschert. Bleibt nur zu hoffen, dass sich das nächste Starkwindgebiet, das in der kommenden Nacht erwartet wird, nicht auf ähnliche Abwege begibt. So hat wohl jedes Paradies seine Kehrseite.

Ankunft im „tropischen Frankreich“

12.05.17 //// Erst Mal duschen und ausschlafen, dachten wir, nachdem das grosse Hallo vorbei war. Wurde aber nichts draus, unser Anker slippte ganz plötzlich. Hannu von der SY Manta war zum Glück grad draussen, trotz Regen, und warnte uns rechtzeitig. Nach der Aktion war die Müdigkeit verflogen, ausserdem mussten wir ja noch zur Gendarmerie, um uns anzumelden. Wurde aber nichts draus, unser Dinghy-Outboarder wollte nach der „Kenteraktion“ auf der Osterinsel nicht mehr starten. Also hat Thomas mal wieder den Motor auseinander gebaut, Ölwechsel gemacht und den Vergaser gesäubert, während ich den Thunfisch fürs gemeinsame Abendessen vorbereitete. Fürs Sashimi brachten Marianne und Jean-Loup die Zutaten mit und Joel den Wein für den gegrillten Thunfisch hinterher. Der Fisch war beste Qualität und kaum erwähnenswert super lecker!

//// Samstagmorgen schafften wir es dann an Land. Die Gendarmerie war politisch korrekt mit einem Franzosen und einem Polynesier besetzt und die Formalitäten waren schnell erledigt. Für die endgültige Zollabfertigung müssen wir nach Papeete und bis wir dort ankommen ist die gelbe Flagge zu hissen, steht ausdrücklich auf einem Merkzettel, den wir in die Hand gedrückt bekommen. Wir sind offensichtlich das einzige Boot, das sich überhaupt die Mühe macht, diese auszukramen. Ich frage mich, woher diese entspannte Haltung herrührt? Französisch Polynesien ist nicht die EU. Jedoch erinnert das ganze Setting – das Ankerfeld, die Gendarmerie, die überdimensionierte Kirche mit Pfarrhaus daneben – sehr ans Mittelmeer und wahrscheinlich haben sich die meisten der hier liegenden Boote über die Kanaren und die ehemaligen Kolonien in der Karibik hierher bewegt. Komplexe afrikanische, brasilianische oder argentinische Einklarierungsformalitäten sind unbekannt, was wohl den mangelnden Respekt oder das fehlende Wissen der nautischen Traditionen erklärt.

//// Uns ist es etwas zu voll hier und wir freuen uns daher nachmittags mit der YAO zur Nachbarinsel Taravai aufbrechen zu können. Nicht zuletzt weil das Navigieren in Atollen nicht ganz so trivial ist und wir der YAO unmittelbar folgen können. Normalerweise empfehlen die Handbücher eine Person in den Mast zu setzen, die dann anhand der Farben des Wassers die Tiefen interpretiert, Atolle sind nämlich voll von gefährlichen Korallenköpfen. Bei Gegenlicht, bewölktem Himmel oder gar Regen, so wie heute, funktioniert diese Methode natürlich nicht. Für die Gambiers kursieren eine Reihe von Tracks mit ausreichend GPS-Wegepunkten unter den Seglern, so dass man hier auch bei ungünstigen Sichtverhältnissen von A nach B kommt. In den anderen Atollen gibt es so was nicht. Also besser die Chance nutzen und hier schon mal etwas üben!

 

Landfall nach 13 Tagen auf See

12.05.2017 – 12:00 UTC-9 //// 23°07. S 134°58. W
//// Heute um 10:00 Uhr Ortszeit fiel der Anker vor Rikitea und es ist plötzlich ungewöhnlich ruhig. Keine Welle, die sich lautstark an unserem Boot bricht, kein Wind der durch die Wanten streicht, kein Schwell, der das Boot und Inhalt gefährlich ins Wanken bringt. Stattdessen bekannte Boote und Gesichter. Die YAO ist noch da, wartet auf ein gutes Wetterfenster zum Weiterfahren und bringt Baguette zum Frühstück. Joël, mit dem wir in Patagonien Fischsuppe gegessen haben, bringt riesige Pampelmusen vorbei. Die SY Manta aus Finnland wartet auch auf den richtigen Wind und bringt Papayas vorbei. Stepke, unser Einhandseglerfreund, hilft Ornithologen beim Aufbau eines Vogelhauses auf einer Nachbarinsel. Und nachmittags kommt noch der Katamaran Two Oceans reingefahren, mit dem wir und zwei weitere Katamarane gleichzeitig auf Rapa Nui gestartet sind. Fairerweise muss man sagen, dass sie, die Two Oceans, in Pitcairn, Grossbritannien einen kurzen Stopp einlegten. Wir nicht.

//// Wir sind aber früher als die beiden anderen Katamarane angekommen. Zeit für eine kleine Statistik: wir haben die Südsee erreicht und damit etwa vier Fünftel der Strecke bis Papeete, Tahiti zurückgelegt. Das waren ab Valdivia 423 nautische Meilen, in 3 1/2 Tagen, nach Robinson Crusoe, weitere 1.961 nautische Meilen bis zur Isla de Pascua (immer noch Chile), in 19 Tagen, plus 1.510 Meilen zu den Gambiers, in 12 1/2 Tagen. Das sind 3.894 Meilen oder rund 7.000 Kilometer in 35 Tagen, mit einer Durschnittsgeschwindigkeit von 4,6 Knoten pro Stunde. Meistens schaffen wir 5 Knoten pro Stunde im Durchschnitt, aber die Strecke zwischen Robinson Crusoe und Osterinsel war das reinste Wartespiel, entweder auf Wind, egal aus welcher Richtung, oder darauf, dass der hohe Schwell aus dem Süden sich endlich etwas legt, damit unsere Segel auch bei der generell vorherrschenden schwachen Brise noch halbwegs ordentlich stehen. Nur einmal hatten wir auf dieser Teilstrecke Beaufort 6-7, das ist ein steifer Wind. Der blies uns allerdings direkt auf die Nase, so dass wir am Ende des Tages froh waren ein Etmal von 90 Meilen so halbwegs in die richtige Richtung geschafft zu haben. Bei raumen oder halbem Wind würden wir bei Windstärke 6-7 mind 140, wenn man das Rigg nicht schont auch 160/165 Meilen zurücklegen. Nicht zuletzt würde die Statistik noch viel schlechter aussehen, wenn wir auf dieser Strecke nicht zwischendurch immer mal wieder durch die Flauten motort wären. Es kamen 89 Motorstunden zusammen.

//// Was ist noch erwähnenswert: mehr als die Hälfte unserer Gläser gingen bei dem hohen Schwell zu Bruch, der große Spiegel im Badezimmer fiel von der Wand – ein übervoller Wäschesack hing davor und verhinderte, dass dieser in Scherben zersprang 🙂 – und sogar zwei Plastikschüsseln überlebten ihre unsanfte Landung nicht. Zu guter Letzt, Kalibu verweilte ein Jahr und vier Monate in Chile. (Wohlgemerkt, viele Wochen davon, verbrachten wir woanders, in Berlin, in Peru, in Argentinien, in Bolivien… )

Arrived in French Polynesia /// In der Südsee angekommen

11.05.2017 – 12:00 UTC-7 //// S 23°18.22′ — W 133°31.45′ //// ETA Iles de Gambiers Friday 12.05.17 //// Last night we arrived in French Polynesia, after a short passage through Great Britain’s territory. The old empire is still omnipresent 😉 The French courtesy flag is up and we are looking forward to our landfall.

 

10.05.2017 – 04:00 UTC-9 //// S 23°33.39′ – W 130°30.28′ //// noch 250 nm bis zu den Iles de Gambiers //// Nun sind wir sozusagen auf der Zielgeraden angekommen. Die letzten Tage kam der Wind recht stetig aus Nord-Nord-Ost. Wir kamen schnell voran, passierten das erste, angeblich mit gefährlichen Haien randvolle Atoll, Henderson Island und auch Pitcairn im Norden. Ab und zu sieht man Fregattvögel, die Schwärme von Fliegenden Fische jagen und wir haben es beim dritten Mal geschafft selbst einen Fisch, einen 4.5 kg schweren Bonito, ins Boot zu ziehen.

1400 nm to the Iles de Gambiers

30.04.2017 – 12:00 UTC-7 //// S 25°37.54′ – W 111°05.84′ //// Once more, the third part of our journey to the „Südsee“ started in rough conditions. After Thomas capsized with our Dinghy the Chilean Armada closed the harbor – open end. Another depression passing through in the south promised to bring even higher waves (forecast was 4.5 meters) and strong Winds from the west. Without opportunity to go ashore by ourselves we decided to check out and to leave the very last outpost of Chile asap. To do so a local fisherman had to take us ashore – no problem for him with his 140 horse power out-border 😉 – once on land I quickly collected a few bottles of wine for Jean-Loup (who was truly chocked by the prizes for French wine in French Polinesia), Thomas went to the Immigration and Armada and off we were … //// Before we could put out to sea we had to move Kalibu to the east-side of the island where we intended to wait until conditions improved. Here all sailboats (3 Catamarans who made the detour down coming from Ecuador in order to see Easter-island) regathered and even a big Chilean warship turned up at the anchorage. They also opted for a more comfortable night. //// As soon as the worst rain had past and the wind turned from west to south we lifted our anchor and left. Not surprisingly with this weather forecast (20, in squalls 30 knots of wind and 4.2 meter swell) initially we had a bumpy ride. However we were happy to cover a few miles because the next calm is ahead and more than 1000 miles to go …

Kopfheister

Als der Skipper von der SY Inti eines Nachmittags wilde Kreise mit seinem Bananaboot Dinghy am Ankerplatz fuhr, habe ich mich gewundert, was er da tat. Etwas sinnlos, oder? So ganz ohne Ziel. Zwei Tage später fuhr ich mit unserem Dinghy ebenfalls Kreise auf dem Ankerplatz. //// Jonathan erklärte mir später, er wäre vor der Hafeneinfahrt gekentert und sein Motor war unter Wasser geraten. Damit der Motor wieder funktioniert, hat er ihn sofort gereinigt und dann „mußte er laufen“, meinte Jonathan, sonst wird das nichts mehr. Deshalb die Kreise. Ich konnte das nachvollziehen, da unser alter Dinghymotor im Mistral auf Sardinien unter Wasser geraten war und dann nie wieder richtig lief. Wir mussten danach einen neuen Motor kaufen. //// Auf der Osterinsel ankert man in einer weiten offenen Bucht, die dem Schwell ausgesetzt ist. Schwell sind langsame langgestreckte Wellen, eher ein sich bewegender Hügel, von 2-4 m Höhe, die sich dann im flacher werdenden Wasser auftürmen und unter Getöse und mit Fontänen brechen. Die kleineren Windwellen strukturieren die Oberfläche der rollenden Hügel. //// Wenn man vom Ankerplatz an Land möchte, fährt man mit dem Dinghy in den kleinen Hafen. Leider brechen genau vor der Hafeneinfahrt und links und rechts daneben die Wellen, manchmal flacher und manchmal sehr hoch. Es sind immer Surfer dort im Wasser. Die Einheimischen geben den Rat neun Brecher zu zählen und in der folgenden Pause schnell hinaus zu fahren. Allerdings braucht man dazu einen starken Aussenborder. Häufig schließt die Armanda den Hafen ganz für Dinghies. //// Wir sind jeden Tag an Land gefahren und haben Lebensmittel, Diesel und Ersatzteile transportiert. Mehrmals am Tag, wenn uns eine brechende Welle erwischte, war es ein Spass auf ihr zu surfen. Computer und IPads waren immer in wasserdichten Säcken eingepackt, man weiß ja nie. //// Irgendwann dreht der Wind und unsere Ankerkette rumpelte stärker als sonst. Sie rumpelte die ganze Zeit etwas, aber die Ankerplätze des letzten Jahres in Patagonien waren in der Regel mit Steinen durchsetzt, so dass wir das Rumpeln hinnahmen. Hier rumpelte sie dann nicht einfach nur, sondern ging senkrecht ins Wasser und war straff gespannt. Offensichtlich hatte sie sich mit einer Winddrehung um einen Stein gewickelt. Kein Problem, wir entlasteten die Kette mit Hilfe der Hauptmaschine, geben lose und bewegen das ganze Boot um den Stein herum, um die Kette zu befreien, dachte ich. Mehrere solche Versuche, unter blickfälliger Anteilnahme des Skippers des benachbarten Katamarans Two Oceans, schlugen fehl, die Kette liess sich nicht befreien. Es war Spätnachmittags, im Süden kündigte sich ein neues Tiefdruckgebiet an und es musste etwas passieren, denn unter solchen Bedingungen wollten wir keine Nacht verbringen. //// Ich sprang ins Dinghy und fuhr in den Hafen zur Tauchstation, um Hilfe zu holen. Ein paar Minuten später surfte ich auf einer großen brechenden Welle in die Hafeneinfahrt. Sie brach direkt hinter mir, das Dinghy beschleunigte von langsam auf rasend und es gelang mir den Kurse zu halten. Wow, ist das geil. Kaum zu Ende gedacht, passte sich die Geschwindigkeit der sich verlangsamenden Welle an die Geschwindigkeit des Aussenborders an und ich verlor die Kontrolle. Azurblaues Wasser, 26 Grad warm, umspülte mich, meine Brille war weg und mit einer Hand hielt ich meine Mütze fest. Kaum hatte ich Luft geholt, kam der nächste Brecher, also unter Wasser gehen. Das Dinghy schwamm verkehrt herum, aber der zweite Brecher flippte es wieder auf die richtige Seite. Ein Fischer kam mit seinem Boot und einem 70 PS Aussenborder und sicherte das Dinghy. Ein Surfer im Rentneralter gab mir sein Surfbrett und ich versuchte auf dem Brett liegend zu paddeln, wie man das so von der Bar aus beobachtet, jeder Brecher spülte mich herunter. Der Surfer sagte, stell dich drauf, das ist einfacher! Zum Glück konnte ich in das Fischerboot klettern. ////. Pitschnass vereinbarte ich dann mit dem französischen Chef der Tauschschule die Befreiung unseres Ankers. Der Fischer schleppte das Dinghy, die Taucher klarierten routinemässig (kommt offensichtlich häufiger vor) den Anker mit Hilfe eines Ballons und ich verbrachte den Abend damit den Dinghymotor in Öl zu baden, den Vergaser auseinander zu nehmen und zu beten, dass er wieder läuft, weil im Pazifik so gut wie keinen Ersatz zu bekommen ist. Er lief und weil er „laufen musste“ beobachteten mich die Nachbarn beim Kreise fahren und dachten sich, sinnlos oder, so ohne Ziel.

Land Ahoi

22. April 2017 – 11:00 local time //// S27Grad 02.9 W109Grad06.7 //// Tag 19 nach Rapa Nui ////
22 – 109 – 121 – 93 – 135 – 136 – 113 – 96 – 106 – 88 – 61 – 91 – 90 – 50 – 77 – 56 – 119 – 119 – 97 //// almost 2000 nautical miles covered until Rapa Nui finally appears on the horizon. Our nautical days (Etamls) were exceedingly modest. The wind was not our friend this time. Sailing from one calm to the next with high rollers from the south and choppy waves from the northern sector was not my cup of tea nor was ist Zoe’s. We both hope that the third haul, 1400 nm from Rapa Nui to the Gambiers, will be less tedious. //// For now we are very much looking forward to the landfall!

Ostern auf dem Weg zur Osterinsel

16. April 2017 – 11:00 local time //// S 27° 42.5 – W 098° 51.5 //// Tag 13 nach Rapa Nui //// die ihren Namen der Tatsache verdankt, dass sie an Ostern entdeckt wurde. Wäre schön gewesen an Ostern dort anzulanden. Das sollte aber nicht so sein, denn wir sind noch 570 Meilen entfernt. Wir hangeln uns von einer Flaute in die nächste. Dazwischen warten die Ausläufer der im Süden (unterhalb des 30sten Breitengrades) durchziehenden Sturmtiefs auf uns. Obwohl nur Ausläufer sind sie mit Beaufort 6-7 frontal auf die Nase recht beachtlich. Selbst unsere Sturmfock hatten wir etwas eingerollt, vom Gross lugte nur ein kleiner Zipfel raus. Aber unsere Kalibu hielt sich tapfer, kletterte die Wellen hoch, um dann rauschend wieder runter zu surfen. Sowohl durch die Doradolüfter, als auch durch die Lukenlüfter tropfte das Salzwasser ins Boot (nächstes Mal kommen die Deckel vorher drauf). Zum Glück dauerte der Spuk nicht länger als 24 Stunden und nur die hohe Welle bleibt uns erhalten.

//// Auch hier auf See hat der Osterhase uns gefunden 😉 . Nach einer ruhigen Nacht – gänzlich ohne Fahrt, weil ohne Wind – durchkämmen die Kinder das Boot und werden in der Tat fündig. Leonard hat uns einen Kaiserschmarrn versprochen, es fehlt nur der Osterstrauss … und auch ein Osterfeuer, so wie wir es letztes Jahr zusammen mit der YAO in der Caleta Moonlight Shadow hatten, wäre schön. Dort – um den 50sten Breitengrad wohlgemerkt – verbrachten wir letztes Jahr eine Woche wartend auf besseres Wetter. Ich kletterte jeden Tag auf die Insel hoch, um die Windstärke und Richtung zu messen und mir die weissen Pferdchen (für die Nichtsegler, die hat man ab Beaufort 7, wenn der Schaum auf den Wellenkämmen vom Wind als Gicht davongetragen wird) aus sicherer Entfernung anzusehen. Ostern im Südpazifik scheint wohl häufig eine stürmische Zeit zu sein. //// All unseren Freunden, der Familie und allen Seglern, die heute so wie wir unterwegs sind, wüschen wir frohe Ostern. Und viele bunte Eier!

Rossbreiten

11. April 2017 – 04:00 local time //// S27Grad 53.2 W091Grad00.1 //// Tag 8 nach Rapa Nui //// Am Sonntag hat uns die frische Brise aus Südost verlassen und die Rossbreiten (horse latitudes : so genannt, weil die alten Rahsegler dort häufig ihre Pferde in wochenlangen Flauten opfern mussten) werden ihrem Ruf gerecht. Immerhin ein laues Lüftchen kommt ab und zu noch auf, allerdings ist der Blick aufs kommende Wetter wenig ermutigend. Man kann sich aussuchen, ob man die bevorstehende unausweichliche, weil grossflächige, Flaute oder das darauf folgende kleine Sturmtief schlimmer findet … keine schönen Aussichten. //// Aber dieser Blogeintrag könnte auch so aussehen: //// Wunderschöne Vollmondnacht. Wir segeln mit halbem Wind und schwacher Brise entspannt nach West durch die lange Pazifikdünung. Tags zuvor tauchte unvermittelt ganz nah neben Kalibu ein riesiger Finnwal auf. Er atmet einmal tief durch, zeigt drei Mal seinen langen (länger als Kalibu!) breiten Rücken mit der kleinen sichelförmigen Rückenfinne und ist sichtlich nicht weiter an uns interessiert. Dann verschwindet er wieder in den Tiefen des Pazifiks.

day 6 on our way to Rapa Nui

09. April 2017 – 04:00 local time //// S28Grad 27.1 W087Grad06.9 //// day 6 to Rapa Nui ////
Somebody -can’t remember who- promised me that the pacific waves are nice and long. Well he or she was utterly wrong! Day 6 and I still feel seasick. Every depression which passes through further south sends a nasty choppy see up here. Even with winds of force 4 the sails are flapping while Kalibu moves vividly from one side to the other. But I mustn’t complain. We do have a nice steady breeze from south-east since two days. These are ideal conditions for sailing westwards and a welcomed change in comparison to the first few days with hardly any wind at all. //// Another 1200 nm to go. //// We adjusted our Kalibu-time today by -1 hour but we are still not in accordance with our geographical position. This is due to the strange Chilean timezone which makes a big loop towards the west, all the way to Isla Pascua.