02.06.2019 – Ein Ausflug auf den Spuren der Kaiserin Zoë und dem Nikolaus bis hin zum türkischen Delfi
Die wunderschönen Berge, die wir die ganze Zeit vom Meer aus bewundern können, wollen wir auch auf dem Landwege erkunden. Wir mieten uns ein Auto, um von Finike, wo Kalibu in einer Marina liegt, nach Myra, dem heutigen Demre, und in die dahinter liegenden Berge zu fahren.
Myra liegt quasi an der nächsten grösseren Bucht und wir erreichen diese kleine, landwirtschaftlich geprägte Stadt schnell über die Küstenstrasse.
Das Theater in Myra ist vor allem für seine elaborierten Reliefe bekannt
Unser erstes Ziel: die lykischen Felsengräber und das gut erhaltene römische Theater von Myra. Diese liegen direkt nebeneinander und werden von vielen TUI-Reisebussen angefahren. Die Kinder sind beeindruckt von dem antiken Theaterbau, der wahrscheinlich Jahrhundertelang vom Schlamm des Demre Flusses bedeckt war.
Myra ist noch heute eine wichtige Stätte für orthodoxe Christen, weil hier im 4. Jahrhundert der heilige Nikolaus als Bischof residierte und in einer byzantinischen Basilika begraben wurde. Die Basilika wurde nach der Jahrtausendwende (1042-1055) von der Kaiserin Zoë und ihrem Ehemann erneuert. Das ist für uns Grund genug, die Kirche zu besichtigen.
Fresken in der St Nikolaus Basilika
Blick auf die Flussmündung und das Tal des Demre – das gesamte Ufer und die fruchtbare Ebene sind dicht mit Gewächshäusern bebaut
Nachdem wir uns in Demre mit einem klassischen türkischen Imbiss, Kebab und Pide mit Ayran, gestärkt haben, geht es weiter Richtung Arykanda. Die enge Strasse windet sich von hier in vielen Serpentinen die Berge des Taurusgebirges hoch und schon nach kurzer Fahrt hat man einen wunderschönen Ausblick auf die fruchtbare Ebene und das Mittelmeer. Hier wird einem das schiere Ausmass der Gewächshäuser von Demre erst so richtig bewusst, die ganze Ebene ist überwiegend mit weissen Plastikfolien überspannt. Nur ab und zu sieht man noch traditionelle gläserne Häuser. Mitten durch schlängelt sich das breite Flussbett des Demre, das zu dieser Jahreszeit fast kein Wasser mehr führt. Leider zeigt sich hier eine weitere Dimension der Plastikverschmutzung unserer Meere. Es sind nicht nur die vielen Einmalverpackungen, die diese verschmutzen, auch die Folien, die hier als billige Alternative zum Glas benutzt werden, werden vom mitunter starken Meltemi (ein lokaler Wind aus West) ins Meer geweht. In der Bucht „Port Genovese“ haben wir viele etwa quadratzentimeter grosse Folienteilchen aus dem Meer gefischt.
Traditionelle Bauernhäuser im Hinterland von Demre
Wir erreichen so eine Art Hochebene, die einen ganz anderen Eindruck von der Türkei vermittelt. In den kleinen Dörfern findet man noch traditionelle Bauernhäuser, zweigeschossig, unten die Stallungen und oben die Wohnbereiche. Häufig haben diese einfachen ausgefachten Fachwerkkonstruktionen einen quadratischem Grundriss mit vorgelagerter Treppe und Veranda aus Holz. Viele dieser Häuser verfallen so langsam, manchmal sind sie notdürftig mit den eben erwähnten Plastikfolien geflickt, manchmal mit modernen Betonsteinen ergänzt.
Die antiken Ruinen von Arykanda, die überwiegend aus der römischen Zeit stammen, liegen knapp 30 km von Demre entfernt, auf etwa 800 Metern Höhe in den Bergen. Es verwundert nicht, dass man von den Ruinen aus einen grandiosen Ausblick ins Umland hat. Wie meist, sind auch hier die öffentlichen Gebäude: Theater, Thermen, Agora, Stadion, Gymnasium, Odeon und die Nekropole erhalten. Nur vergleichsweise wenige Besucher verirren sich hierher. Ist wohl zu weit weg vom allgemeinen Baderummel an der Küste. Ausserdem liegen die Ruinen weitläufig verteilt auf Terrassen an einem recht steilen Hang und das rumkraxeln macht in der prallen Mittagshitze nicht allzu viel Spass.
Von der Agora von Arykanda aus hat man einen grandiosen Blick über die Landschaft – heute wächst hier ein schattenspendender Baum – dahinter sieht man den Zugang zum Odeon
Das antike Odeon war wahrscheinlich ein überdachter Raum, der für Vorträge, Ratsversammlungen, Gesang und Instrumentalmusik genutzt wurde
Auch vom Theater von Arykanda konnte man weit in die Landschaft blicken
Wir kommen zwar erst am späten Nachmittag dort an, haben aber trotzdem einen Riesendurst nachdem wir die Ruinen abgelaufen sind. Direkt am Abzweig zur Stadt entdecken wir dann zum Glück einen kleinen Markt, der sich an einem Gebirgsfluss etabliert hat, wo die Einheimischen fleissig Trinkwasser in Kanister abfüllen. Denen schliessen wir uns an, das kalte Wasser schmeckt köstlich. Und die erntefrischen Früchte sowie der selbst hergestellte Käse ebenfalls.
03.06.2019 Auf Wiedersehen Olaf!