Am Samstag brachte Rosario (vielen vielen Dank Rosario) uns das absolut notwendige Starkwindsegel und damit konnten wir uns am Sonntagmorgen auf den Weg nach Süden machen, genauer gesagt erst mal aus dem berühmt berüchtigten Rio Plata raus segeln, um dann Richtung Süden abzubiegen.
Der Rio Plata wurde dann seinem Ruf mehr als gerecht. Gleich vor der ersten roten Tonne, noch im Mitre Kanal, setzten wir auf. Wohlgemerkt noch recht weit weg von der Tonne, dort wo unsere Karte noch ausreichend Tiefe anzeigte. Es half nichts, wir mussten bis zum nächsten Hochwasser warten. Kalibu war an diesem Sonntagvormittag nicht das einzige Boot, das dieses Schicksal traf. Zwei weitere Boote saugten sich ebenfalls im Schlamm fest. Die waren allerdings so klein, dass sie mit Aussteigen und Schieben wieder frei kamen. Das hat mich alles sehr an den Wannsee erinnert. Mit unserer guten alten Solveig sassen wir öfter im Wannseeschlamm fest, jedoch meist nur wenige Minuten. Die „locals“ bemitleideten uns. Ein Segellehrer kam sogar vorbei und schenkte uns eine Salami.
Gegen 14:00 Uhr kamen wir dann frei. Nun hatte der Wind aber auf Ost gedreht und kam genau aus der Richtung wo wir hinwollten. Mit Ach und Krach schafften wir es Colonia anzulegen, doch Wind und Strömung versetzten uns soweit, dass wir am Ende kreuzen mussten, um nicht in der nächsten Untiefe zu landen. Bei Windstärke 5 gab es kurze steile Wellen, alle waren ein bisschen seekrank und eine Nacht vor Anker war angesagt. Am nächsten Morgen drehte Wind dann auf Nord und wir kamen durch die unangenehmen Wellen stampfend bis San Sebastian / Banco Piedras (immer noch Rio Plata). Dort erwartete uns eine starke Strömung, die die Kalibu unaufhaltsam Richtung Land versetzte. Nach fast vier Stunden, mehreren Wenden und harter Segelarbeit verdunkelte sich zu allem Überfluss der Himmel rapide. Bis zum nächsten Morgen kämpften wir uns durch mehrere große Gewitterfronten mit sagenhaften Blitzen und Wetterleuchten. Dann war es aber endlich geschafft und der schreckliche, schlammige, viel zu flache Rio Plata lag hinter uns (wer hat diese braune Brühe eigentlich Silberfluss genannt?). Nun mussten wir uns aber beeilen, weil die nächste Südfront für Mittwoch vorhergesagt war. Ausserdem wollten wir unbedingt vor Weihnachten in Mar del Plata die Schwimmleinen, die wir für Patagonien brauchen, besorgen. Passend verliess uns natürlich der schöne Wind aus Nord komplett. Wir warfen den arabischen Wind an (so nennt Anja von der Robusta den Motor), um noch rechtzeitig in Mar del Plata anzukommen. Zum Frühstück am Mittwochmorgen waren wir dann da. Die Prefectura war informiert und alles ging recht zügig. Marco hatte schon ausgekundschaftet wo man die Leinen am günstigsten kauft. Der Diesel musste mit Kanistern an Bord gebracht werden, weil es hier keine Bootstankstelle mehr gibt. Und auf dem Markt haben wir uns mit ausreichend Gemüse und Obst eingedeckt, so dass wir unabhängig von den Feiertagen durchstarten können.