Die besten Weihnachtsgeschenke

sind die unerwarteten Geschenke und in diesem Sinne war unseres der Tsunami, der am Ende glücklicherweise nicht kam.

Trotzdem hat das Erbeben – das wir als deutliches vibrieren spüren, aber nicht als Beben einordnen konnten – und die darauf folgende Tsunamiwarnung für viel Verwirrung und Aktivität gesorgt.

Eigentlich wollten wir ja diesen 1.Weihnachtstag, nach einem wunderbaren Weihnachtsessen gestern Abend bei uns auf der Kalibu, zusammen mit Robusta, Caramor und YAO auf See verbringen .Bei uns stellte sich jedoch schon am 24. heraus, dass wir hier bleiben. Der vermeintlich reparierte Autopilot leckt noch und muss am Montag zurück in den Workshop. Caramor ist auch noch hier. Sie stellten erst beim Ablegen fest, dass sie ein Motorproblem haben. YAO hatte schon abgelegt, wurde dann jedoch von der Armada aufgrund des zu erwartenden Tsunamis zurückbeordert. Die Jungs vom Club gaben dann schnell Entwarnung und meinten das Hochwasser würde „nur“ etwas höher steigen, als sonst üblich. Wir konnten allerdings beobachten, dass die Armada ihre drei Boote in den offenen Golf verlegte, gemeinsam mit einigen Transportschiffen, Fischerbooten und dem ein oder anderen Segelboot verliessen sie den Kanal. Kurz entschlossen, taten wir und die YAO es ihnen gleich und verbrachten einen regnerischen Vormittag draussen in den tiefen Wassern des Golfs.

Das Erbeben hatte zwar eine beachtliche Stärke, ereignete sich jedoch relativ tief, so dass der Effekt verhältnismässig gering war. Es gibt wohl keine Verletzte, nur Sachschäden auf der Insel Chiloé.

¡Feliz año nuevo!

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Frohe Festtage wünschen wir allen unseren Freunden, Mitseglern und den vielen netten Menschen, die wir unterwegs getroffen haben. We love you!

Sonntagsausflug

mit Kalibu. Funktioniert noch alles? Gute Frage, wenn das Schiff so lange an Land lag. Und wie es so ist, noch nicht ganz perfekt. Der Motor wird noch zu heiss, da muss Helmut noch mal ran. Der Autopilot entscheidet eigenständig, ob er arbeiten will oder nicht. Der Kompass wird von einer Luftblase verunstaltet. Alles nicht so ganz perfekt. Nur die Segel sind wie immer ein verlässlicher Partner – knock knock on wood!

War trotz alledem ein schöner Segeltag – zusammen mit Christian vom Club Nautico Reloncavi. Er hatte mehr Segel gesetzt, wir waren nur mit unserer Yankee erst hinter ihm und dann doch einen Tick schneller. Am Sonntag trafen wir uns in dem „sehr europäischen“ Garten (Sommerwiese mit Hortensien unter Apfel- und Kastanienbäumen) der Wirtin Ilse auf der Insel Puluqui zum traditionellen Curanto  Essen – ein Gericht aus Fleisch und Meeresfrüchten, das in Blätter eingewickelt traditionell im Erdofen über Stunden gegart wird.

Rodeo am 1. Advent

Kalibu ist wieder im Wasser – fühlt sich gut an! – und wir arbeiten unsere „to-do-liste“ ab. Neues Antifouling ist drauf, Dinghy hat ein neues Cover, Generator läuft rund, Toilette hat einen neuen Schlauch, Ruderlager wurde ausgewechselt, für die Trosse des Heckankers gibt es jetzt eine Rolle (die Kinderbadewanne hat damit ausgedient ;-)), Anoden sind ausgetauscht, usw. …, Motor zuckt leider noch. Aber ganz wichtig, das Boot ist wieder sauber und vor allem trocken …

Jetzt müssen noch ein paar Ersatzteile besorgt werden und das nötige Proviant für sechs bis neun Monate segeln in entlegenen Gebieten des Pazifiks. Proviantieren für eine so lange Zeit haben wir zwar schon zweimal gemacht, trotzdem habe ich Zweifel wie das logistisch überhaupt zu bewältigen sein soll. Eine Inventur ist noch fällig und dann muss ich die Excel-liste überarbeiten.

Aber heute ist Sonntag, der 1. Advent! Da ist eine Pause angesagt. Gestern haben wir (Zoe, Leo und ich) Plätzchen gebacken, im lokalen Supermarkt gab es Weihnachtsstollen und heute Morgen gingen wir erst zum Rodeo und dann gab es einen Adventskaffee mit Robusta, YAO! und Caramor.

Zoe fand das chilenische Rodeo alles andere als tierfreundlich. Für Interessierte gibt es hier mehr Infos.

 

La Paz – die Friedliche

 

Was für ein toller Name für eine Stadt. Und was für grandiose Aussichten, die mit ihrer geografische Lage einhergehen – im Canyon des Rio Chokeyapu, der sich in das Altiplano bis zu 1000 Meter tief einschneidet. Da liegt die Idee eines urbanen Seilbahnnetzes nahe. Das wurde natürlich von den Österreichern errichtet und unterscheidet sich nicht von den uns bekannten Skiliften. Wir leiden immer noch unter der ungewöhnlichen Höhe und erkunden auf diese Weise grosse Teile der Stadt.

Hier endet unsere Peru-Bolivien Rundreise. Wir freuen uns bald wieder in unser kleines Zuhause auf Kalibu Rückkehrern zu können.

 

El Alto

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steht für „die Hohe“, auf dem Altiplano sich ausbreitende Nachbarstadt von La Paz. Eine weitere staubige und triste Trabantenstadt, die der armen Landbevölkerung als erster Anlaufpunkt dient, bei ihrer Suche nach einer Chance auf etwas Wohlstand im Leben. Fairerweise muss dazu gesagt werden, dass El Alto sich mittlerweile von der hoch gelegenen Vorstadt von La Paz zu einer eigenständigen Millionenstadt entwickelt hat.

Ich habe vorher viel über die Stadt gelesen und bin trotz alledem schockiert. Unfertige Häuser, häufig ohne Fenster, stehen hinter armseligen Mauern entlang unbefestigter, staubiger Strassen, kein Grün, keine Farbe, bestimmend ist der unschöne braune Adobe oder roter Backstein. Nur die Hauptstrasse kommt mit ihren vielen kleinen Shops im Erdgeschoss etwas freundlicher daher. Ausgerechnet hier entdeckt man dann das ein oder andere grellbunte, pompöse, auffällig gemusterte Stadthaus. Was für ein Effekt. Diese Häuser gehen auf den bolivianischen Architekten Freddy Mamani Silvester zurück, der der ökonomisch aufstrebenden Bevölkerungsschicht El Altos eine perfekte Gegenwelt errichtet. In den grossen Ballsälen dieser Häuser werden rauschende Feste gefeiert – natürlich nur von den wenigen, die es sich leisten können. Die Mehrzahl schaut von aussen rein und träumt sich in eine perfekte Illusion.

Natürlich haben auch die westlichen Medien den bolivianischen Architekturstar bereits entdeckt – hier ein Link zum Art Magazin und zur Zeit.

Die schwimmenden Inseln der Uros

werden von Menschenhand aus dem Totora-Schilf des Titikakasees hergestellt und existieren in dieser Form seit mehreren Hundert Jahren. Das Volk der Uru, das vom Fischfang lebt, hat diese Inseln vor langer Zeit „erfunden“ und konnte damit dem Zugriff der Inkas entkommen. Sie schwimmen nämlich wirklich und wenn es die Anker (etwa 8 pro Insel) aus Stein nicht gäbe, würden sie sich selbstständig machen. Die Inkas wussten wahrscheinlich nie genau, wo sie sich gerade befinden.

Die Uros benötigen etwa ein Jahr, um eine solche Insel zu bauen. Die Wurzeln des Totora-Schilf bilden dafür die Basis. Darauf werden kreuzweise Schilfrohre geschichtet, bis eine trockene Fläche entsteht. Die muss natürlich ständig ausgebessert werden. Das Schilfrohr rottet schnell vor sich hin. Häuser, Möbel und Boote werden aus dem gleichen Material gebaut. Und so eine Insel hält nur etwa 30 Jahre. Danach muss neu gebaut werden.

Heute leben nur noch wenige Uros auf diesen Inseln. Die Fischerei wird wohl auch nicht mehr den Lebensunterhalt der Menschen decken können. Die Fischbestände im Titikakasee gehen aufgrund der sichtbar schlechten Wasserqualität rapide zurück. Wir haben zwar schon dreckigeres Wasser erlebt, in Rio z.B., aber es ist trotzdem irgendwie deprimierend anzusehen. Stattdessen ist die Haupteinnahmequelle der Uro heute der Tourismus. Täglich fahren viele kleine Ausflugsboote die einzelnen Inseln an. Immerhin organisieren die Uro die „Besuche“ so gut, dass immer nur ein Boot eine Insel anfährt. Und, auch wenn uns diese Form des Tourismus nicht so ganz behagt, ohne diese Einnahmequelle hätte das Volk die Inseln schon längst aufgegeben. Es ist schließlich alles andere als eine bequeme Lebensweise, mal brutal heiß, mal kalt und feucht-nass, ohne sanitäre Einrichtungen, ohne Strom und Gas. Daran ändert auch das kleine Solarpaneel nichts, das sie sich auf Raten gekauft haben, und mit dem immerhin ein kleines Radio und ein schwarz-weiß Fernseher betrieben werden kann.

Machu Picchu

 

ist wohl ein MUSS für den Perureisenden und entsprechend touristisch. Die verlassene Festungsstadt der Inkas wird, trotz ihrer schwierigen Zugänglichkeit, täglich von etwa 3000 Menschen besucht. Machu Picchu liegt auf rund 2400 Metern Höhe zwischen den Gipfeln Huayna Picchu und Machu Picchu (der Jüngere und der Ältere Picchu) am Tal des Flusses Urubamba. Das Urubamba Tal ist an dieser Stelle so eng, dass keine Straße hierher führt. Die Inkas kamen über einen, heute als Inka Trail bekannten Bergweg hierher. Dieser Zugang zu Machu Picchu ist bei der globalen Trekkinggemeinschaft so beliebt, dass man sich ein halbes Jahr vorher anmelden und zudem für die fünftägige Wanderung (50 km und 1700 Höhenmeter) noch viele Dollars zahlen muss. Ähnlich teuer, 150 Dollar pro Person für Nicht-Peruaner, ist die Anfahrt mit dem Zug zum Dorf Aguas Calientes, von wo man mit Bussen die Serpentinen hoch nach Machu Picchu kutschiert wird.
Beide Varianten kamen für uns nicht in Frage, weshalb wir uns für die dreimal so weite Anfahrt (ca. 150 km) mit dem Auto von Ollantaytambo über Santa Theresa und von da zu Fuß etwa 11 km über die Bahngleise und 700 Höhenmeter steil hoch nach Machu Picchu entschieden. Ich dachte vorher, diese Variante ist so abwegig, dass wir sicher die Einzigen sind, die sich mühselig über die Bahngleise kämpfen. Mitnichten, eine Karawane aus Rucksacktouristen gesprenkelt mit einigen Peruanern bewegte sich zusammen mit uns Richtung Aguas Calientes.
Hin- und Rückweg plus Besuch der Ruinenstadt ist an einem Tag nicht zu schaffen. Wir übernachteten daher in einer kleinen Lodge an den Bahngleisen, um am nächsten Morgen mit Sonnenaufgang den Anstieg nach Machu Picchu in Angriff zu nehmen. Der wiederum war deutlich anstrengender und schweißtreibender, als wir uns das vorgestellt hatten. Der anfänglich leicht geneigte, gepflasterte Weg verwandelte sich schnell in eine sehr steile Treppenanlage. Nach gut einer Stunde hatten wir die letzten 550 Höhenmeter dann aber doch geschafft und wurden durch einen wunderbaren Blick über die Ruinenstadt und auf die umliegenden Berge belohnt.
Über Machu Picchu wird viel geschrieben und spekuliert. Da die Stadt aber geplant verlassen wurde – keiner weiß warum – gab es, abgesehen von den Mauern, kaum archäologische Funde, die das vergangene Leben in dieser Stadt heute nachvollziehbar machen. Uns hat vor allem die Lage beeindruckt. Die ist wirklich einzigartig und rechtfertigt sicher auch ihre Beliebtheit. Die Inkas wussten offensichtlich die Wunder der Natur zu würdigen.
Zurück nach Santa Theresa über die Bahngleise entlang des Rio Urubamba ging es dann am Nachmittag. Die Tour hatte alle ziemlich geschafft. Alle Füße schmerzten.
Am nächsten Tag ging es mit dem Auto den gleichen Weg zurück, erst knapp 30 km über eine waghalsige Schotterpiste nach Santa Maria. Von dort führt die Straße dann in endlosen Serpentinen durch einen Nebelwald bis auf einen 4300 Meter hohen Pass, der ins Tal des Rio Tancacc führt. Diesen Wegabschnitt konnten wir auf der Hinfahrt nicht würdigen. Der Nebelwald machte seinem Namen alle Ehre. Man konnte kaum die Hand vor den Augen sehen.
Nach dem Pass folgt eine kleine Hochebene mit wunderschönen Ausblicken auf die schneebedeckten Berge und in das grüne Urubambatal. Der lange Weg nach Machu Picchu hat sich allein schon wegen dieser grandiosen Landschaft gelohnt.

Waking the world

Seit ein paar Tagen haben wir einen neuen Gefährten. Er ist grün, nennt sich WAKO und wurde uns vom Künstler Rafael Lanfranco mit auf die Reise gegeben. WAKO steht für ein weltoffenes neues Peru, das eine zeitgemäße Kultur aus den alten Wurzeln entwickelt und WAKO soll dieses Bild von Peru i n die Welt tragen. Das tun wir natürlich gerne und demnächst wird WAKO wohl ab und zu in Englisch berichten.

Siehe auch – #wakoingtheworld

Hier schon mal ein paar „Einsätze“ unseres WAKO im ehemaligen Sonnentempel,Qorikancha, der Inka in Cusco.

Treppauf Treppab

Cusco ist für den „Normaleuropäer“ wohl die schönste Stadt Perus. Auf den wirklich imposanten alten Inkamauern haben die Spanier ihre Kolonialbauten errichtet und heute ist die historische Altstadt ein nahezu homogenes Gefüge. Man bewegt sich durch enge Gassen treppauf und treppab und hat immer wieder überraschende Ausblicke auf die umgebenden Berge. Hinter den einfachen Fassaden verbergen sich schöne Höfe zu denen die meisten Zimmer des Hauses ausgerichtet sind.

Die Kehrseite: an jeder Ecke wird man angequatscht. Alles nur erdenkliche wird den Touristen angeboten. Das ist echt nervig, aber vermutlich unvermeidlich.

Wir sind hier, um mehr über die Inkas zu erfahren, müssen jedoch feststellen, das ist gar nicht so einfach. Das Inkamuseum enttäuscht, die Ausstellung ist recht provinziell und zeigt auch wenig Neues. Wir können uns das nur so erklären, dass die schönen Fundstücke sicher alle in Lima oder im Ausland gelandet sind. Und die legendären Goldarbeiten wurden ja bekanntlich schon von Pizarro eingeschmolzen. So findet sich heute im Inkamuseum in der ehemaligen Hauptstadt der Inkas kein einziges Stück Gold!

Unser Energielevel ist aufgrund der ungewohnten Höhe noch recht niedrig. Leonard hat die Höhenkrankheit auch richtig erwischt. Vorgesternabend mussten ihn ins Krankenhaus bringen. Heute geht es wieder einigermaßen und wir hoffen, er bleibt stabil.

Auf dem Weg nach Cusco

Alle leiden etwas unter den ersten Anzeichen der Höhenkrankheit – Cusco liegt immerhin auf 3400 Metern – und wir gönnen uns einen Tag Ruhe. In der Stadt sind tausende von Touristen unterwegs, aber auch viele Einheimische, die sich heute Morgen beim Hissen der Inkaflagge sowie der peruanischen Flagge auf dem Plaza de Armas eingefunden haben. Dies wurde pompös mit viel Militär, Polizei, Salutschüssen und mindestens drei Musikkapellen zelebriert.

Lima Barranco

Zurück in Lima steigen wir in einem Hostel für Rucksacktouristen ab. Das sind wir zwar gewohnt, aber dieses Hostel ist grenzwertig: laut, unhygienisches Gemeinschaftsbad, etc.
Ausgleich bietet das Stadtviertel Barranco (im Süden von Lima direk am Pazifik gelegen). Dieses Viertel ist bei Künstlern sehr beliebt. Es macht Spaß durch die Straßen zu schlendern und in die Studios hineinzuschauen. Es gibt nette Cafés mit endlich mal wieder gutem Kaffee (ebenso wie in Brasilien pflanzen die Peruaner zwar Kaffee an, trinken aber den schrecklichen nordamerikanischen Nescafé).
Die Gentrifizierung liegt schon in der Luft, aber noch sind viele der mondänen Häuser aus vergangener Zeit in bedauernswertem Zustand und die Peruaner berichten, dass sie hier günstig und gut leben. Immerhin hat die Verwaltung von Barranco es bis jetzt geschafft das Wuchern von modernen gesichtlosen Appartementhochhäusern, so wie im benachbarten Miraflores, weitestgehend zu verhindern.
Damit ist übrigens die Liste der lebenswerten Bezirke der Megacity Lima schon fast am Ende. Überdies erstickt die Stadt täglich in einem heillosen Verkehrschaos, effiziente öffentliche Verkehrsmittel gibt es kaum, stattdessen verstopfen die vielen unterschiedlichen Busse aufgrund von fehlenden Bushaltestellen die Stadtautobahnen. Die halten nämlich einfach in Pulks in der rechten Spur an, um dann beim kollektiven Losfahren ohne Warnung auf die äußerste linke Spur auszuscheren. Anders gesagt, jede dieser informell/formellen Bushaltestellen erzeugt automatisch einen Verkehrsstau. Der otto-normal Peruaner, der nicht Mestize ist ( das sind die Nachfahren der spanischen Konquistadoren) muss Arbeitswege von 2-3 Stunden täglich in Kauf nehmen. Damit nicht genug, der Arbeitslohn ist so gering, dass ein Job häufig nicht ausreicht, um zu überleben. Entsprechend armselig sehen die Randviertel Limas aus. Ausnahmen bestätigen die Regel.

 

Nazcalinien

Heute ist es soweit – die Kinder haben es sich unbedingt gewünscht und Thomas war ebenfalls überzeugt – wir wollen uns, so wie die vielen anderen Nazcalinien-Touristen, in eine kleine Propellermaschine der Marke Chessna 207 zwängen, um die nach wie vor mysteriösen Linien aus der Luft zu sehen. Ich bin nicht so sicher, ob das eine gute Idee ist, da die meisten Reiseberichte darüber von einer Achterbahnfahrt berichten, die zwar beeindruckend war, aber wenig Freude machte. Also sparen wir uns das Frühstück für später auf und machen uns auf den kurzen Weg zum Miniflughafen von Nazca. Dort angekommen werden wir erst mal gewogen, die Gewichtsverteilung im Flugzeug muss schließlich stimmen. Ergebnis: Zoë sitzt ganz hinten, ich mit Leo in der Mitte und Thomas hinter dem Piloten.

Keiner von uns ist jemals mit einer so kleinen Maschine geflogen und wir sind sehr gespannt, als die Maschine dann endlich Richtung Startbahn rollt. Erster Eindruck, es ist sehr laut, aber es gibt für jeden Kopfhörer. Ruck zuck sind wir oben und drehen die erste Kurve aus der Flussmündung raus in Richtung Hochebene, wo sich die bekanntesten, von der deutschen Mathematikerin Maria Reiche untersuchten, Scharrbilder befinden. Der Flug ist etwas holprig. Mittlerweile ist es ja fast Mittag und die Thermik über der Wüstenebene entsprechend stark, aber die Sicht ist dafür sehr gut. Zweiter Eindruck, fühlt sich fast so an wie segeln, nur sanfter. Wir genießen die Aussichten (nur Zoe ist etwas flau im Magen) und sind beeindruckt von der Dichte der geometrischen Figuren.

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Maria Reiche hat viel dazu beigetragen, dass die Linien heute so gut erhalten sind. Sie hat die Linien in Jahrzehntelanger mühevoller Kleinarbeit freigelegt Und mit den damals sehr beschränkten Mitteln versucht diese präzise zu vermessen und zu interpretieren. Diese deutsche Webseite – http://www2.htw-dresden.de/~nazca/raetsel.htm – bietet eine kurze Zusammenfassung ihrer Ideen. Obwohl es heute mit Drohnen und 3-d Kameras ein einfaches ist die Scharrbilder exakt zu erfassen, gibt es noch immer keine einheitliche wissenschaftliche Erklärung für deren Entstehung und Bedeutung.

In der ehemaligen Hütte von Maria Reiche findet man heute eine unzusammenhängende Sammlung von teils sehr wertvollen Fundstücken aus der Nazcazeit, sowie ihre alten Arbeitsutensilien und diesen alten VW-Bus, mit dem sie durch die Wüste fuhr und die teils bis zu 12 km langen Linien untersuchte.