22.09.15 – Wir warten seit knapp einer Woche auf unser Ersatzteil. Die ersten Tage, als das Wetter sich unbeständig zeigte, brachten wir das Schiff ein bisschen auf Vordermann und wir kümmerten uns intensiv um die Schule der Kinder. Nachdem dann endlich wieder die Sonne hervorkam, fuhren wir mit Kalibu nach Ubatuba (mal wieder kein Wind zum Segeln), um das dort ansässige Schildkrötenprojekt (es gibt in der Tat Schildkröten, die 2 Meter lang werden und bis zu 900 kg schwer!) zu besuchen. Danach ging es zum Baden zur Ilha Anchieta. An beiden Ankerplätzen verwandelte der unsägliche Atlantikschwell unsere Kalibu in eine „non-stop Schaukel“ und trieb uns wieder zurück in die wunderbar ruhige Bucht Saco Di Ribeira. . Am Montag hätte nun endlich das Ersatzteil für unseren defekten Dieselgenerator geliefert werden sollen und auch die Windprognose wäre günstig für eine Weiterfahrt nach Süden. Aber es wurde ein völlig falsches Teil geliefert. Zu allem Überfluss stellte der Lieferant nun fest, dass er das Teil, das wir brauchen, gar nicht in Brasilien besorgen kann. Wir müssen daher mit einer Lieferzeit von vier Wochen rechnen. (Die vier Wochen ergeben sich vermutlich nicht aus der eigentlichen Lieferzeit, sondern aus dem Umstand, dass das Teil durch den Zoll muss und das ist in Lateinamerika generell schwierig und zeitaufwendig.) Die Enttäuschung ist groß. Wir bitten die Firma, den defekten Generator wieder einzubauen. Die kommen 2 Stunden später mit unserem Generator in Einzelteilen. Na super! So war das nicht gemeint. Unsere Zweifel sind groß, ob das je wieder ein funktionierender Generator wird … . Überhaupt ist der Tag eher von schlechten Nachrichten bestimmt. Zu allem Überfluss hat Thomas noch Ohrenschmerzen und bei mir meldet sich mein Rücken. Vor ein paar Tagen bin ich auf dem regennassen Boot ausgerutscht und ungebremst aufs Steißbein gefallen. In den Nachrichten wird von der Copacabana in Rio berichtet. Dort wurden die Badenden am helllichten Tag in großem Stil ausgeraubt. Es kam zu Handgefechten. Kann nur noch besser werden … !
Ein brasilianisches Wochenende
Die Ilha Anchieta, die heute zu großen Teilen mit Atlantischem Regenwald bedeckt ist, war im 19. Jhd so dicht bevölkert, dass die gesamte Fläche als Ackerland genutzt wurde. Das kann man sich heute kaum noch vorstellen. Meist ist das Bild der brasilianischen Küste ja von umgekehrten Prozessen geprägt. Gemeint ist die ungehinderte Urbanisierung von ehemals kleinen Fischerdörfern. Das Ergebnis ist dann eine mehr oder weniger gelungene Kopie der Copacabana. Nur fehlt das dazugehörige urbane Leben. Diese „Retorten“ sind nicht mehr als als eine Ansammlung von nur zur Hochsaison genutzten Zweitwohnungen der wohlhabenden Brasilianer. Immerhin die Menge von Apartmenthochhäusern, die wir gesehen haben, darauf schliessen, dass es mittlerweile eine nicht zu übersehende Menge wohlhabender Brasilianer gibt.
Ilha Anchieta
Ein Nachtrag von Leonard vom 18.9.2015: Heute waren wir in Ubatuba, doch dort war es uns zu schwellig. Also sind wir zu einer besser geschützten Bucht der Ilha Anchieta gefahren.
Gleich nach dem Ankern paddelten wir zum Strand. Dort gab es zwei große Felsen, die dicht beieinander standen und wenn man sich zwischen ihnen hindurch quetschte, kam man an einen geheimen Strand. Dieser lag an einem von vielen großen Felsen umschlossen natürlichen Meerwasserpool.
Kaum hatten wir das Becken entdeckt, kam eine Schulklasse an. Der Lehrer kannte wohl auch unseren geheimen Strand. Schade, doch nicht ganz so geheim.
Zoë baute sich einen Pfeil, und ich einen Damm für den kleinen Bach der den Strand hinunter bis zum Wasser floss.
Das Schildkrötenprojekt
Von Zoë am 17.9.2015 erlebt – Nach einer kurzen Siesta fuhren wir an Land, um die Schildkröten zu besuchen.
Bis dahin mussten wir ein Stück zu Fuß laufen. Einen kleinen Umweg mussten wir auch machen, weil Papa ein Stück schwarzen Schlauch brauchte. Als endlich alle fertig wahren, ging es weiter. Nur eine kleine Unterbrechung noch, nämlich in einer Apotheke, denn Mama war der Meinung ich bräuchte unbedingt Vitamin B.
Als wir schliesslich bei den Schildkröten ankamen, erfuhren wir, dass die größte Schildkröte 2,60 cm groß wird (das ist fast doppelt so groß wie ich) und 900 Kilo schwer (das ist ungefähr elf mal so schwer wie Papa).
Dann sahen wir uns die lebendigen Schildkröten an. Ich finde, dass die meisten Becken viel zu klein für so große Schildkröten sind. Bekräftigt wurde das, weil es so aussah, als ob sie umbedingt raus wollten. Später erfuhren wir, sie hatten Hunger. Aber ganz konnte das den Verdacht nicht entkräften, dass die Becken zu klein sind.
In der Ausstellung wurden die Embryos und Eier der Schildkröten gezeigt. Und es wurde der viele Müll im Meer gezeigt. Eine Säule zeigte, wie viel Plastikmüll sie in den Verdauungsorganen der Schildkröten schon gefunden hatten.
Noch immer in Saco di Ribeira
Kalibu liegt noch immer in der Bucht Saco di Ribeira bei Ubatuba. Wir warten auf ein Ersatzteil, auf den speed governor des Dieselgenerators.
Obwohl wir nur durch Zufall hier gelandet sind (in Parati war das slippen zu teuer, jedoch hat sich das Rattern der Welle rapide verschlimmert, so dass wir hier einen Notstopp einlegen mussten), ist Saco di Ribeira als Reparaturstopp keine schlechte Wahl. Die Mechaniker sind hilfsbereit und zuverlässig und die Marina hat professionell gearbeitet. Auch wenn die Marineros sicher froh sind, uns los zu sein. So ganz passten wir nicht in das schicke Ambiente, ganz zu schweigen von dem Staub, den unsere Schleif- und Streicharbeiten auf den hochglanzpolierten Motorbooten hinterliessen – der Chef wollte uns allen Ernstes verbieten mit der Maschine zu schleifen, wir sollten das Boot von Hand bearbeiten ;-). Da sind die Besitzer von teuren Booten international wohl alle gleich. Fürs Boot nur das Beste und natürlich kann es nur in einer picobello Halle stehen … Die Handwerker sind entspannter und freuen sich mal etwas andere Bootsbesitzer kennenzulernen.
Ab ins Wasser …
Verfasst von Zoe – 11.09.2015 –
Als ich um 7:30 Uhr in unserem gemieteten Apartment aufwachte, lief Leo gerade nach unten um Mama und Papa zu verabschieden. Heute kommt Kalibu ins Wasser und Mama wollte Papa zum Club fahren. Leo und ich waren jetzt alleine. Als wir gerade frühstückten, kam Mama zurück. Schnell, das war das Wort der Stunde.
Schnell mussten wir zu Ende frühstücken, schnell noch Duschen, (weil wir ja auf Kalibu Wasser sparen müssen), schnell unsere Kleider zusammen suchen. Schnell, schnell, schnell. Spätestens um 10 Uhr, sagte Papa, kommt Kalibu ins Wasser.
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Das Apartment
Ein Beitrag von Leonard: Während Kalibu aus dem Wasser war, hatten wir ein Apartment, weil wir nicht auf Kalibu schlafen durften. Das Apartment lag in der Nähe von Kalibu und war sehr groß. Es hatte zwei Geschoße. Das untere beherbergte die Küche, das Badezimmer, das Elternschlafzimmer, das Ess- und Wohnzimmer und die Terrasse mit Hängematte und Esstisch. Die Hängematte war super!!! Im zweite Geschoß gab es das Kinderzimmer (für uns ganz allein) mit fünf Einzelbetten, und ein zweites Bad. Da ich und Zoë nur zwei Betten benötigten, schoben wir zwei Betten für mich zusammen und aus den anderen dreien wurden zwei Sofas und ein Bett für Zoë. Zoë wollte unbedingt in einem Einzelbett schlafen. In unserem Bad hatte die Dusche kein warmes Wasser und im anderen Badezimmer gab es nur warmes Wasser, wenn man das Wasser nur ein ganz kleines bisschen aufdrehte. Es gab keine Spülmaschine, aber da dran sind wir gewöhnt. Warmes Wasser gab es auch in der Küche nicht. Steckdosen gab es nur sehr wenige, aber Internet gab es.
Im Apartment waren wir von 18:00 bis 09:00 Uhr. Tagsüber wurde an Kalibu gearbeitet. Ich und Zoë sind morgens manchmal nicht mit in die Marina gefahren. Dann konnten wir ausschlafen. Da wir nicht mit streichen durften, weil die Farbe giftig ist, haben wir uns in der Marina gelangweilt.
Zu Abendgegessen haben wir im Gegensatz zum Mittagessen im Apartment. Leider gab es dort immer viele Moskitos. Mama und Zoë sagten, dass ich nach der ersten Nacht aussah, als hätte ich die Masern.
Fast geschafft …
Die Welle ist wieder drin. Der Motor wieder an seinem Platz. Das Unterwasserschiff neu gestrichen.
Aber der beiden Generatoren sind nach wie vor funktionsuntüchtig :-(( . Es lässt sich auch kein passendes Batterieladegerät auftreiben. Was im Internet angeboten wird, ist spärlich und gleich mehr als doppelt so teuer wie in Europa. Es wird schon werden. Morgen kommt Kalibu erst Mal wieder ins Wasser.

Kalibu kommt aus dem Wasser
Nach mehr als zwei Jahren kommt Kalibu nun wieder aus dem Wasser. Das ist ein spannender Augenblick. Klappt das Manöver und wie sieht das Unterwasserschiff wohl aus?
Ein Mitarbeiter der Marina kommt zu uns an Bord und weist Thomas ein. An der Slippanlage wartet schon ein Taucher, der Kalibu zusammen mit seinen Kollegen an Land auf dem Wagen richtig ausrichtet. Das schafft schon mal Vertrauen. Es klappt auch alles sehr gut.
Kalibu steht nun an Land und das Unterwasserschiff braucht auch wirklich dringend einen neuen Anstrich. Das ist aber die kleinste Aufgabe. Weiterlesen
Reparaturstau
Auf der Ilha Grande hat sich erst unser Windgenerator verabschiedet, dann am nächsten Tag gab der Dieselgenerator einen lauten Knall von sich und seit der Zeit geht der Regler nicht mehr. Auf dem Weg nach Parati stellte sich dann noch (aller guten Dinge sind 3 – der schlechten vielleicht auch?) ein unangenehmes Rattern der Schraube ein.
Wie viele andere Fahrtensegler hat Thomas sich schon oft als Mechaniker bewährt, aber die jetzt notwendigen Reparaturarbeiten übersteigen unser Können. Das Schiff muss erst Mal raus aus dem Wasser und bei der Gelegenheit streichen wir auch das Unterwasserschiff neu. Morgen ist es soweit! Wir bangen …

Parati
1.9.15. Wir machen uns am Sonntag etwas zu spät auf den Weg (25 Meilen und kein Wind angesagt, das scheint hier so üblich zu sein) nach Parati und erreichen bei Einbruch der Dunkelheit nur noch die Bucht Saco Jurumimin, etwa 2 Meilen östlich von Parati. Der Montag fängt dann mit Schule an und wir kommen erst zum Mittagessen in Parati an.
auf nach Parati
30.08.15. Gerne würden wir länger auf der Ilha Grande bleiben. Kein Wunder, dass die Insel bei Ökotouristen beliebt ist. Wir können zwar nur wenige Tiere am Sound erkennen (Großstadtmenschen!), die Geräuschkulisse am Abend und in der Nacht lässt aber vermuten, hier ist eine Menge los. Vögel sowieso, aber auch Affen ( wahrscheinlich Brüllaffen, so laut wie die sind ), Ozelote oder so was in der Art und natürlich Frösche machen sich lautstark bemerkbar.

rundum geschützt
28.08.15. Wir verbrachten ein paar ruhige Tage in Abraão, dem Hauptort der Ilha Grande, mit Wandern und dem Start ins neue „Schuljahr“. Zu der Wanderung durch die Mata Atlantica (atlantischer Regenwald) wird es noch einen extra Beitrag geben, wenn das Internet irgendwann mal wieder halbwegs vernünftig ist. Internet ist wirklich ein frustrierendes Thema in Brasilien, langsam und ständig kommend und gehend…
Jedenfalls saßen wir gestern bei Windstille und Sonnenschein draußen und haben Deutschunterricht gemacht, als die erste Böe einer aus Süden kommenden Kaltfront über die Berge zu uns herunter wehte. Dunkle graue Wolken quollen plötzlich über die Bergkämme und die Windgeschwindigkeit stieg im Nullkommanichts auf 30 bis 40 Knoten. Unser Anker hielt, aber das Boot von John und Penny aus Neuseeland driftete durch die Bucht. Das ging so schnell, dass ich dachte, sie fahren raus. Uns wurde es zu ungemütlich, Kalibu tanzte an der Ankerkette hin und her und wir verlegten uns in die nahegelegene Saco de Ceu, eine komplett umschlossene Bucht, in der man dann von dem Starkwind kaum noch was merkte. Weiterlesen

Wanderung über die Berge der Ilha Grande
Ein Nachtrag vom 26.08.2015 Die Ilha Grande hat ein wechselvolle Geschichte hinter sich; sie war Piratenversteck, Quarantänestation für Einwanderer nach Brasilien, Leprastation, Sklavenumschlagplatz und in jüngerer Vergangenheit Gefängnisinsel für politische Gefangene. Erst 1993 wurde dieses Gefängnis geschlossen und Teile der Insel zum Nationalpark erklärt. Das verwundert nicht, hier gibt es Wald ohne Ende, keine Autos und viele Buchten mit sauberem, türkisblauem Atlantikwasser (ein sauberes Meer ist alles andere als selbstverständlich in Brasilien).
Ausgetretene Waldwege führen über das bergige Gelände und verbinden die vielen Buchten miteinander. Ich habe den Eindruck, Wandern ist in Brasilien bislang nur Mittel zum Zweck und so trifft man auf den durchaus anspruchsvollen Wanderwegen Brasilianer mit Flip-Flops oder gar barfuss (liegt wohl an den indianischen Vorfahren). Die wollen offensichtlich nur so schnell wie möglich zum nächsten Strand. Dabei verpassen sie das Beste, dichter Atlantischer Regenwald! Diesen zu erkunden macht einfach Spass, seine Biodiversität ist kaum zu überbieten und die Anstrengungen der Wanderung über die Insel schnell wieder vergessen.
Die Kinder erkunden Lianen, diese gibt es hier in vielfältigen Formen und Arten. Sie bilden kunstvolle Strukturen, die den Affen und anderen Tieren verzweigte Wege in verschiedenen Höhen durch den Wald eröffnen. Ich beschäftige mich mit Bromelien (auch die Ananas ist ein Bromeliengewächs!), die überall zu wachsen scheinen, auf Bäumen, Steinen, Mauern, … Viele Bromelienarten sammeln ihre Nährstoffe mit dem Regenwasser, das sie in der Mitte auffangen, und brauchen daher kaum Wurzeln. Thomas muss uns Bambusstöcke zuschneiden und Jacafrüchte ernten. Die „Geräuschkulisse“ macht neugierig und ist auch etwas furchterregend. Später lese ich, auf der Insel gibt es Brüllaffen. Na das erklärt dann das Gebrüll, das ich nicht zuordnen konnte und Affen sind manchmal aufdringlich aber selten gefährlich.
Zoë: Der Blick in die Bäume mit den vielen unterschiedlichen Lianen war für mich eines der schönsten Dinge im Dschungel. Außerdem die vielen Tiere, und Pflanzen, auf jeden Fall sind es über Hundert verschiedene Arten.
Leonard: Wir sahen braune Eichhörnchen, die eifrig Nüsse knackten, ein paar Affen und einen großen roten Vogel der unsere Wanderung mit lautem Kreischen begleitet hat. Weiterlesen