Nichts für Menschen mit Höhenangst sind die meisten Straßen in Peru!
Wir haben uns entschieden auf dem Weg zurück nach Lima die Küste zu verlassen und eine kleine Rundreise durch die Berge zu machen, um dort noch weitere archäologische Stätten zu besichtigen. Was auf der Karte wie ein Abstecher aussah, entpuppt sich schnell als eine abenteuerliche Mehrtagestour. Erstes Ziel ist Jaen, eine tropische Stadt im Departemento Amazonas. Die ist von Chiclayo nur 300 km entfernt und eigentlich noch gar nicht in den Bergen, aber trotzdem kommen wir erst gegen Abend dort an. Jaen war nur als Übernachtungsstopp gedacht – Nachtfahrten sind unserer Meinung nach keine gute Idee in Peru – überrascht uns aber mit seiner regen Geschäftigkeit. Internationale Touristen sind in Jaen selten. Das Klima und das chaotische Treiben auf der Straße erinnerte sehr an Brasilien. Wir quartierten uns in einem zentralen Hotel mit Pool ein und genießen den Sprung ins kühle Nass. Am nächsten Morgen sind wir beim Frühstück umgeben von Geschäftsreisenden, Laptop vor sich, Telefon am Ohr – so wie man es aus Berlin kennt …
Nächstes Ziel ist Karajia. Dort erwartet uns eine Grabstätte, erst 1985 entdeckt, mit über 2 Meter hohen aufrecht stehenden Sarkophagen, die in einer Steilwand stehen und majestätisch auf die andere Talseite blicken (Fotos werden nachgeliefert, wenn wir wieder in Chile sind). Die Sarkophage gleichen den berühmten Steinfiguren auf den Osterinseln, nur sind sie viel kleiner. Auch der Weg dorthin sah auf der Karte harmlos aus. In Wirklichkeit geht es über holprige, schlammige Serpentinen den steilen Berg bis auf knapp 3000 Meter hoch. Kaum zu glauben, aber dort oben befinden sich mehrere Dörfer und die Straße verzweigte sich mehrmals. Wir verfahren uns prompt – nicht nur einmal! Endlich angekommen, wartet ein Trupp von selbsternannten Guides mit Pferden, um uns die letzten Meter zur Grabstätte zu führen. Das erschien mir dann doch allzu dekadent. In unserem Reiseführer wird ein 20 minütiger Fußweg erwähnt. Nur Zoë, die ja Geburtstag hat, kommt daher in den Genuss auf hohem Ross den Berg hinab geführt zu werden. Es geht vorbei an steilen Kartoffelfeldern und frei umherlaufenden Pferden – diese mit eindeutig spanischen Vorfahren – bis wir am Steilhang ankommen. Die bunten Sarkophage mit den akkurat ausgearbeiteten Nasen stehen weit oben in der Steilwand, gefährlich nahe am Abgrund und es ist zu vermuten, dass sie die letzten Überbleibsel dieser Grabstätte sind.
Auf dem Rückweg bereue ich die Entscheidung gegen das Pferd. Liegt es wohl schon an der ungewohnten Höhe? Wie auch immer, jedenfalls muss die Pumpe ganz schön arbeiten, wir sind alle drei schnell außer Puste. Die vielen Klimawechsel der letzten Tage fordern womöglich auch ihren Tribut.
Aber es hilft nichts, wenn wir nicht im Auto übernachten wollen, müssen wir uns sputen. Wieder die schlammige Serpentinenstraße runter, um auf der anderen Seite abermals in Serpentinen rauf in die nächst größere Stadt zu fahren, Chachapoyas.
Chachapoas liegt auf 2330 Metern, ist eine alte Kolonialstadt, die Hauptstadt des Departemento Amazonas und auch das Tor zum Amazonastiefland.