Bauen in Gambia erfolgt nach wie vor mit traditionellen Materialien und es wird in simplen Typologien gebaut. Lehmsteine und auch Betonsteine, die vor Ort selbst hergestellt werden. Schilf oder Palmen und Holz für die Dächer. Wellblech, das das traditionelle Schilf mehr und mehr ersetzt. Ein- oder Zweiraumhäuser, die zu einem Compound gruppiert sind. Nur in den Städten wird im gesichtslosen internationalen Stil gebaut.
Die aufwendigeren Bauten aus der Kolonialzeit sind noch überall present. Allerdings sind die meisten Gebäude in einem bedauernswerten Zustand und werden nicht mehr genutzt. Man hat den Eindruck, diese Gebäude passen nicht zum Lebensmodel der Menschen in Gambia.
Der eingezäunte oder ummauerte Familiencompound in oben beschriebener einfacher Bauweise ist typisch. Dort finden alle einen Platz für sich, Großeltern, die Brüder, die zahlreichen Kinder (wann immer ich nach der Zahl der Kinder gefragt habe, waren es mehr als 10!), die Frauen (in Gambia kann der Mann bis zu 4 Frauen heiraten).
Die Menschen in Gambia sind traditionsbewusst und das Wohmodell sagt auch viel über die Gesellschaft. Im lokalen Radio wurde ernsthaft die Frage gestellt: „wem gehört die Gambische Frau? Dem Ehemann, dem Vater oder den Kindern?“ Der erste Anrufer sagte allen, die zweite Anruferin, den Kindern. Dabei ist offensichtlich, dass die Frauen aktiv am Erwerbsleben teilnehmen und für die Familie sorgen.
Die Dörfer sind in der Regel lockere Ansammlungen von Compounds. Öffentliche Gebäude gibt es wenige, die Polizeistation, in größeren Dörfern findet man auch so was wie eine überdachte Markthalle (die wurden wahrscheinlich noch von den Briten gebaut), eine Gesundheitsstation und die Schule. Öffentliches Leben spielt sich um die Wasserstelle oder dort, wo die Fischer ihre Boote befestigen, ab. In größeren Dörfern, wie Lamin zum Beispiel, bilden sich Nachbarschaften und kleine Plätze um die die Compounds angeordnet sind.
Ausnahmen bilden die vielen Hilfsprojekte, die durch die EU oder NGOs finanziert wurden. Leider werden die meisten dieser Projekte nur so lange angenommen, wie ein Repräsentant vor Ort ist. Manchmal sind die Hinweisschilder noch da, aber die Häuser stehen schon verlassen da. Wir haben viele Beispiele gesehen. Segler, die schon mehrere Jahre in Gambia sind, sagen, die Menschen hier sind lernresistent. Ich finde es ist schwer zu unterscheiden, ob traditionsbewusst oder lernresistent?
Die Schilder, die von großartigen Projekten sprechen, fanden jedenfalls Nachahmer. Ob die angekündigten Projekte jemals kommen, bleibt fraglich.