26.02.2016 — Bevor wir losfuhren, hatten wir den Eindruck, dass es schwierig würde sich im Wirrwarr der Kanäle zurechtzufinden. Spätestens als wir in Puerto Williams das „Zarpe“ beantragten, stellte sich aber heraus, es ist simpel. Die Armada hat nur die großen Kanäle offiziell freigeben und gibt einem bei der Beantragung ein bereits vorgefertigtes Formular, in dem genau diese Kanäle drin stehen. Unsere eigene Routenplanung legten sie ungesehen zu den Akten. Wir fragten dann nach, ob wir auch den Canal Barbara ( der ist nicht freigegeben, aber die kürzeste Verbindung zur Magellanstrasse ) befahren dürfen. Ja natürlich, war die klare Ansage. Das Formular ( indem der weite Umweg über den Canal Magdalena verzeichnet war ) könne er aber nicht ändern, dies wäre die Standardausführung. Thomas ließ nicht locker und so wurde das Formular handschriftlich geändert und abgestempelt. Damit haben wir den offiziellen Segen diesen schönen Kanal, indem wir uns grade befinden zu befahren.
Der Wind scheint auch eine kleine Pause einzulegen. Das passt gut, es gibt nämlich zwei recht enge Stellen, durch die wir durch müssen. Das ist eine kleine Herausforderung, weil für die „inoffiziellen“ Kanäle keine detaillierten Karten erhältlich sind.
In den letzten Wochen kamen die Tiefdrucksysteme, durch den „el niño“ Effekt begünstigt, in kurzen Abständen im Reißverschlusssystem heran. Mal waren es die hier durchaus üblichen Tiefdruckgebiete, die rund um die Antarktis kreisen und das Meerwasser ungehindert vor sich her treiben, aber dazwischen kamen immer wieder welche aus dem Pazifik, wo sich in anderen Jahren eher ein stabiles Hochdruckgebiet breit macht. Fast ohne Atempause ging das so: 30 bis 40 Knoten, kurze Verschnaufpause von selten mehr als 9 Stunden, dann wieder 30 bis 50 Knoten. Zum Glück halten unsere Landleinen Marke Polysteel 😉 gut.
Heute, am 26.2.16, sind wir zusammen mit der YAO! unterwegs, die im Seno Ocasion, Caleta Brecknock, wieder zu uns stieß. Wir sind gemeinsam zu den wunderschön gelegenen Seen gewandert und haben abends Pfannkuchen mit selbst gemachter Marmelade ( von mir und Zoë ) aus eigenhändig gesammelten Chaura Früchten (pernettya mucronata ) gegessen. Die Idee mit der Marmelade kam von Shu-In, die gerne und sehr gut kocht und außerdem noch experimentierfreudig ist. Roh schmecken die Früchte etwas eigenartig, aber als Marmelade sind sie super. Etwas bitter im Nachgeschmack, ähnlich wie die englische Orangenmarmelade. Leider haben wir nur sehr wenige Calafate-Früchte gefunden. Die wären sicher noch leckerer.
Tags zuvor starteten wir gemeinsam mit der Alumni vom Paso Aguirre, am südlichen Ende der Isla Brecknock. Wir dachten schon, wir würden sie nicht mehr treffen. Sie liefen einen Tag vor uns aus Puerto Williams aus und die Alumni ist deutlich länger, als unsere Kalibu. (Nicht zu vergessen, sie hat den schönsten Motorraum, den wir je gesehen haben. Der Motor wird als Skulptur unter Downlights frei im Raum präsentiert. Der Rest vom Schiff ist natürlich auch toll ;-)) Sylvia und Hans-Georg planen in einem Rutsch durch den Canal Acwalisnan und die gefürchtete Magellanstrasse zu segeln, an deren westlichem Ausgang zum Pazifik gut und gerne Böhen bis 70 Knoten auf einen „warten“ können. Der Wind macht halt gerade eine Pause. Diese wollen sie ausnutzen. Die ersten Stunden segelten wir dann zu Dritt. Zu unserer Überraschung tauchte nämlich beim Ablegemanöver noch der Katamaran von Hans-Peter auf. Selten viel los in dieser Ecke, eine willkommene Abwechslung für uns.