22.05.2019 – Auf den Spuren der Kreuzritter in Nordzypern
Am 19.05. kommt Olaf spät abends an, um mit uns zusammen in die Türkei zu segeln. Wir liegen in der Karpaz Gate Marina in Nordzypern, die einen hohen Standard hat, aber noch ziemlich leer ist. Vermutlich meiden viele Segler den Norden, da man nicht so einfach zwischen Nord und Süd hin her reisen kann. Um es präziser zu sagen, wer einmal in Nordzypern einklariert hat, darf theoretisch nie wieder mit dem gleichen Boot in Südzypern einreisen. Wir kennen beide Teile der Insel und finden den Norden sehr viel schöner, ausserdem wollen wir von dort in die Türkei und nicht nach Europa, da fällt uns die Wahl für den Norden nicht schwer.
Kalibu in der Karpaz Gate Marina
Den Tag verbringen wir mit Bootsreinigung, quasi ein klassischer Samstag, putzen, putzen, putzen und ein bisschen reparieren. Die Kinder räumen ihre Kojen aus, damit Olaf ein Plätzchen findet, an dem er sich zurückziehen kann. Mit Blick auf das baldige Ende unserer Reise sortieren wir schon alle möglichen Sachen aus, die wir in naher Zukunft nicht mehr brauchen. Die Entlastungsbälle fürs Ankern in Korallengebieten zum Beispiel. Oder die vielen zusätzlichen Dieselkanister, die unser Deck verunstaltet haben und in regelmässigen Abständen ausliefen, immer dann, wenn sie von übereifrigen Tankwarten randvoll gefüllt wurden. Das Netz am Seezaun muss auch weg. Es ist sandig, salzig, morsch und zerfällt in Einzelteile. So nach und nach verwandelt sich Kalibu wieder zurück, von einem überfüllten Fahrtenboot in ein ansehnliches „Mittelmeerboot“.
Es ist Wochenende, am nächsten Tag mieten wie gemeinsam mit Olaf ein Auto, um den Karpaz, den langen Ausläufer im Nordosten der Insel zu erkunden und auf den „Spuren der Kreuzritter zu wandeln“.
Obwohl der Status dieses Inselteils nach wie vor ungeklärt ist, sieht man an vielen Orten die Türkische Flagge neben der Nordzypriotischen wehen. Überall stehen Bauruninen in der Landschaft, die vor Jahren schon aufgegeben wurden. Wahrscheinlich wurden sie in der Hoffnung den Wert des Baulandes zu erhöhen und mit Blick auf die mögliche Entschädigung für Südzyprioten, die ihr Grund im Norden aufgeben, in Angriff genommen. Trotz alledem ist dieser Inselteil im Vergleich zu Südzypern noch recht ursprünglich.
Die Orte, die wir vor 14 Jahre besucht hatten, Girne z.B., sind ungeachtet des bestehenden Handelsembargos erstaunlich schnell gewachsen. Es ist kaum ein Unterschied zu türkischen Städten der gleichen Grösse zu erkennen. Ganz im Gegenteil, Häuser und Autos zeigen, es ist viel Geld unterwegs. Das mag an den Spielkasinos liegen, die in der Türkei so nicht erlaubt sind oder vielleicht einfach nur an der Tatsache, dass hier Geld sicher geparkt werden kann, ohne dass eine EU Behörde auf die Idee kommen könnte die Konten zu kontrollieren. Noch nicht.
Kloster Apostolos Andreas
Unser erster Ausflug führt uns in den äussersten Nordosten der Karpas Halbinsel. Die Strassen werden enger und schlechter, die 5 Menschen bringen die Stossdämpfer des Autos bei jedem Schlagloch an die Grenzen. Aber es lohnt sich, wir fahren durch eine schöne mediterrane Landschaft, die noch mit einfachen Mitteln bewirtschaftet wird. Am Ende erwartet uns das Kloster Apostolos Andreas, ein Wallfahrtsort der orthodoxen Kirche. Hier gibt es eine Quelle, dessen Wasser Blinde sehend macht. Meine Augen sind von dem Rote Meer Sand noch etwas angegriffen, deshalb teste auch ich die Wirkung des Wassers. Hilft natürlich nicht, wie sollte es auch, ich bin ja nicht gläubig.
Gotische Klosterrunine der Abtei Bellapais
Tags drauf, am 22.05., feiern wir meinen Geburtstag und auf meinen speziellen Wunsch gehen wir direkt nach dem Frühstück erst einmal im Beach Club der Marina Schwimmen. Diese (hier kostenfreien) Luxus gönnen wir uns selten. Es ist so früh, dass wir allein sind und den schönem infinity pool für uns haben. Die Kinder ziehen es trotzdem vor im Meer zu schwimmen. Danach geht es Richtung West, wo wir die Ruinen der Bellapais Abtei besuchen. Es handelt sich um eine gotische Klosterruine, die uns vor allem wegen ihrer spektakulären Lage auf einem Felsvorsprung des Kyrenia Gebirges beeindruckt. Im Anschluss und weil es so schön ist in alten Gemäuern mit Blick über Nordzypern zu wandeln, fahren wir noch nach St Hilarion, eine Höhenburg, die manchmal auch „Schloss der 1000 Gemächer“ genannt wird. Dabei handelt es sich auch um ein ehemaliges Kloster aus byzantinischer Zeit, das als Festung ausgebaut wurde, weil man sich vor einem Angriff der Kreuzritter fürchtete. Überhaupt ist Zypern übersät mit Ruinen, die alle Zeugen einer sehr bewegten Geschichte sind. Im Gegensatz zu dem Auf und Abschwung, zu den Streitigkeiten und Kämpfen der Vergangenheit ist der heutige Konflikt fast schon banal. Nachzulesen bei Wikipedia.
Sankt Hilarion oder Schloss der 1000 Gemächer
Blick vom Zimmer der Königin von Sankt Hilarion über den Nordteil von Zypern