verfasst von Zoë Arnold
In Mindelo, Kapverdische Inseln, im Fishing Club haben wir Georg den Wandergesellen kennengelernt. Ein Wandergeselle ist z.B. ein Zimmermann, der für drei Jahre auf Wanderschaft geht. Auch andere Berufe haben diese Tradition aber Zimmermänner trifft man am häufigsten. Zimmermänner erkennt man an den dicken schwarzen Cordhosen und schwarzen Jacken. Georg hatte noch einen schönen Schlapphut und einen gedrehten Wanderstock. Georg will unbedingt nach Südamerika, in ein Land, in dem Spanisch gesprochen wird. Er wird von Anja und Thomas mit der Segelyacht Robusta mitgenommen, die aber erst nach dem Karneval starten.
Georg hat uns im Fishing Club gefragt, ob wir ihn nach Tarrafal auf Santo Antao, die Nachbarinsel, mitnehmen können. Natürlich haben wir ja gesagt, denn wir wollten ja auch dorthin. Wir haben uns für den nächsten Tag verabredet. Nach einer schnellen Verabschiedung sind wir los gesegelt. Die Überfahrt war toll. Georg hat Leo und mir sehr viel von seinen bisherigen Reisen erzählt und uns sein Wandertagebuch gezeigt, an dem aussergewöhnlichste war, dass er keinen einzigen Satz selber rein geschrieben hat. Wandergesellen haben ein Wandertagebuch das sie immer dabei haben. An jedem Ort, an dem sie vorbeikommen, fragen sie, ob sie einen Stempel oder etwas ähnliches bekommen können. Manche Leute schreiben aber auch einen Text hinein, z.B. Glückwünsche. Und es gibt ein paar Fotos, die sie auch geschenkt bekommen. Das Wandertagebuch dokumentiert die Reise und enthält nur Einträge von anderen.
Gegen Abend war Tarrafal in Sicht. Das erste was wir sahen, waren die sehr grossen Atlantikwellen, die eine sehr sehr sehr hohe Brandung gemacht haben. Unser Skipper und unser erster Offizier bekamen Zweifel. Ein Anlandung mit Arriba, unserm Beiboot, war unmöglich. Doch dann entdeckte unser erster Offizier ein paar Fischer in ihrem Fischerboot, die ihre Fische an Land brachten. Die haben viel mehr Übung und Erfahrung als wir und es gab Helfer an Land, die mit Rat und Tat zur Seite standen. Unser Skipper verlangte, dass wir uns sofort und auf der Stelle bemerkbar machen müssten. Also stellte sich unser erster Offizier mit mir zusammen an den Bug und wir winkten. Doch die Fischer fuhren erst mal an Land, um ihre Fische abzugeben. Dann kamen drei zurück, um Georg abzuholen. Sie hatten also verstanden, was wir von ihnen wollten. Ich musste die Fender zwischen das Fischerboot und unsere Segelyacht Kalibu halten. Georg zögerte. Der Skipper sagte: hurtig hurtig. Und Georg stieg in Unterhosen ins Boot, denn im Boot stand Wasser und es war vorherzusehen, dass die Cordhose (wenn er sie an hätte) beim Anlanden ganz sicher nass würde. Sein kleiner Rucksack war in einer Mülltüte. Als er im Boot sass, reichte Leo ihm Mülltüte, Stock und Hut und ab ging‘s. Mit Ruderkraft Richtung Ufer. Wir beobachteten ihn bis er sicher an Land war. Die Fischer sahen sich die Wellen lange sehr genau an, ruderten vor und zurück und vor und wieder zurück, bis sie einen ruhigen Moment abgepasst hatten und ganz schnell das Boot an Land brachten. Bewundernswert wie toll sie das hingekriegt haben!
Wir wünschen Georg viel Glück. Und wir haben uns den Weg nach Tarrafal Nr. 2 gemacht. Nr. 2 liegt auf der Insel Santiago.
Hallo Zoe,
du hast einen neuen Fan! Du schreibst sehr gut, besser als gar mancher erwachsener Blogger! Freu mich auf mehr!
Liebe Grüße
Steffi