Bild: Eruption of the Puyehue-Cordón Caulle volcano / Quelle: NASA Goddard/MODIS Rapid Response Team
Wir sind mit Kalibu in Puerto Montt angekommen (bei nach wie vor wenig Wind legten wir die letzten Meilen über den Golfo de Ancud und Seno de Reloncavi vorwiegend unter Motor zurück) und haben uns als erste Massnahme einen Luftentfeuchter gekauft. In Puerto Montt ist es zwar im Moment ungewöhnlich warm und windarm, aber in den vergangenen Wochen hat sich eine Menge Feuchtigkeit im Boot festgesetzt. Es ist eben ein schlecht isoliertes Alu-Boot. Das war nicht anders zu erwarten. Für unseren geplanten Deutschlandaufenthalt ist uns vom Club Nautico Reloncavi ein Stellplatz an Land zugesagt worden. Das finden wir prima. Ein Liegeplatz im Wasser wäre sehr unruhig (die Fischer sind hier nicht zimperlich und halten sich eher nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung) und es gibt eine Menge große Stahlschiffe, die für ein Alu-Boot nicht die besten Nachbarn sind.
Rückblickend stellen wir nun alle fest, die Tour um die Südspitze Amerikas war anstrengend. Alle sind ein bisschen gereizt und auch müde. Wir entschliessen uns daher für ein paar Tage dem Bootsleben zu entfliehen. …
Kleine Notiz am Rande, für diejenigen, die sich auch mit dem Gedanken anfreunden mit einem Segelboot auf grosse Fahrt zu gehen. Es ist alles andere als Dauerurlaub. Unsere Tage sind gut gefüllt mit Arbeit. Jeden Tag etwa drei Stunden Schulunterricht; ein bis zwei Stunden Bootspflege und -unterhaltung (egal wie gut die Qualität sein mag, so sind die Sachen doch nur für den sporadischen Gebrauch des Freizeitsegelns gebaut und entsprechend anfällig); für Thomas noch einen Bürotag in der Woche; Kochen, Waschen (ohne moderne Waschmaschine), Haushalt bleibt einem nicht erspart und man muss dann ja noch von A nach B kommen. Dies ist zwar der „Spassteil“, aber das bedeutet ja nicht, dass es nicht ermüdend sein kann. Jedenfalls hat Thomas schon fast jeden Ausrüstungsgegenstand auf Kalibu auseinandergenommen und gewartet oder repariert, bis hin zum Generator, den kein Argentinier mehr anfassen wollte, nachdem die Brasilianer das Teil auseinander gebaut hatten, aber das Ersatzteil nicht besorgen konnten. Ich habe mich mit meiner Nähmaschine an einer „Kuchenbude“ versucht. Es fehlte das „Hotknife“ (die Anschnitte sind daher nicht so elegant) aber sie erfüllt ihren Zweck.
Der geplante Landausflug führt uns nun über den Paso Puyehue, dies ist einer der wenigen Andenpässe, die nach Argentinien rüber führen, zur Westseite der Anden. Wir verlassen Puerto Montt nach Norden über die legendäre Panamericana, können aber leider die Landschaft nicht geniessen. Wir sind von dichtem Nebel eingehüllt. Der verzieht sich zwar, als wir nach Westen auf die Ruta 215 abbiegen, aber die Vulkane Osorno und Calbuco können wir nur im Reiseführer bewundern. Sie bleiben in den tief hängenden Wolken verborgen.
Dieser Andenpass ist mit seinen 1300 Metern leicht zu befahren und führt am gleichnamigen Vulkan Puyehue vorbei. Überall sind noch die Spuren der letzten Eruption, in 2011, zu sehen. Riesige Aschefelder und abgestorbene Wälder säumen die mäandernde Strasse. Nach einer Weile öffnet sich dann aber doch der Blick auf die Argentinische Pampa. Weniger als 500 km von hier beginnt der Atlantik und etwas südlich liegt die Caleta Horno, wo wir vor 131 Tagen mit Kalibu, SY Robusta, SY Galatee und SY Cara Mia vor Anker lagen.