15.03.2019 – ein weiterer Nachtrag aus dem Roten Meer:: Kalibu ist so salzig wie eine Saline und so rotbraun wie die Erde von Afrika – wir treffen beim Inselhopping alte Freunde wieder
28.2.2019 //// Ein erster Blick auf die Küste von Afrika. Viel rotbrauner Sand und ein paar wenigen Baumwipfeln, die die gleiche Farbe zu haben scheinen. Selbst das Wasser ist eher braun als blau.
Gestern fiel der Anker nach der rapiden Winddrehung von Süd auf Nord in pechschwarzer Nacht. Wir konnten nur die Brandung des nahen Riffs hören, aber nichts von der Insel selbst sehen. Die See war sogar auf dem Ankerplatz noch sehr bewegt. Unser Anker slippte, wir steckten mehr Kette. Und unseren Herd, der die 40 Knoten überlebte, schwang dermassen stark hin und her, dass der Griff der Ofentür zertrümmert wurde. Ladoga ankerte um und ist nun dicht neben uns.
Unser erster Eindruck von Afrika, wenig Grün und viel Sand und Salz
Der Nordwind der letzten Nacht hat Kalibu im Nu mit ebendieser braunen Staubschicht bedeckt, die wunderbar auf den, von der langen und zum Schluss recht nassen Überfahrt salzigen Flächen klebt. Die Schoten mag man gar nicht mehr anfassen, sie sind starr und steif vom Salz und jetzt auch noch sandig dazu. Jedoch reicht unser kleiner Wassermacher nicht, um ausreichend Süsswasser für eine Kalibudusche zu produzieren. Bis Ägypten ist kein Süsswasser in Aussicht, wir müssen mit dem Sand und Salz leben.
Um 7:00 Uhr gehen wir Anker auf. Unser Ziel ist es, so schnell wie möglich zum knapp 150 Meilen entfernten Massawa zu segeln. Der Wind bläst mit rund 10 Knoten aus Nord-Nord-West. Wir motoren im Schutz der Inselchen. Catalyst ist nur 0,6 Meilen voraus. Wir sind müde, belohnen uns aber mit einem leckeren Mahi-Mahi ( den Thomas noch im Golf von Aden gefangen hatte ) zum Mittagessen und suchen einen geeigneten Ankerplatz für die nächste Nacht. Der Wind nimmt stetig zu, es baut sich eine kurze hohe See auf. Unangenehm. ( Später werden wir lernen, das ist ein übliches Muster im Roten Meer. So dass alle Meilen, die man Vormittags nicht geschafft hat, am Nachmittag zum Kampf gegen Wind und Welle werden. ) Bei 1800 RPM und voller Besegelung, 30 Grad gegen den Wind, machen wir nur 2 Knoten Fahrt über Grund. Gegen 20 Knoten Wind anzumotoren mag unser alter Perkins nicht. Er wird das erste Mal zu heiss, 93 Grad! ( Unsere Salzwasserpumpe war an dem Punkt wahrscheinlich schon am Ende. )
Ladoga hingegen entscheidet die Nacht durchzusegeln. Die Hälfte der Crew muss dringest einen Flughafen erreichen. Sie kämpfen sich also mit Segeln kreuzend unter Motor voran. Wir ankern nach Einbruch der Dunkelheit südlich von Adjuz, wo Catalyst gerade noch mit dem letzten Tageslicht angekommen ist und uns jetzt den Weg mittels AIS und Ankerlicht weist.
Bobby auf Confidence, mit dem wir seit Galle in ständigem Email-Kontakt stehen, teilt uns mit, dass er in Suakin angekommen ist. Wir sind erleichtert. Immerhin hat Bobby die gesamte Strecke, Sri Lanka Sudan, non-stop und Einhand zurückgelegt. Eine tolle Leistung. Blue Roger jedoch kämpft sich noch gegen den Starkwind voran, um nach Port Ghalib in Ägypten zu kommen, wo sie Tags drauf mit dem letzen Rest Diesel ankommen werden. Katrin mailt, dass es ein zweites verdächtiges Ereignis im Korridor gab. ( Weiter im Norden werden wir die Koza treffen, die in eben diesen Vorfall verwickelt war und uns alle Details berichtet. )
Catalyst segelt voraus – Jakob freut sich über das Wiedersehen
2.3.2019 //// Ein Tag Pause musste sein, für alle, das Boot, die Nerven und überhaupt. Ausserdem versprach der Wetterbericht für heute vergleichsweise schwache Nordwinde. Die wollen wir nutzen. Ein guter Test für den Rest des Roten Meeres. Am Ende werden wir feststellen, dass wir um 1 Meile im Roten Meer voranzukommen in der Regel 5 Meilen segeln müssen. Auf dem Steuerbordbug geht das ziemlich gut, auf dem Backbordbug ist Kalibu viel schlechter. Aber heute haben wir irgendwie Pech, die Strömung ist offensichtlich gegen uns. Wir müssen gegen Wind uns Strömung ansegeln, 34 Meilen durchs Wasser und ergeben nach GPS nur ein Etmal von 17. Erschöpft geben wir auf und gesellen uns zu einem kleinen Fischerboot, das vor dem winzigen Inselchen Umm Namus vor Anker liegt. Da rauscht zu allem Überfluss auch noch unsere Kette aus und bis wir die Winsch wieder fest ziehen können sind schon 75 Meter drin. Alles gut gegangen, das kleine Bändsel hält die Kette fest.
3.3.2019 //// Gerade sind wir Anker auf gegangen, da entdecken wir ein Segel im Süden am Horizont. Es ist die Koza, eine türkische Segelyacht, die wir in Galle kurz getroffen haben. Sie sind besorgt, weil sie denken, dass ihr Diesel zu Ende geht und fragen an, ob wir aushelfen können. Können wir, wir wollen nur nicht zurück segeln. Also verabreden wir uns am nächsten Ankerplatz, Port Smith , wo wir gegen Mittag ankommen. Catalist ist schon da, surprise 😉
Die Insel Port Smith ist vor allem von Kühen bewohnt, wie die hier überleben ist uns allerdings ein Rätsel
Port Smith ist natürlich kein echter Hafen. Es handelt sich um eine kleine flache Insel, auf der es eine Militärstation gab. Der Ankerplatz liegt hinter dem Riff und ist durch dieses rundum gut geschützt. Auf der Insel selbst gibt es ein paar armselige Hütten, viele Kühe, kein Süsswasser, wenig grünes Gras ( wovon leben die Kühe nur ) und ein paar Ruinen. Wir sind trotzdem glücklich endlich mal wieder einen ausgiebigen Spaziergang machen zu können. Da stören auch die Kühe wenig, die uns laut muhend folgen. Am Nachmittag kommen die Bewohner der Insel dann bei uns vorbei. Sie fragen nach Süsswasser, Tee und Zucker. Das geben wir gerne ab. Ansonsten sind unsere Vorräte an frischem Gemüse und Obst leider auch aufgebraucht. Ein paar verschrumpelt Kartoffeln und einen Weisskohl gibt es noch, die wir tags drauf, auf dem Weg nach Massawa kochen. Am 15.03.2019 kommen wir dort zusammen mit der Koza an. Die Catalyst macht sich direkt, ohne Stop in Eritrea, auf den Weg nach Norden.
Wir freuen uns sehr die türkische Segelyacht Koza hier wieder zu treffen, von hier werden wir nach Suakin zusammen segeln und uns dann in Port Ghalib wieder treffen
Beitragsbild: Koza, Catalyst und Kalibu ( das kleine Schiff in der Mitte 😉 )hinter dem Riff von Port Smith