Seit Samstag liegt Kalibu sicher in einem spektakulären Naturhafen Puerto Hoppner auf der Isla de los Estados. Am vergangenen Mittwoch verließen wir San Julian in großer Eile. Der Wetterbericht hatte sich schlagartig verändert und versprach nichts Gutes. Auf der Pazifikseite von Patagonien bildete sich ein riesiges Sturmtief aus, dessen Ausläufer an diesem Wochenende den Südatlantik erreichen sollten. Wir rechneten kurz hin und her und waren überzeugt, die rund 400 Meilen schafft die Kalibu bevor der Wind um die Ecke weht. Es war eine große Herausforderung!
… die mit dem Heben der beiden Anker begann. Ankerkette und Ankertrosse waren mehrmals vertörnt, es haben sich Massen an Kelp, leuchtend orangefarbene Seegurken, Schnecken und anderes Getier an dem Ankergeschirr verfangen und wir mussten mehr als eine Stunde ackern bis wir los konnten. Im Laufe des Nachmittags drehte der Wind von Ost, Nord-Ost nach Nord-Nord-Ost und wir konnten entspannt entlang der Patagonischen Küste segeln. Um 22:00 Uhr war dann Schluss. Der Wind wurde „abgeschaltet“. Mit der Perspektive Sturm am Wochenende überlegten wir nicht lange, 5 Knoten Durschnittsgeschwindigkeit durften wir nicht unterschreiten und schalteten den „arabischen Wind“ an, auch als eiserne Genua oder Unterwassergenua bekannt. So ging es dann die nächsten beiden Tage weiter, umlaufende Winde zwischen 0 und 25 Knoten aus allen erdenklichen Richtungen. Segel rein, Segel raus, Reff rein, Reff raus, Kuttersegel raus und Yankee rein und umgekehrt, Motor an und aus … uns wurde nicht langweilig. Die Cara Mia, eine Swan, die einen Tag vor uns von Puerto Deseado startete, war uns immer dicht auf den Fersen, in etwa 50 Meilen Abstand. Die Robusta und die Galatee fielen schnell zurück, weil sie nicht motorten.
Mit jedem Tag wurde es kälter. Zoë freute sich riesig, als sie das erste Mal ihren Atem sehen konnte (wir sind hier im Hochsommer!). Thomas verkroch sich in den Salon und startete unseren Taylor (Petroleumofen). Nur ich harrte während meiner Wachen im Kalten aus. Immerhin sind die Nächte hier nicht mehr stockdunkel, obwohl Mitsommer schon einen Monat hinter uns liegt. Am Horizont ist immer ein hellblauer Schimmer zu sehen und der Mond ( wenn er nicht gerade von Wolken bedeckt ist ) leuchtet riesig, fast golden am Himmel.
Am letzten Tag auf See wurde es dann noch mal richtig spannend. Schaffen wir das vor dem Starkwind/Sturm oder nicht? Die Gegenströmung nahm mehr und mehr zu, bis sie 20 Meilen vor der Maire-Street 3 Knoten erreichte. Es stand Wind gegen Strom und die See war konfus. Bei 5 Knoten Durschnittsgeschwindigkeit sind 3 Knoten Gegenstrom natürlich nicht unerheblich. Außerdem nahm der Versatz stetig zu. Zuletzt zeigte unser Kompass 115 Grad, das Ziel, Puerto Hoppner, lag aber bei 145 Grad. Die Maire Street, wo wir nicht hinwollten, zog uns fast schon magisch an. Mit 2 Stunden Verspätung schafften wir es dann aber doch. Die Einfahrt zur Bucht lag vor uns.
Puerto Hoppner ist natürlich kein Hafen! Eher eine Caleta. Es gibt ein äußeres und ein inneres Becken. Beide sind von kargen hohen Bergen, auf denen noch letzte Schneefetzen liegen umgeben. Um in das geschützte innere Becken zu gelangen, muss man durch eine etwa 10 Meter breite Engstelle durch ( unsere Kalibu misst 4,50 Meter, da bleiben dann rechts und links weniger als 3 Meter ), an der mit starkem Tidenstrom zu rechnen ist. Die Felsen schienen zum Greifen nah zu sein. Es ist uns aber geglückt und dann lag sie vor uns, die kleine Insel hinter der man sich gut verstecken kann. Wir sind nicht das einzige Schiff hier. Die YAO! unter französischer Flagge, war schon da und deren Hunde haben uns lautstark begrüßt.
Angekommen in den Schreienden Fünfzigern! Es sind noch rund 100 Meilen bis zur Beaglestrasse. Wir warten auf ein günstiges neues Wetterfenster. Eine möglichst präzise Wetterbeobachtung ist hier sowieso das A und O, wenn man die schreienden Fünfziger nicht hautnah miterleben will. ((Leider können wir keine Bilder in normaler Auflösung hochladen. Das werden wir nachholen, sobald wir wieder in der Zivilisation sind.))