Lovina Tour

Lovina, eine ehemalige Hippie Hochburg, begrüsst uns lautstark mit abendlicher Musik und natürlich mit einem der alltäglichen hinduistischen Rituale am Strand. Die Musik klingt wie schlechte Karaoke, rührt aber von der lokalen Liveband, die den Hotelgästen das abendliche Dinner „versüsst“. Aber der Ankerplatz ist gut, viel Sand und kein Schwell.
Von hier aus wollen wir die Berge von Bali besuchen und den ein oder anderen Tempel besichtigen. Thomas hat mit einem der „Boatboys“ ausgemacht, dass wir am darauffolgenden Morgen im Hotel am Strand einen Mietwagen abholen können. Wir sind pünktlich da, aber weder der „Boatboy“ noch das Auto sind in Sicht. Wir warten eine halbe Stunde in der sich nichts tut. Zwischenzeitlich haben die lokalen „Delfin-Tour-Anbieter“ aber schon einen Wagen mit Chauffeur für uns organisiert. Buddy, der Fahrer, überredet uns zu seiner „Lovina-Tour“. Vorbei geht es in engen Serpentinen den steilen Berg hoch, an unzähligen Nelkenbäumen und Kaffeesträuchern vorbei, durch kleine Dörfer in denen die Nelken auf dem nur ein Meter breiten Bürgersteig getrocknet werden, wohlgemerkt direkt neben den Abgasen der stetig vorbeiziehenden Auto- und Mopedkolonne. Ein nachhaltiges Erlebnis für mich, ob die Nelken im Biomarkt in Deutschland von anderen Feldern kommen, wage ich zu bezweifeln.


Entsprechend der hinduistischen Weltanschauung sind Naturmonumente heilige Orte, so auch die beiden Bergseen, die in Bali zwischen dem Mount Batukaru und dem Mount Mangu liegen. Kleinere und grössere Tempel und Pagoden reihen sich am Ufer der Seen aneinander. Hier befindet auch der Pure Ulun Dann Braton, ein touristisches Highlight. Es strömen aber nicht nur Touristen dem Eingang entgegen, sondern auch Massen an traditionell gekleideten Frauen und Männern, alle mit vielen Opfergaben beladen. Man sieht viel Weiß, die Frauen tragen bunte Sarongs mit eng anliegenden, meist weißen Spitzenblusen darüber, die Männer traditionelle Hemden mit weißen Sarongs und weißer Kopfbedeckung. Im Tempel selbst hat die Zeremonie bereits begonnen, alles erscheint entspannt, die hinduistischen Priester weihen die Gaben mit heiligem Wasser, während immer mehr Menschen sich dazu gesellen.
Nächste Station, ein Markt. Hier oben in den Bergen sollen angeblich das ganze Jahr über Erdbeeren reifen und natürlich auch alle anderen denkbaren Früchte und Gemüse. Buddy bringt uns zum nahegelegenen „Touri-markt“. Dort sind die Früchte besonders hübsch arrangiert, nach Farben sortiert und zu kunstvollen Pyramiden gestapelt. Schnell wird klar, die Preise entsprechen nicht dem, was wir von Indonesien kennen. Handeln hilft nicht. Die Erdbeeren nehmen wir trotzdem, den Rest lassen wir der Marktfrau zurück. Die ist beleidigt. Buddy steht daneben, denkt sich seinen Teil, hält sich aber aus der Diskussion um den angemessenen Preis von Bananen und Mangos raus. Später kaufen wir am Strassenrand die gleiche Menge Mangos für einen Drittel des Geldes.
Nun soll es zum Botanischen Garten gehen. Buddy sieht aber schnell ein, dass wir da ziemlich sicher nichts neues entdecken würden und er bringt uns zur nächsten Kaffeeplantage. Wahrscheinlich weil er sich einen Kaffee wünscht und dort bekommt er ihn umsonst, weil er ja potentielle Käufer hinbringt. Der spezielle „Luwak-Bali-Kaffee“, bei dem die reifen Kaffeebohnen von speziellen Katze gefressen, halb verdaut ausgeschieden und danach gereinigt, geröstet und gemahlen werden, wurde uns bereits in Denpasar an der Strasse angepriesen. Nun sehen wir die Tiere und können verschiedene Instantkaffee-Mischungen probieren. Alle mit sehr viel Zucker, Trockenmilch und verschiedenen Gewürzen angereichert. Einheimische trinken, so wie wir auch, einfachen traditionell aufgebrühten Kaffee. Mit etwas Zucker, aber ohne Ingwer, Vanille, Zitrone oder was auch immer. Man ist enttäuscht, dass wir beim Abschied die überteuerten Kaffeemischungen nicht kaufen, sondern nur eine Packung, ebenfalls überteuerten, Ingwertee mitnehmen.
Auf unserer Sightseeing-Liste steht noch ein Buddhistischer Tempel. Unsere Kinder laufen interessiert auf dem weitläufigen Gelände herum, auf dem es viele grössere und kleinere Tempelchen und Buddastatuen zu bewundern gibt. Thomas und ich sind etwas geschafft und versuchen uns den Unterschied zwischen Hinduistischer und Buddhistischer Religion zu vergegenwärtigen. Viele der Götterstatuen, die wir hier sehen, scheinen jedenfalls identisch zu sein.
Auf der Rückfahrt nach Lovina fahren wir durch das balinesische Weinanbaugebiet. Bali ist die einzige indonesische Insel auf der Wein hergestellt wird. Und nehmen uns vor, das nächste Mal auf jeden Fall einen Wagen ohne Fahrer zu organisieren.

 

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