Das Land der Mauern

 

Mauern sind omnipräsent. Wenn es sich nicht gerade um ein Armenviertel handelt, umgibt jedes Haus und jeden Betrieb eine Mauer, meist mit kleinem Türmchen für das Wachpersonal. Wir vermuten, dass es innen im Gegensatz zum staubigen trockenen Ambiente draußen, sauber gepflegt und vielleicht sogar grün ist. Ist aber reine Hypothese. Wahrscheinlicher ist, dass die Mauern ein Zeichen der mangelnden Durchsetzungskraft des peruanischen Staatswesens sind. Der Peruaner sieht sich gezwungen sein Hab und Gut selbst zu schützen. Ganz so wie es die Vorfahren auch taten.

Heute besuchten wir Chan Chan, …

eine riesige Lehmziegelstadt unweit der Pazifikküste, die von den Chimu zwischen 1000 und 1450 bewohnt wurde. Die Stadt liegt in der Küstenwüste und ist in einzelne Ciudadelas, das sind ummauerte rechteckige Stadtsektoren oder sogenannte Paläste, gegliedert. Wir besichtigen den Palacio Tschudi, der von einer 12 Meter hohen und 5 Meter dicken Adobemauer umgeben ist. (Wozu brauchte das Volk damals eine derart massive Mauer??) Im Innern finden wir einen recht komplexen Grundriss vor. Die verschiedenen Funktionen, Zeremonienplatz, Altar, rituelle Zisterne, Friedhof- und Begräbnisstätte, Vorratslager usw. sind nachvollziehbar geblieben, jedoch durch das letzte El-Niño Ereignis schwer in Mittleidenschaft gezogen worden. Ohne schützendes Dach zerfließt der Lehm bei Regen wie heißer Kerzenwachs.
Man geht davon aus, dass die gesamte Stadtanlage, die bis zu 80.000 Einwohner beherbergte und damit die größte Adobestadt Südamerikas war, von einer weiteren Adobemauer umgeben war.

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