Tahiti entpuppt sich als Wanderparadies, die fast runde Hauptinsel mit ihren bis zu 2.240 Metern hohen Bergen ist durchzogen von tiefen Schluchten mit dichter tropischer Vegetation, wilden Flüssen und rauschenden Wasserfällen. Wir kämpfen uns auf den immerhin 2.066 Meter hohen Aora’i hoch, schaffen aber die letzten 300 Höhenmeter nicht mehr. Dunkelgraue Wolken kündigen eine tropischen Regenschauer an und wir sind zudem eh ziemlich geschafft.
Die zu erledigenden „maintenance-jobs“ halten uns ganz schön auf Trab. Einiges kann erst in Neuseeland in Angriff genommen werden, z.B. die Erneuerung unserer Kühlbox. Der Techniker war ganz entzückt, als er den fast 30 Jahre alten Kompressor sah, schreckte aber gleich zurück, als wir anfragten, ob er das System denn erneuern würde. Zu viel Arbeit! Die Batterien sind zum Glück nach der fachlichen Beratung von Herrmann von der SY Lyra wieder in einem akzeptablen Zustand. Die Solarpaneele, die in den Gambiers beschädigt wurden, konnten wir ersetzen. Die sind hier sogar deutlich günstiger, als in Deutschland, chinesisches Fabrikat. Für den Windgenerator bekamen wir die Halterung geschenkt, es fehlt aber noch ein kleines Plastikteil, das vom Squall weggeweht wurde, Lieferzeit etwa 3 Wochen. Das ist zu lang. Ausserdem stellte Thomas nach einem weiteren frustrierenden Basteltag abschliessend fest, dass auch die Elektronik durchgebrannt ist. Hat ganz schön geweht in den Gambiers. Unseren Anker haben wir ergänzt durch einen weiteren Hauptanker. Wir brauchen nach Angaben des Herstellers Rocna einen 25 kg Anker, hätten aber gerne den nächst grösseren gekauft. Allein um nachts ruhiger zu schlafen. Der war aber grad ausverkauft und nicht in der aktuellen Lieferung des Händlers dabei. Also sind wir bei den 25 kg geblieben und werden bei schlechtem Wetter einen Tandem-Anker ausbringen. Beim Hauptsegel musste das gesamte Achterliek erneuert werden. Das ist bei einem Rollsegel, der Teil, der durch den Schlitz auch in eingerolltem Zustand immer Sonne abbekommt. Und die ist wirklich unerbittlich!
Ach ja, nicht zu vergessen, ein Einkauf stand auch noch an. Unser Proviant muss nun bis Neuseeland reichen. Ausserdem, so leckeren Käse wird man ganz sicher in nächster Zeit nirgends mehr bekommen. Kalibu ist jedenfalls wieder gut gefüllt mit frischem Obst – die Mangos sind mittlerweile reif, sehr lecker – Gemüse und etwas Fleisch aus Neuseeland. Die einschlägigen Reiseführer raten zwar davon ab, sich in Französisch Polynesien zu verproviantieren. Das kann ich jedoch ganz und gar nicht nachvollziehen. Erstens sind die Grundnahrungsmittel -Mehl, Zucker, Hülsenfrüchte, Nudeln, Reis, Trockenmilch- nur unwesentlich teurer als in Deutschland. Und wenn man lokales Obst und Gemüse wählt, ist das hier in Tahiti durchaus bezahlbar. Das Angebot an Konserven ist vielfältig und es gibt sogar akzeptable Fertiggerichte im Glas eingemacht zu kaufen. Eingemachte fertige Gerichte sind sonst nicht so meine Sache, aber da ich mit dem pazifischen Wellenchaos so meine Probleme habe, landeten davon auch ein paar als „Notration“ im Einkaufskorb. Ob es nun die wohlklingenden französischen Namen waren oder die Aussicht auf mögliche 3+++ Meter Wellen, …??
Am Ende haben wir jedenfalls von Tahiti gar nicht so viel gesehen. Einmal rum auf der Route de Ceinture, einmal hoch auf den Aora’i, einmal ins Musée de Tahiti und sonst viel Arbeit und Organisation. Den Je Truck, Pick-Ups die für den öffentlichen Transport umgebaut wurden, haben wir vermisst. Wurde die verboten oder sind grad Ferien? Wir wissen es nicht.
Zum Glück bietet die zentral gelegene Stadtmarina immer wieder neues. Jeden Tag kommen Scharen von traditionellen Auslegerkanus vorbei; nette Roulettes sind nur 5 Gehminuten entfernt, das sind pop-up Restaurants, die von chinesischen Nudeln bis hin zu französischen Crepes alles anbieten; jeden Tag gibt es interessante Schiffe aller Art zu bestaunen. Auch hier können wir den Reiseführern, die wenig gutes über die Stadtmarina äussern, ganz und gar nicht folgen. Wir liegen hier sehr zentral gegenüber von einem neu angelegten Uferpark, der Service ist korrekt, die Preise sind akzeptabel.
Trotz alledem und vor allem wegen der vielen Reparaturjobs freuen wir uns auf die Weiterreise. Morgen geht es erst Mal zur Nachbarinsel Moorea, wo wie hoffen die ersten Buckelwale dieser Saison zu Gesicht zu bekommen.