Asia – here we are

Day / Tag 8 //////// Etmal 62 nm ////////

Asien hier sind wir :: Eine holprige Nacht liegt hinter uns. Immer wieder stiegen Wellen von der Seite ins Cockpit. Ein fliegender Fisch verirrt sich sogar bis in den Salon. Wir finden ihn morgens unterm Tisch. Um 11:00 Uhr laufen wir nach knapp 7 Segeltagen im Naturhafen von Saumlaki ein. Ein kleines Polizeiboot geht noch bevor der Anker richtig hält längsseits. Wir schaffen es grad eben mal zwei Fender auszubringen. Sieht so aus als ob die Darwin Yamdena Rallye grad angekommen ist. Sieben australische Segelboote liegen schon vor Anker. Die Polizei verspricht, dass sie mit Hafenmeister und Immigration wiederkommen will. Wir sollen warten. Und sie berichten, Deutschland ist in der Vorrunde der Fussball WM rausgefallen.

Asia her we are :: A bumpy night with lots of water in our cockpit and a flying fish who got lost in our salon. At 11 AM we arrive after 7 days of sailing in the natural harbor of Saumlaki, Indonesia. Looks like the Darwin Yamdenia Ralley has just arrived. Seven boats from Australia are moored in front of the town. A small police-boat is approaching Kalibu while we are trying to find a suitable anchorage. In the very last minute we just about manage to bring out two fenders to protect Kalibu from possible damage. The police officers take photographs and promise to come back with the harbor master and immigration officers. They also tell us that Germany got kicked out of the World Championship by South Korea.

Day / Tag 7 //////// Etmal 147 nm ////////

Mal wieder Squalls :: In der Nacht und am frühen Morgen ziehen mehrere regnerische Squalls mit bis zu 40 Knoten Wind durch. Das hatten wir schon lange nicht mehr. Entweder sie kommen zu schnell oder wir sind zu langsam, jedenfalls schaffen wir es nicht vorher zu reffen. Zum Glück dauerte der Spuk nie lange. Tagsüber nehmen die Regenschauer ab, aber der Wind frischt weiter auf, bis zu 30 Knoten am späten Abend. Thomas nimmt Yankee und Grosssegel komplett rein und setzt stattdessen das kleine rote Kuttersegel, unsere „Sturmbesegelung“. Wir können unser Ziel Saumlaki nicht mehr direkt anlegen, müssen vorm Wind kreuzen.

Squalls again :: A few nasty squalls bring lots of wind – up to 40 knots – and rain during the night and early morning. Long time since we encountered these last. Ether they travelled really fast or we were to slow – we didn’t manage to reef the sails in time. Fortunately they passed by as fast as they arrived. During the day the rain stops, but the wind picks up further. Even our conservative anemometer shows 30 knots. Thomas takes the main sail and yankee in. The small red cutter-sail is more than enough. Finally we have to tack in front of the wind to reach Saumlaki.

Day / Tag 6 //////// Etmal 144 nm ////////

Regen :: Die See wird tiefer, nun schon 90 Meter plus, und damit werden auch die Wellen angenehmer. Den ganzen Tag hat es immer mal wieder geregnet, morgens ausgiebige Schauer, nachmittags eher ein leichter Nieselregen. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit fangen wir einen Thunfisch. Zoë ist entrüstet, sie findet es gibt eh zu wenig Fisch und da sollten wir verzichten.

Rain :: Steadily the depth of the sea is increasing and the waves become more comfortable. The day is is more or less rainy. At dusk we catch a tuna. Zoë is outraged as always, she thinks there isn’t enough fish left anyway, therefore we should refrain from eating fish.

Day / Tag 5 //////// Etmal 150 nm ////////

Sonnenschein :: Mit der Sonne kommt auch das unverkennbare Grün der immer noch sehr flachen Arafurasee zum Vorschein. Langeweile macht sich breit. Der Süd-Ost-Passat weht nach wie vor mit 18-24 Knoten.

Sunshine :: With the bright sunshine the remarkable green color of the Arafura Sea appears. Still only around 50 meters deep. South-East-Tradewinds are as before, 18-24 knots.

Day / Tag 4 //////// Etmal 148 nm ////////

Flache Arafurasee :: Die nur 15 Meter tiefe See hinter der Torres Strasse zeigt sich erst einmal von ihrer besten Seite. Entspannt gleiten wir bei Windstärke 5-6 dahin, bis sich der Schwell des südlich anschliessenden Golf von Carpentaria unangenehm bemerkbar macht. Ein Booby übernachtet bei uns an Deck, direkt neben der grossen Winsch. Im Morgengrauen macht er seinem Namen, in Deutsch Tölpel, alle Ehre. Er versucht durch den Seezaun durch zu starten und bleibt immer wieder mit seinem Kopf stecken. Thomas scheucht ihn nach vorne zum Bug, wo der Seezaun offen ist. Endlich klappt es. Zoë putzt seine Hinterlassenschaften weg. Thomas überfährt in der gleichen Nacht ein mehrere Meilen langes Fischernetz. Dieses ist zwar mit Lichtern markiert, aber wohin soll man mit einem Segelboot ausweichen, wenn noch nicht einmal das Ende in Sicht ist? Ein Geräusch lässt vermuten, dass das Ruderblatt vom Netz nach oben geklappt wurde.

Shallow Arafurasea :: The very shallow Arafurasea presents itself at its best. With a reefed yankee and a bit of the mainsail we sail along quiet relaxed in Beaufort 5-6. However after a while the swell coming from the Gulf of Carpentaria is slowly building up. A booby rests at night right next to one the large winches. Next morning it has trouble to start again from this position. Thomas has to chase it all the way to the front and Zoë has to scoop the poop of the bird. At night Thomas drives over a fisher-net which is several miles long. This was marked by small blinking lights but where should a sailing boat turn to when there is neither the start nor the end are identifiable.

Day / Tag 3 //// Etmal 177 nm ////

Unerwartet einsame Torres Strasse :: Blight Entrance liegt hinter uns, wir luven an und segeln am Wind den Nord-Ost-Kanal runter zur Torres Strasse. Das erste Frachtschiff kommt uns mit 17 Knoten Fahrt entgegen, wir sind noch auf der falschen Seite des Fahrwassers und haben keine Zeit mehr dieses zu queren. Das Frachtschiff hat uns offensichtlich schon auf dem Radar, es weicht nach Westen aus und passiert uns am äusseren westlichen Rand des Fahrwassers. Die Strömung läuft mit einem Knoten gegen uns. Am späten Nachmittag passieren wir die unerwartet einsame Torres Strasse. Mittlerweile läuft die Strömung mit uns. Die australische Küstenwache patrouilliert (wir haben uns rechtzeitig angemeldet) und dann erscheint doch noch ein zweites Schiff, ein französischer Katamaran segelt nur wenige Meilen voraus. Mich packt der Ehrgeiz, ich lasse noch ein paar Quadratmeter Segel raus, so dass wir den Kat noch im Prince of Wales Channel am Hammond Rock überholen. Über Funk verabreden wir uns zum Aperitif in Saumlaki. Am Ausgang der Torres Strasse wartet Schiff Nummer 3 auf seinen Piloten.

Unforeseen empty Torres Strait :: Blight entrance lies in front of us. We have to luff and sail upwind along the North-East-Channel towards Torres Strait. The first cargo vessel is approaching with 17 knots speed. We are still on the wrong side of the traffic separation scheme. It is to late to traverse the channel, but the cargo ship has Kalibu already on its radar. It has already adjusted its course and is sailing past on the western boundary of the channel. The current is running against us. Late afternoon we sail through the unforeseen empty Torres Strait. By now the current is with us with 1-2 knots. The Australian coastguard is patrolling. Out of a sudden a second boat appears, a French catamaran, Siloë Bone, sails only a few miles in front of us. We set additionally a part of the yankee and overtake the catamaran short after Hammond Rock. At the other end of Torres Strait the third ship is waiting for its pilot.

Day / Tag 2 //// Etmal 155 nm ////

Das andere Ende des Pazifiks erreicht :: Wir erreichen die ersten Ausläufer des Great Barrier Riffs, der Wind hat bereits in der Nacht abgenommen, 5-6 Beaufort aus Süd-Ost, die Welle steht nach wie vor unangenehm steil und hoch. Kalibu ist mit einer deutlich sichtbaren Salzkruste überzogen.

This is the other end of the Pacific :: Great Barrier Reef lies in front of us. Wind Beaufort 5-6 from SE. Kalibu is covered with a crust of salt. 

Day / Tag 1 //// Etmal 64 nm ////

Steife Brise gegenan :: Wir verlassen Port Moresby am Nachmittag, wohlwissend dass uns erst einmal eine steife Brise um die Nase wehen wird, denn jeden Nachmittag pfiff es auch in der sehr geschützt liegenden Marina heftig in den Wanten. Ein ausgeprägter Landwind verstärkt den Süd-Ost-Passat nochmals um ein paar Knoten. So müssen wir uns gegen 24-32 Knoten gegenan aus der Lagune raus kämpfen. Geht nur mit Motorunterstützung. Die See ist kabbelig, Kalibu wird heftig durchgeschüttelt und alle sind seekrank, ausser Thomas. Wie macht er das nur?

Upwind against a stiff breeze :: We leave Port Moresby mid-afternoon knowingly that we will encounter a stiff breeze. The predominant SE trade-winds, which are already quite strong, get accelerated by a considerable land-breeze around here. Therefore we have to beat upwind against 24-32 knots out of the lagoon. The sea is choppy. The crew is seasick, apart from Thomas. How is he doing this?

Port Moresby

Port Moresby, die Hauptstadt von Papua Neuguinea, hat keinen sonderlich guten Ruf und ist bei Seglern nicht beliebt. Zu hohe Kriminalität und eine instabile Regierung. Wir fahren trotzdem dorthin, weil wir in einer indonesischen Botschaft ein Visa beantragen müssen und uns die Zollvorschriften der Australier gehörig auf den Nerv gehen. Im Royal Papua Yacht Club wird man bestimmt sicher liegen, denken wir. So ist es auch. Der Club wird lückenlos überwacht und er wirbt sogar damit, der sicherste Platz in Port Moresby zu sein. Auf jeden Fall ist die grosszügige Clubterrasse der schönste Ort hier, finden wir, denn die „Stadt“ ist eigentlich nicht viel mehr als eine lose Ansammlung von utilitären Büro- oder Industriegebäuden, dazwischen ein paar teure Hotels, ein Parlamentsgebäude, ein paar traditionelle Märkte, mehr oder weniger wohlhabende Wohnviertel und viele Brachflächen. So was wie ein Stadtzentrum suchen wir vergebens. Das mag sich ändern, sobald das gross angelegte Infrastrukturprojekt am „alten“ Hafen abgeschlossen ist. Im November findet hier eine grosse Konferenz des asiatischen Wirtschaftsraums, der APEC Summit statt. Eine der Fragen ist, ob der Flughafen für die Airforce One geeignet ist. Alle Hafenfunktionen werden nach Westen verlagert und stattdessen entsteht, wenn nicht vorher das Geld ausgeht, eine moderne Uferpromenade mit schicken Büro-und Apartmenthäusern. Immerhin geht es zügig voran, chinesische Firmen dominieren die Baustellen. Am Samstag sind wir hier angekommen, am darauffolgenden Montag stehen wir pünktlich zur Öffnung vor der indonesischen Botschaft, um festzustellen, dass diese wegen eines Feiertages für 2 Wochen geschlossen ist. Mag sein, es gibt so was wie einen Notdienst, für unsere Visaangelegenheit jedenfalls nicht. Zum Glück sind schon 10 Urlaubstage rum und am Donnerstag können wir wieder kommen. Bis dahin haben wir dann auch alle Papiere, den Cruising Permit, Passfotos, Sponsorenbestätigung und -einladung zusammen. Alles geht reibungslos. Dienstagnachmittag ist das Visa abholbereit und wir können weiter segeln. Auch wenn die Stadt wenig zu bieten hat, bleibt uns Port Moresby in angenehmer Erinnerung, dies in erster Linie wegen der freundlichen und zuvorkommenden Menschen. Vor allem wegen Brian, der hier eine grössere Immobilienagentur leitet, uns seine Projekte zeigte, mehrmals mit uns essen ging und uns mit einem seiner Firmenwagen durch die Stadt kutschieren liess. Denn, auch in ein Taxi steigt man hier als Fremder besser nicht einfach so. Zu gross scheint die Gefahr ausgeraubt oder gar entführt zu werden. Brian ist schon achtzig Jahre alt, gebürtiger Australier und seit der Unabhängigkeit 1976 stolzer Bürger Papua Neuguineas. Er erzählte uns, der Grund für die schnelle und schlecht vorbereitete Unabhängigkeit PNG’s war die Angst der Australier, dass die indigene Bevölkerung ihren Anspruch auf einen australischen Pass realisiert. Wir finden es schade, dass ein so schönes Land mit ausreichend Rohstoffen, unter anderem Gold, Kupfer und Öl, von inneren Machtkämpfen und einer korrupten Regierung gehindert wird, seine Ressourcen für die eigene Entwicklung zu nutzen.

Von „Big-Man“ und den Feinheiten des Handelns

Brooker Island, über das Zoe schon berichtet hat, ist Teil der Calvados Chain und liegt am Aussenriff einer riesigen Lagune, die zum Louisiade Archipel gehört. Die Menschen in dem kleinen traditionellen Dorf leben weitgehend unabhängig und versorgen sich selbst mit dem, was sie für ihr einfaches anspruchsloses Leben brauchen. Wenn sie keine modernen Kleider tragen würde, hätte man den Eindruck die Zeit ist hier stehen geblieben.
Das Volk gehört zu den Melanesier und so gibt es viele Gemeinsamkeiten mit den Bewohnern von Vanuatu, nur trinken sie keinen Kava, sie essen stattdessen Betelnüsse. Und ihre Segelkanus sind sehr viel grösser und beeindruckender als die kleinen Outrigger-Kanus, die wir in Vanuatu gesehen haben. Wir staunen über die Geschwindigkeit der Boote – bis zu 15 Knoten -, bei denen ein einfaches Paddel nicht nur Ruderblatt, sondern auch Hilfsmotor ist und bewundern die Geschicklichkeit der Segler. Mit wenigen „Neuerungen“, zu denen die modernen Segel – meist ausrangierte Leichtwindsegel von Fahrtenbooten – gehören, werden diese Segelboote wie eh und je vor Ort aus lokalen Materialen selbst gebaut und können daher auch einfach repariert werden. Mitunter ist das mühselig, wenn z.B. aus Lianen Seile geflochten werden müssen, so dass sich alle freuen, wenn sich ein Segelboot in die Lagune verirrt, das sicher Ersatzteile an Bord hat, die gegen Obst, Gemüse, Fisch oder was auch immer eingetauscht werden können. Gern genommen wird auch Zucker, Reis, Tee, Feuerzeuge, Waschpulver und Shampoo.

Wir haben gelesen, dass es im Dorf so was wie einen „Ältestenrat“ gibt, der wichtige Entscheidungen trifft. Den erlebten wir auch mehrmals in Aktion. Während wir dort waren, kamen zwei malaysische Chinesen vorbei, die Seegurken und Haifischflossen ankaufen wollen und über den Preis verhandelt haben. Natürlich wurden die Haifischflossen mit keinem Wort erwähnt, auf Nachfrage erzählte man uns dann aber doch, um was es eigentlich geht und dass sie die Haie von ihren Segelkanus mit langen Angelleinen fangen, an denen mehrere Köder hängen. Auf dem Weg nach Panasia können wir dies live beobachten.
Der „Chief“ oder „Big-Man“ des Dorfes ist nicht wirklich der Chef, vielleicht eher so was wie ein Repräsentant. Er kommt aus einer bestimmten Familie und zeichnet sich dadurch aus, dass er „wohlhabend“ genug ist, um Besucher und Bewohner zu Beschenken und zum Essen einzuladen, erklärt uns John. Der Akt des Gebens macht ihn dabei erst zu einem „Big-Man“ und je mehr er zu geben hat, desto grösser ist sein Ansehen im Dorf. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Juda uns zum Essen eingeladen und uns danach noch einen Fisch geschenkt hat. Ausserdem hat er sich nicht an dem allgemeinen Tauschhandel beteiligt, mit der Begründung, wir sind doch Freunde. John tat dies übrigens auch nicht.
Vieles erinnert an Guinea Bissau, nicht nur der Name und der Handel mit Haifischflossen. Allerdings haben die Frauen, im Gegensatz zum afrikanischen Guinea, in dieser „Big-Man“ Gesellschaft nicht viel zu melden. Judas Frau kocht zwar das Essen für uns, erscheint aber sonst nicht auf der Bildfläche. Johns Frau sitzt auch in zweiter Reihe. Und, um zu weiteren Feinheiten des Handels zu kommen, Frauen werden zwar geschickt, um mit uns im Namen ihrer Männer zu handeln, aber zwei Mal wurden uns die Sachen, ein neuwertiger Fussball und diverse Angelköder, zurückgebracht, weil der Mann was anderes eintauschen wollte.
Den Fussball wollten wir gegen eine lokale Muschelkette eintauschen. Diese Ketten sind die traditionelle Währung, Shell Money, und funktionieren so ähnlich wie Bitcoins. Die Ketten können selbst hergestellt werden, jedoch ist das recht aufwendig. John erklärte uns, dass man für eine Kette etwas mehr als einen Monat braucht, die entsprechenden Muscheln, die roten sind wertvoller als die weissen, müssen gesammelt werden, in Form geschliffen, mit einem kleinen Loch versehen und poliert werden. Für 10 Ketten kann man ein Sailing Canoe kaufen oder auch eine Frau. Für 20 Dollar haben wir dann am Ende doch eine bekommen.

Panasia – ein kleines Paradies

Nach drei Tagen Trubel sehnen wir uns nach etwas mehr Ruhe. Ausserdem müssen wir uns um Kalibu kümmern, der Autopilot und diverse andere kleine Reparaturen stehen an. Da passt es gut, dass John zu seinem zweiten Wohnsitz auf der benachbarten Insel Panasia will und er uns den Weg durch die Riffe zeigen kann, auch er hat wohl die Nase voll von den vielen Dorfbesprechungen. Wir rechnen mit zwei Passagieren, sind aber nicht überrascht, als dann sechs Menschen plus wir Vier im Cockpit sitzen.  John bringt nicht nur sein Frau Gwen, sondern noch ein Schar Kinder mit. Die zwei grossen Jungs verziehen sich gleich zum Bug. Ich will eigentlich einwenden, dass das womöglich nicht der sicherste Platz ist, da fällt mir aber noch rechtzeitig ein, die sind gewöhnt in den offenen Kanus übers Meer zu fahren. Im Gegensatz dazu ist Kalibu ja so was wie eine sichere Festung. John übernimmt das Ruder und die zwei Kleinen schlafen zusammen mit Zoe schnell ein.


Panasia entpuppt sich als wahres Paradies. Wir ankern neben einer imposanten Felswand vor dem kleinen Strand mit Johns „Wochenendhaus“. Ihm gehört die eine Hälfte der Insel, die andere gehört Juda. Da wir unterwegs auch noch einen grossen Wahoo gefangen haben, beschliessen wir abends gemeinsam zu essen. Gwen bereiten den Fisch zu, wir bringen Wein, Reis und andere Beilagen mit. Auch hier dauert es nicht lange, bis der erste „Händler“ auftaucht, Frank ein Freund des Hauses. Er bringt zwei Papayas aus Johns Garten Im Austausch für Streichhölzer. Ausserdem verspricht er am Samstag Lobster für uns zu fangen. Dafür bekommt er dann den Rest unserer Angelleine und einen Haken. Die Lobster, die er dann in der Tat vorbeibringt, sind riesig und weil John gerade mit Thomas sein arg in Mitleidenschaft geratenes Stand-Up Paddelbord repariert, beschliessen wir auch den Lobster gemeinsam zu essen. Diese Krustentiere müssen hier nicht aus dem tiefen Wasser gefischt werden, sie sitzen auf den Riffen unter den Steinen und können bei Ebbe einfach eingesammelt, wenn man die entsprechenden Handschuhe hat, oder gespeert werden. Frank hat natürlich keine Handschuhe. Er hat sie aufgespiesst und sie kommen daher bei uns gleich in den kochenden Wassertopf. Für den Kühlschrank sind sie zu gross. Aber selbst unser grösster Topf reicht für die riesigen Tiere nicht aus. Die Zangen wollen partout nicht reinpassen. Dazu gibt es ein leichtes Knoblauch-Joghurt-Mayonaise Dressing und lokales Gemüse. Sehr lecker. Weil es so schön ist, essen wir dann auch am Sonntag gemeinsam. Diesmal bereite ich den noch verbleibenden Wahoo zu einem leckeren Fischcurry mit Süsskartoffeln zu.
Die Männer arbeiteten die letzten Tage hart, der Kasten des Autopiloten wurde von Thomas repariert sowie diverse grosse und kleine Jobs für John erledigt. Am Sonntag wird aber nicht gearbeitet, sagt John, und Zoe möchte schliesslich noch die Höhle sehen, von der John erzählt hat. Der normale Yachtie nimmt hierfür sein Dinghy, unseres ist jedoch viel zu klein um fünf Menschen auf die andere Seite der Insel zu bringen. John sagt, man kann auch über den Berg klettern. Gesagt getan, wir starten früh, damit es nicht zu heiss wird. Die Jungs und John klettern und laufen vorweg, wir kämpfen gegen beissende rote Ameisen und sind bemüht hinterher zu kommen. Dabei haben wir die halbwegs bequemen Schuhe während John und die Jungs barfuss über das sehr spitze Vulkangestein laufen. Jeder Schuhverkäufer der einschlägigen Outdoorläden würde bei diesem Anblick in Tränen ausbrechen. Die Tropfsteinhöhle, die wir nach einer guten Stunde erreichen, ist riesig und ein Bad im kühlen Nass tut nach der Kletterpartie gut. Leider sind wir etwas zu früh, die Sonne steht noch nicht hoch genug, um die Höhle zu beleuchten und das Wasser blau zu färben. Trotzdem ein beeindruckender Ort. Am Montag verabschieden wir uns schweren Herzens und alle stehen am Strand und winken.

Kalibu wird leichter

Gestern mittag gegen eins sind wir in Papua-Neuguinea angekommen. Der Anker fiel vor einem wunderschönen Dorf. Prompt kam der Dorfchef, um Hallo zu sagen, und er bleibt nicht der Einzige. Im Gegensatz zu Vanuatu lieben die Menschen hier es anscheinend zu tauschen. Eine Frau brachte uns Eier, Tomaten und eine große Muschel. Die Tomaten und Eier waren von ihrer Mutter, ‚she wants cloth’, also Kleider. Die Riesenmuschel von ihrem Bruder, ‚he wants diving glasses’. Kleider kein Problem, Mama sammelt schon seit Neuseeland und nervt mich regelmäßig damit, doch nochmal in meinen Kleiderschrank zu sehen. Aber eine Taucherbrille haben wir leider nicht mehr; die nicht passenden wurden zusammen mit Marichen, unser aufblasbares Kanu, bereits auf Espírito Santo, Vanuatu verschenkt. Sie bleibt allerdings nicht die Einzige, die nach einer Taucherbrille fragt. Und auch nicht die Einzige, die tauschen will. Papa hat schon fast alle seine ‚fishing hooks’ vertauscht und Mamas Kleidertüte hat auch merklich an Gewicht verloren. Vor allem heute morgen war Kalibu ein richtiger Handelsvorposten. Genau zur richtigen Zeit, da wir uns eigentlich gerade fertig machten, um die Schule zu besuchen.

Gegen halb elf saßen dann alle fertig im Dingi und ab ging es an Land. MaPa und ich waren gestern schon mal da gewesen, deswegen überraschten uns die Massen an Kindern nicht, die zu unserer Begrüßung zusammen kamen. Auch ein paar Schüler waren da. Die Lehrerin erzählte uns, es wäre große Pause, doch da sowieso schon alle da waren, versammelten wir uns unter einem großen Baum, holten den mitgebrachten Atlas heraus und berichteten von unserer Reise. Die kleinen Kinder – es ist eine elementary school, also erste bis dritte Klasse – waren ganz still. Sie werden seit 2013 komplett in Englisch unterrichtet, wie uns die Lehrerin erzählte.

Danach sind wir ans andere Ende des Dorfes gegangen, zu Joseph, der Papa wegen seines Segels um Hilfe gebeten hatte. Das ist nämlich auch Klasse, die haben hier ‚sailing canoes’, genauer out rigger mit Mast und Segel. Die sind ziemlich schnell und es ist einfach nur wunderschön, wenn sie durch die Bucht segeln. Sogar kleine für Kinder sahen wir schon. So wie die Optimisten zuhause auf dem Wansee. Jedenfalls bestand Josephs Segel aus vielen verschiedenen Flicken, die auch schon ein wenig verschlissen aussahen. Ob wir nicht ein Ersatzsegel hätten? Ja haben wir, aber das Kuttersegel ist relativ schwer. Alternativ hätten wir auch noch ein kleines Stückchen Plane. Ja, wir werden es uns mal ansehen. Dann führt er uns zu seinem sailing canoe und zeigt uns die Ritzen, die mit Stoff abgedichtet waren. Anscheinend ist es undicht und er braucht Farbe oder auch Sikaflex zum abdichten. Ja Papa hat Sikaflex, er wird mal nachschauen. Joseph bietet an, ein Schwein zu töten, als Gegenleistung. Aber Mama ist nicht soo begeistert. Was sollen wir denn mit einem ganzen Schwein? Zum Glück hat Papa eine andere Idee: Er möchte ein Modell eines sailing canoe haben, für seine Sammlung. Kein Problem, Joseph kann eins schnitzen, er braucht bloß Werkzeug von uns. Papa wird ihm alles leihen. Sobald das geklärt war, liefen wir zurück, wieder quer durchs Dorf, um die Kirche zu besichtigen.

Auf dem Weg treffen wir Juda, den Dorfchef und John, eben diesen John, den schon die Galatee letztes Jahr hier getroffen hatte. Zusammen mit einigen anderen, im Besonderen zwei Malaien, bereiteten sie das Meeting heute Abend vor. Da wollen sie über Seegurken und Haifischflossen verhandeln, die die Malaien kaufen möchten. Von dort ging es weiter zur Kirche. Diese ist sehr hell und luftig, denn die steinernen Außenwände haben große Öffnungen als Fenster. John wohnt direkt neben der Kirche. Zu ihm gingen wir als nächstes, um ihm sein Gästebuch zurück zu geben. Er schenkte uns vier wunderschöne Muschelketten, die mich ein wenig an die Ketten erinnerten, die uns die Frau des Dorfchefs auf Mopelia schenkte. Von dort ging es dann wieder durchs halbe Dorf, zu Juda, der uns gestern zum Essen eingeladen hatte. Es gab Yam und Huhn. Das komische? Wir aßen alleine, die anderen warteten draußen. Nach dem Essen gesellten wir uns zu ihnen, und Papa fragte sie über die Betelnüsse aus. Sie verglichen es mit Kaugummi, Papa mit den Coca Blättern aus Peru. Sie essen die Betelnüsse mit Kalk, und deswegen haben sie auch so rote Münder und vor allem rote Zähne, falls noch vorhanden. Mit 50 oder so fallen die dann auch aus. Eine Stunden später ist Kalibu wieder zum Handelsvorposten geworden und drei Stunden später sitzen Juda und Anhang bei uns im Cookpit, trinken Tee und diskutieren über Gott und die Welt, also Segurken-verkauf, sailing canoes, die Regierung, das Dorfleben…

Zoë 6.6.2018

Holprige Korallensee

05.06.2018 ////////////////////////////////////////////////////// What a bugger – was für ein Sch… Wir sind auf dem Weg von Santo, Vanuatu zum Lousiaden Archipel, Papua New Guinea, durchqueren die Korallensee, die ihrem ungemütlichen Ruf gerecht wird. //////////////////////////////////////////////// Schon das Ausklarieren gestaltete sich holprig. Obwohl Thomas tags zuvor bereits beim Zoll (Customs) war und schon alle Papiere ausgefüllt hatte, war er erneut den ganzen Vormittag unterwegs. An diesem Dienstag traf er erst beim zweiten Anlauf den Mitarbeiter der Immigration an, der ist nämlich Montags immer am Flughafen tätig. Der zweite Besuch beim Hafenmeister war hingegen immer noch nicht erfolgreich. An beiden Tagen niemand da! Die fälligen 78 $ Hafengebühr wurden daher auf komplizierten langwierigen Wegen an anderer Stelle hinterlegt. Diese 78 $ sind übrigens für die Unterhaltung der Hafenanlagen bestimmt 😉 Als ob wir je irgendwo in Vanuatu einen Anlegesteg für Sportboote gesehen, geschweige denn genutzt hätten. Mit einer kleinen Mooringboje vor dem Customs Office wären wir schon vollends zufrieden zu stellen, aber stattdessen mussten wir uns auch hier mit einem rolligen und zugigen Ankerplatz fernab vom „Hafen“ begnügen. //////////////////////////////////////////////// Jedenfalls kam Thomas erst gegen Mittag zurück, hatte Kopfschmerzen und verzog sich mit einer Tablette in der Koje. Mit einem kranken Skipper will man nicht in See stechen, aber noch eine Nacht auf diesem Ankerplatz kam auch nicht in Frage. Also wurde alles sicher verstaut, das Dinghy auf dem Vordeck verpackt und verschnürt und nach etwas Schlaf war Thomas dann doch wieder einsatzbereit. /////////////////////////////////////////////////// Anker auf und mit einer leichten Brise aus Süd-Ost glitt Kalibu Richtung West. Zoë servierte uns ihren sehr gelungenen Schneckenkuchen zum Nachmittagskaffee. Kaum hatten wir den Kanal zwischen Santo und der vorgelagerten Insel Aore verlassen, trafen wir auf ausgeprägte Eddies, die einen regelrechten Hexenkessel bildeten. Inzwischen hatte der Wind aufgefrischt, so dass Kalibu diese unter Gross und Yankee schnell passierte. Aber kaum waren wir aus der Abdeckung der nächsten Insel Malo heraus, da begrüsste uns eine recht ruppige See. Ein Blick auf die Wettervorhersage offenbarte, in der nicht allzu weit entfernten Tasmansee stand eine 5 Meter hohe Welle, die sich als ausgeprägter Schwell hier oben immer noch deutlich bemerkbar machte. Damit nicht genug, sie wurde von der steilen Südküste Santos reflektiert und resultierte in einer sehr konfusen steilen See, die Kalibu wild hin und her warf. Das Süd-Kapp der Insel war noch ganze 10 Meilen entfernt. Kaum verwunderlich, mit Ausnahme von Thomas, wurden alle im nu seekrank. //////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////// Tag 2 – die See war nach wie vor grob und es wehte mit 7 Beaufort aus Süd-Ost. Unser Klo war verstopft. Warum nicht 24 Stunden früher? Thomas fühlte sich jedenfalls stabil genug, um das Problem gleich in Angriff zu nehmen, noch in der Hoffnung es wäre mit dem Entkalken der Pumpe getan. //////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////// Tag 3 – das Wetter unverändert, beim Mittagessen landeten Birgits Nudeln mit Schwung auf ihren Beinen, ganz schön heiss und ganz schön wackelig, und leider war es mit dem Reinigen der Pumpe auch nicht getan, der Schlauch war ebenfalls mit Kalkablagerungen zugesetzt. Der „Lieblingsjob“ eines jeden Fahrtenseglers. Wir nehmen uns vor, den Schlauch in Zukunft jährlich zu wechseln, ungesehen! Wenigstens beruhigte sich die See gegen Abend deutlich. //////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////// Tag 4 – Klack, klack, klack … das Klopfen des Autopiloten ist wieder da. Es ist regelrecht am eigenen Körper spürbar und es fühlt sich nicht gut an. Die Suche nach der Ursache gestaltet sich allerdings schwierig. Der hydraulische Arm des Autopiloten ist nämlich in einer quaderförmigen Blechkiste verborgen. Die wiederum ist an der inneren Seitenwand der Sitzbank angeschraubt. Und das Einzige was wir von aussen erkennen können, ist ein Nachgeben dieser Seitenwand, bei jedem Ausschlag des Autopiloten. Wir wissen, die Basis des hydraulischen Arms ist auf dem Boden dieser, aus 3mm Alublech bestehenden Kiste festgeschraubt. Erst bei genauerem Hinsehen – Thomas steckt den Kopf in die Backskiste während die nächste Welle anrollt und untersucht das ganze live von unten – stellt er fest, der Boden der Blechbox bewegt sich im Rhythmus der Wellen, auf und ab. Damit nicht genug, dieser Boden ist jeweils zwischen den beiden Befestigungsbolzen quer durchgerissen, als ob es sich um ein Stück Pappe handeln würde. Walk, walk, … so viel zum Thema Materialeigenschaften von Aluminium und Erinnerung an Verformungen. Thomas schient die Kiste mit Holz, Schraubzwingen und mehreren Kofferbändern, so gut es geht. Wir hoffen, dass es vorerst zusammenhält. Wenn nicht, müssen Zoë und Leo schnell zu Steuerfrau und -mann ausgebildet werden. //////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////// Tag 5 – es regnet, aber zum Glück nur kurz. Die Wettervorhersage sah auf der direkten Route für die ganze Überfahrt immer wieder heftigen Niederschlag vorher, vor allem über den etwas nördlich gelegenen Salomonen Inseln. Wir sind nicht aus Zucker, aber Regenschauern bedeutet meist Unbeständigkeit, irgendwas zwischen Windstille und stürmischem Wind. Segel rein, Segel raus, und wieder rein und raus, usw. … Das wollten wir uns nicht antun und haben uns deswegen für einen kleinen Umweg, einen südlichen Bogen entlang der angrenzenden Starkwindzone entschieden. Bis jetzt erfolgreich. //////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////// Tag 6 – Petri Dank. Nachdem Zoë in ihrer Wache das erste Schiff auf der gesamten Überfahrt, ein Gastransporter, erspäht, fangen wir einen grossen Fisch, einen Great Barrakuda, ein rosser gefrässiger Genosse, der aber an der Angel erstaunlich wenig Kampfgeist entwickelt. Im Vergleich dazu setzt z.B. ein MahiMahi, von denen uns in der Vergangenheit schon so manche von der Angel gesprungen sind, ungeahnte Kräfte frei. Gerade wenn man denkt, der hat schon aufgegeben, befreit er sich dann doch noch vom Haken. Nicht so der Great Barrakuda und so landet eine Portion von ihm zum Mittagessen auf unserem Teller. Der Rest im Kühlschrank. //////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////// Tag 7 – unheimliche Begegnung der dritten Art. Leonard erspäht während seiner Wache einen Fischtrawler, der entlang des Aussenriffs des Lousiaden Archipels seine Runde macht. Fischtrawler im Meer mag für Aussenstehende normal erscheinen, aber wir sind überrascht und alarmiert. Erstens gibt es keine so grossen Fischtrawler in den Lousiaden und zweitens würden die, wenn es sie denn gäbe, uns nicht mit ihrer Flutlichtanlage anleuchten und ausspähen. So bestätigt sich dann Tags drauf auch unsere Vermutung nach Gesprächen mit den Einheimischen. Der Fischtrawler war illegal unterwegs, hat fremde Hoheitsgebiete nachts ausgeplündert, weil es hier keine Staatsgewalt gibt, die dies verhindern könnte. Leider keine Ausnahme.

HAPPY BIRTHDAY MAMA 🎉

Heute morgen, noch bevor wir nach Ambrym abgedampft sind – im wahrsten sinne des Wortes, es herrschte nämlich Windstille – verkaufte jemand Papa vier Lobster. Einerseits: pünktlich zu Mamas Geburtstag. Andererseits schrieb ich folgendes an Franka von der Ourter Rim: ‚Kurz bevor wir Anker auf gingen, kam dann noch mal jemand vorbei und verkaufte Papa vier Lobster. Hilfe! Wir sitzen gerade beim Mittagessen und ich versuche, möglichst nicht hinzu kucken. Ich esse ja keine Lebewesen aus dem Meer und eigentlich hab ich auch kein Problem damit, das MaPa und Leo es tun. Aber dieses Lobster essen finde ich echt eklig. Dauernd knackt irgendein Panzer und die armen Tiere sehen noch so lebendig aus! Leo hat sie zwar gekocht und dadurch sind sie rot geworden – vorher waren sie grün blau – aber trotzdem.‘ Für mich gab es also kein richtiges Mittagessen, doch hier noch mal die Meinungen meiner kanibalischen Familie: ‚Ein Fest. Ein Lobster Fest.‘ (Papa), ‚Leckerer als die Centolias in Chile.‘ (Mama), ‚Ja, es war ganz lecker, aber es ist zu kompliziert um es alle zwei Wochen zu essen.‘ (Leo) Wobei er mit kompliziert meint, dass eine Zange benötigt wurde. Fragt nicht wofür, ich hab mich hinterm Navi I-ped verschanzt und Franka mein Leid geklagt. Zum Glück gibt es zum Abendessen in Kokonussöl gebratene Bananen, was echt lecker ist. Und dazu liegen wir vor Ranvetlam und können einen Vulkan glühen sehen. Leider weiß ich nicht welchen, wir haben auf der Fahrt so viele entdeckt, das ich den Überblick verloren hab. Zoë 22.5.2018

Awei Island

Nachdem gestern für mich ein Ruhetag war, begleitete ich heute Papa an Land, half Leo das Unterwasserschiff ein wenig von Algen zu befreien und genoss den Frieden, den dieser Ankerplatz an einem Sonntag ausstrahlt. Gestern sahen wir ständig „outrigger“ Kanus, mit vielen Früchten und Kokosnüssen beladen, hin und her fahren, Menschen schnorcheln und fischen… busy, busy. ////////// Wir sind gestern gegen neun hier angekommen, ich weiß, man glaubt es kaum, aber ich bin nach meiner Wache, die um fünf anfing, nicht direkt wieder ins Bett verschwunden. Straffe Leistung für eine leidenschaftliche Langschläferin wie mich! Nach einem ausgedehnten Frühstück mit Müsli und Brot folgte ein entspannter Vormittag für mich und ein Landgang für MaPa und Leo. Der Dorfchef, der uns schon von seinem Kanu aus begrüßt hatte, wartete bereits und erklärte ihnen auf Nachfrage alles was sie wissen wollten. Gastgeschenke und Früchte wechselten den Besitzer. ////////// Eben dieser Dorfchef war es auch, der mich heute morgen geweckt hätte, wenn ich nicht schon wach gewesen wäre. Diese Nachtwachen haben katastrophale Folgen: wer will schon an einem Sonntag um acht aufstehen? Und noch früher aufwachen? Ich war sogar schon um fünf wach, schlief dann aber – zum Glück! – wieder ein. Auch heute hatten wir ein ausgedehntes Frühstück und wieder gingen wir an Land. Diesmal aber nur Papa und ich und auch erst als ich einmal ins Wasser gesprungen war und mit Leo ein wenig geputzt hatte. An Land ging es erst eine Weile durch den Wald, bevor wir das Dorf erreichten. Wir wollten zur Tochter des Chiefs, Elsina, die sich am Bein verletzt hat und nun Medizin benötigt. Dafür mussten wir sie aber erst mal finden. Das Dorf ist sehr schön, ebenfalls friedlich. Das einzige Gebäude aus Stein ist das blassrosa gestrichene Gemeindehaus, das noch im Bau ist. Alle anderen bestehen aus Palmwedeln und Holz. ////////// Die Vorräte lagern in einem kleinen extra Häuschen auf Stelzen. Alles war sehr sauber, bis auf gelegentliches Plastik. Das ist wohl unvermeidlich. Viel los war allerdings nicht. Alle befanden sich in der ungefähr eine Stunde Fußmarsch entfernten Kirche. Ein paar waren allerdings dageblieben. Eine ältere Frau und zwei Jungen sind die ersten, die wir zu Gesicht bekamen. Wäre sonst auch irgendwie gruselig gewesen, wie ein Geisterort, erst vor kurzem wegen schrecklicher Wasserschlangen verlassen. Zum Glück war es hell. Allerdings war das auch ein Nachteil, denn selbst im Schatten war es unglaublich heiß. Alle versammelten sich als Papa das schüchterne Mädchen verarztete. Wobei alle eigentlich nur die ältere Frau, die beiden Jungen plus noch eine Frau und Elsinas Mutter waren. Dieser erklärte Papa genau, was er tat. Zuerst ein wenig reinigen, dann desinfizieren, Salbe und zum Abschluss wurde die Wunde unterhalb des Knies noch in Mull und einen dünnen Verband gewickelt. ////////// Wieder an Bord gab es Mittagessen, Maiskolben, die lila, weiß und alle Schattierungen von Gelb besaßen, Brotfrucht-Chips und von Mama selbst gemachter Humus. Leider war unser Kochgas alle, bevor alle Chips fertig waren. Quasi als Ausgleich gab es zum Nachtisch Maracuja in Jogurt, eine Spezialität, die Mama schon auf den Gambiers entwickelt hatte. ////////// Zoë 20.5.2018 ////////// ///////// English ////////// I had a relaxed day yesterday. But today I accompanied Papa on shore, helped Leo to fight against the barnacles on the underwater part of Kalibus hull and enjoyed the peace of this anchorage on a Sunday. Yesterday we saw ‘outrigger’ canus all day, loaded with lots and lots of fruits and coconuts, going here and there, people snorkelling and fishing…busy, busy. We came here yesterday, I know, hard to believe, but I didn’t go back to sleep after my watch – which starts always at five o’clock in the morning. Quite a challenge for a long sleeper like me! After an extended breakfast with muesli and bread followed a relaxed morning for me, and MaPa and Leo went on shore. The village chief, who already welcomed us, waited for them and explained everything they wanted to know. Some presents and fruits changed their owner. It was the very same chief who would have woken me today, if I hadn’t been awake already. ////////// This night-watches have catastrophic consequences: Who wants to get up at eight on a Sunday? And wake up even earlier? As a matter of fact, I was already awake at five o’clock, but – fortunately – could go to sleep again. Today we had a nice extended breakfast again and again we went on shore. But this time just Papa and me, and not until I jumped into the water once and cleaned the hull a little bit with Leo. On shore we first walked through the forest for a wile before reaching the village. We wanted to see the daughter of the chief, Elsina, who injured her leg and now needs medical treatment. But we had to find her first. The village is beautiful, peaceful as well. The only stone building is the pale pink painted community house, which is not finished yet. All the other houses are made of palm leaves and wood. The food is kept in a small separated building on stilts. Everything was very clean, except of some plastics now and then. I guess that’s unavoidable. However it wasn’t that much going on. Everybody was at the church, which is approximately one hour away. Only a few stayed. The first ones we saw were an older woman and two boys. Otherwise it would have been creepy, like a ghost town, which the people left because of horrifying poisoning water snakes. Luckily it was daytime. Though this also was a disadvantage, because even in the shadow it was unbelievably hot. Everybody came together to watch Papa treat the shy girl. Whereas ‘all’ were just the older woman, the two boys, another woman and Elsinas mother. To her, Papa explained all he did. First a little cleaning, disinfection, ointment and finally a bandage. Back on board we had lunch, corn cubs, which were purple, orange and yellow, breadfruit chips and from Mama self made Humus. Unfortunately our cooking gas was empty, before all chips were made. Quasi as correction we had passion fruit in yogurt for dessert, a speciality, which Mama evolved at the Gambiers. ////////// Zoë 20.5.2018

Der lange Arm des Südmeeres

326 nm nach Anatom Vanuatu //// 06.05.2018 – 12:30 UTC+11 //// S 25°18.34′ – E 171°47.84′ //// So-Tag 6 – Im Laufe der Nacht hat uns der Wind fast gänzlich verlassen. 8-11 Knoten wahrer Wind reichen nicht mehr aus um Kalibu unter Segel durch den immer noch gut zwei Meter hohen Schwell voran zu treiben. Es schaukelt fürchterlich von einer Seite zur anderen, so dass der Motor zur Unterstützung etwas mitlaufen muss. Wir sind umgeben von kleineren und grösseren Regengebieten und warten. Darauf, dass der Wind wieder zunimmt und dass uns der „customs officer“ von Vanuatu erlaubt auf der ersten Insel anzulanden. //////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////// 05.05.2018 – 15:00 UTC+11 //// S 26°52.97′ – E 172°12.84′ //// Sa-Tag 5 – Schönes Segelwetter mit konstanter Windstärke 5 und „nur“ noch 3 Meter Welle. An Bord wird wieder gekocht. Eine Dusche tut jetzt gut. //////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////// 04.05.2018 – 15:30 UTC+11 //// S 29°01.05′ – E 172°48.04′ //// Fr-Tag 4 – Der Wind nimmt langsam ab. Der Südpazifikschwell wird länger, bleibt aber nach wie vor deutlich über vier Meter. Unser Autopilot arbeitet zuverlässig. Wir sind müde und die Kinder übernehmen wieder jeweils eine Wache. Vom „customs officer“ in Vanuatu erhalten wir eine Absage. Leider dürfen wir nicht in Anatom, der südlichsten Insel des Archipels einen kurzen Stopp einlegen. Unser Segelfreund Michael, der sich ebenfalls am Dienstag auf den Weg machte, hat eine Erlaubnis erhalten. Wir fragen erneut nach. //////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////// 03.05.2018 – 15:30 UTC+11 //// S 31°02.17′ – E 173°11.84′ //// Do-Tag 3 – In einem Reiseblog hat ein Segler mal über die See im Südwest Pazifik angemerkt: vermutlich gibt es bei den Einheimischen mehrere Wörter für Welle, so wie es bei den Inuit mehrere Wörter für Schnee gibt. Das denken wir auch. Nichts mit schönem regelmässigem und vor allem langen Pazifikschwell! In diesen Gefielden sind die Wellen eher kurz und hoch, meist konfus, häufig auch aus mehreren Richtungen kommend, manchmal wie überdimensionierte Eddies und zu guter letzt noch gepaart mit einen starken nach West setzenden Strömung. Das alles konnten wir in den ersten Tagen auf See hautnah erleben. Noch in der Abdeckung von Nord-Neuseeland machte sich eine kabbelige See breit, die, sobald wir die Breite vom Kap Reigna hinter uns liessen, deutlich an Höhe zunahm und durch den Tasmansee-Schwell noch unruhiger wurde. Kalibu wurde ungebremst herumgeworfen. Der Wind frischte kräftig auf und bei Beaufort 7 legte sich dann noch eine unangenehme Windwelle über den widerstreitenden Schwell. Kamen mehr als zwei hohe Wellen hintereinander, kam unser Autopilot nicht hinterher mit nachsteuern. So verbrachten wir die Nacht abwechseln von Hand steuernd am Steuerrad. Riesig bauten sich die marmorierten Wellen hinter uns auf, hoben Kalibu rechtzeitig in die Höhe und brachen schäumend unter uns. Dabei kam Kalibu regelmässig ins surfen, um von der nächsten Welle wieder in die Höhe gehoben zu werden. Wir waren in der unten erwähnten SQUASH ZONE angekommen. 4-5 Meter Welle und solide Beaufort 7-8 begleiteten uns die folgenden 24 Stunden. /////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////// 02.05.2018 – 15:00 UTC+11 //// S 33°14.31′ – E 173°39.19′ //// Mi- Tag 2 – auf dem Weg nach Vanuatu. Seit Tagen bereiteten wir uns auf den Weg nach Norden vor, es sind immerhin etwa 1000 nm bis zu „den Inseln“ und nach der langen Zeit in Neuseeland musste auf Kalibu alles mögliche wieder sicher verstaut werden, Bücher, Kajaks, Dingi, Gasflasche, Opferanoden, usw., usw.. Hinzu kamen die letzten Lebensmitteleinkäufe, die sich auf dem Tisch und unter dem Tisch stapelten. Und, um es nochmal richtig spannend zu machen, entdeckten wir kurz vor der geplanten Abreise einen vermeintlichen Haarriss am oberen Terminal der inneren Wante. Natürlich hatten alle Rigger unendlich viel zu tun. Wir sind schliesslich nicht die einzigen, die erst kurz vor der Abreise und nicht direkt nach der letzten langen Passage das Rigg checken. Um wertvolle Zeit zu sparen, kam Thomas auf die Idee die Wante selbst abzubauen. Gesichert von Birgit und Zoë machte er sich dort oben an die Arbeit, jedoch musste er dieses Unterfangen nach vielen Flüchen aufgeben. Die Wante ist mehrfach gesichert, mit Schrauben und Nieten und lässt sich nur im Zusammenhang mit der äusseren demontieren. So schauten wir nochmals sehr genau hin. Es sah nicht nur so aus, sondern fühlte sich auch so an wie ein Riss und es liess sich mit einem Lappen nicht weg polieren. Mit feinem Schleifpapier aber doch. Siehe da, der vermeintliche Haarriss entpuppte sich als einfacher Kratzer und liess sich recht schnell wegschleifen. Das soll uns eine Lehre sein. Der nächste Rigg-check steht fest, nämlich bei der Ankunft in Vanuatu. ////////////////////////////////////////////////// 1. Mai, es kann endlich losgehen. Die GRIB files sehen auch gut aus. Nach einem Tief aus der Tasmansee soll sich eine steife SSO Brise durchsetzen, die anfangs zwar stark, dafür aber ausreichend lang sein sollte, um uns in die Passatwindzone zu befördern. Morgens erledigen wir noch ein paar Kleinigkeiten, die Kinder schreiben einen Mathetest, ich backe zwei grosse Brote, wir springen alle noch einmal unter die Dusche und dann geht es Anker auf. Mit einer leichten Südwest-Brise gleiten wir aus der Bay of Islands heraus. Eine Oyster mit super teuren Segeln – deren Segelsatz kostet vermutlich halb so viel, wie unsere gesamte Kalibu – überholt uns und sendet einen Farewell Gruss. Zwei Albatrosse erinnern uns daran, dass wir nicht allzu weit vom Südmeer entfernt sind. ////////////////////////////////////////////////// Dass der Einfluss des Südmeeres weit reicht, erfahren wir in den kommenden Tagen. Die GRIB files verraten dem Laien schliesslich nie die ganze Wahrheit. Und hätten wir folgende Passage aus dem Wetterbericht von „Weather Bob“ vorher gelesen, wären wir gewarnt gewesen. „Low is expected to cross northern NZ on Monday and then should move off to the east from Tuesday. There is likely to be a SQUASH ZONE of strong SE winds just NE of NZ on Thursday between the new HIGH and the old Low. This zone at its peak may have swell over 5 metres from the southeast so is worth avoiding.“

Ready, steady, go:

Nicht ganz. Ein Rennen soll es nicht werden, aber alles ist unter Dach und Fach. Wir sind bereit für den Trip in wärmere Gefielde, hier bedeutet das nach Norden zu segeln. Leonard wurde sein Gips entfernt. Etwas martialisch, ohne Betäubung wurden die Drähte aus dem Knochen gezogen. Der Arm ist jetzt etwas dünner und auch noch nicht so richtig einsatzfähig. Mindestens zwei weitere Monate Schonzeit hat der Arzt verordnet. Die Einkäufe sind weitestgehend erledigt. Alle Malariamedikamente, -tests und Moskitonetze beschafft und geprüft und es tut sich sogar ein perfektes Wetterfenster auf. Erst etwas Süd und dann fast eine Woche Ostwind in der Westwindzone, das muss man doch ausnutzen, auch wenn es sehr früh in der Saison und die Zyklonsaison offiziell noch nicht beendet ist. Wäre da nicht die Bürokratie. Bei der telefonischen Nachfrage, ob man auch in Whangarei ausklarieren kann, wurde uns mitgeteilt, dass wir doch bitte spätestens zwei Tage vorher die nötigen Formulare online einreichen sollen. Um dann einen Tag vorher telefonisch einen Termin mit den Zollbehörden zu vereinbaren. Nun ja, Neuseeland ist für seine Bürokratie verrufen und so werden wir wohl auf das nächste Wetterfenster warten müssen, weil wir in fünf Tagen nicht in Neu Kaledonien sind.

Noch sind wir flexibel. Wir sagen den Termin beim Zoll in Marsden Point wieder ab, um die süd-westlichen Winde trotzdem zu nutzen und die schöne Küste zwischen Whangarei und der Bay of Islands hoch zu segeln. Rückblickend stellen wir für uns fest, zusammen mit dem Nordland ist das der schönste Teil Neuseelands. Jetzt wo der Herbst eingekehrt, die Tage kürzer und kälter geworden sind, drängen sich die Boote auch nicht mehr in den Ankerbuchten. Und wir angeln dieses Mal sogar zwei Thunfische, den ersten ausgerechnet am Cape Brett, da wo es zwischen dem Kap und einem monströsen vorgelagerten Felsen durchgeht und die Winde unberechenbar aus allen Richtungen kommen. Aber das bislang eher entspannte Sonntagnachmittagsegeln verwandelt sich hinter dem prominenten Kap dann eh in ein hartes am Wind vorkämpfen gegen wechselhafte böige Winde in die Bay of Islands hinein. Die lokalen Segler kennen ihr Revier offensichtlich besser und bewegen sich daher motorsegelnd ganz dicht im Windschatten der Küste voran. Überhaupt sind die Neuseeländer diesbezüglich ziemlich pragmatisch. Oft haben wir uns gewundert, warum die Kiwis bei leichten Winden so schnell aufholten, bis sie dann näher kamen und wir deutlich die Motorgeräusche wahrnehmen konnten.

Jedenfalls werden wir die vielen kleinen satt grünen Inselchen mit wunderbar geschützt liegenden Buchten und gutem Ankergrund vermissen. Manchmal sind die ein bisschen matschig, aber das eine kommt ja oft zusammen mit dem anderen (guter Ankergrund mit matschigem Boden meine ich) und wenn dann noch eine Tide von mehr als einem Meter hinzu kommt, versinkt man mitunter ganz schön tief, wenn man an Land watet. Der Gesang der neuseeländischen Vögel ist hier einzigartig, sofern die Insel „pestfrei“ ist. Pestfrei bedeutet, auf der Insel wurden Ratten, Hunde, Katzen, Mäuse, Opossums und ähnliche Nesträuber mittels Giftködern getötet, die aus Hubschraubern abgeworfen werden.
Dem Regen werden wir keine Träne nachweinen. Michael von der SY Henrietta sagte dazu, not more pussy cat-and-dogs rain, it’s more jungle-cat-and-elephants-rain 😉 . Ebenso nicht die mitunter stürmischen Winden. Ich erinnere an die 115 Knoten in Böen über Auckland, die Teile der Stadt vier Tage ohne Strom zurück liessen.
Auch werden wir die, mit qualitativ hochwertigen Lebensmitteln, hervorragend sortierten Supermärkte vermissen. Nur das Angebot an Lammfleisch hat mich schwer enttäuscht. Häufig wurde es gar nicht erst angeboten oder es war deutlich teurer als Rindfleisch. Angeblich wird das meiste Fleisch an China verkauft, genauso wie der Wald, der an manchen Orten in grossem Stil abgeholzt wird. Anstelle grosser Schafherden sieht man heute vorwiegend Rinder und Rotwild auf den saftig gründen Weiden grasen. Ist wohl ökonomisch lukrativer.
Der Abschied fällt uns, im Vergleich zu Südamerika oder Polynesien, nicht schwer. Die ausufernde Bürokratie trägt ihren Teil dazu bei. Vorschriften und Prozedere bei Immigration und Biosecurity  suchen selbst in Deutschland ihresgleichen. Und weil es so schön war, wurden die Biosecurity Vorschriften in 2018 gleich noch mal verschärft. Zukünftig werden, so ist zu befürchten, wohl alle Boote, die aus den Tropen kommen, gleich aus dem Wasser genommen, um auf Kosten des Eigners das Unterwasserschiff zu erneuern. Das passt zu unserem unterschwelligen Gefühl, von geschäftstüchtigen Kiwis ausgenommen zu werden. Beispielsweise wurde uns mit viel Trara ein Spezialkleber für den doppelten Preis verkauft, dessen Verfallsdatum bereits abgelaufen und der damit quasi wertlos war. Oder, um einen Blick auf eine Pinguinkolonie zu werfen, wird pro Kopf 40 $ verlangt. Nicht zu vergessen, die meisten Hotels, die wir besuchten, egal in welcher Preisklasse, werden lieblos von profitorientiertem Personal gemanagt.
Alteingesessene Neuseeländer sind entspannte Zeitgenossen, die mit wenigen Ausnahmen erst einmal recht „zugeknöpft“ daherkommen. So zeigten die Segler, die mit uns in den Buchten lagen, wenig Interesse daran, Kontakt aufzunehmen. Ausnahmen wie Craig und Mary oder die beiden netten Segler, die uns auf Waiheke und GBI einen Teil vom frisch gefangenen Fisch abgaben, bestätigen die Regel. Aber es gibt hier die leckerste Lakritze seit wir die Ostsee verlassen haben, sagt Thomas.

Warum ist Neuseeland attraktiv für Segler?

Erst einmal ist da die Versicherung, die das Schiff in den Tropen während der Zyklon-Saison nicht gegen Schäden, die durch eben diese verursacht werden, versichert. Dann natürlich die vergleichsweise hervorragenden Möglichkeiten sein Schiff in Stand zu setzen, was bei den meisten Schiffen nach den vielen tausend Meilen durch Atlantik und Pazifik dringend nötig ist. Und natürlich nicht zu vergessen, Aukland gehört zu den Top Ten der lebenswerten Städte weltweit, nicht zuletzt begründet durch die wunderschöne Lage am Wasser und die Nähe zu traumhaft schönen Inseln, wie z.B. die Inselgruppe um Great Barrier Island, wo wir dieses Jahr Ostern verbrachten.

Zu Eins: auch unsere Versicherung hat den Ausschluss Tropen zur Hurrikan-Saison im Kleingedruckten und hat uns prompt den Beitrag deutlich reduziert, nachdem wir bekannt gaben, dass wir Neuseeland erreicht hatten. Das ist durchaus bemerkenswert, da wir doch seit wir hier sind drei Ex-Zyklone erlebten, die mit immer noch kräftiger Sturmstärke über Neuseeland fegten. Damit nicht genug. Kaum waren die durch, bildete sich ein tiefes Tief in der Tasmansee das mit ausgeprägter Orkanstärke über Aukland zog. Nur wenige Meilen entfernt hielten wir uns zu der Zeit auf Great Barrier Island im Port Fitzroy auf und verkrochen uns rechtzeitig in einem langen Creek mit gutem Ankergrund, umgeben von 200 Meter hohen Bergen. Patagonien Revival bei 12 Grad und viel Regen. Trotzdem hatte ich zwei mehr oder weniger schlaflose Nächte.  Der neue Anker hält super, aber die Entlastung der Ankerkette knirscht bei so viel Wind bedenklich über die Rolle. Im Kopf laufen alle Horrorgeschichten der letzten drei Jahre ab, die von gebrochenen Ankerketten handeln. Da ist es schwer an Schlaf zu denken. Unser „lahmer“ Windmesser zeigt aber nur Böen von bis zu 35 Knoten. Kann also nicht so schlimm gewesen sein, denken wir, bis uns die ersten Nachrichten aus Aukland erreichen. Orkan in Böen bis 115 Knoten (nicht Kilometer, nein Knoten), 40 % der Stadt ohne Strom. Zum Glück waren wir nicht dort, sondern in unserem kleinen Creek vor Anker. Denn selbst die vermeintlich geschützt liegende Marina wurde mit 80 Knoten arg gebeutelt. Fenster wurden eingedrückt. Schiffe, die an Monorings lagen, strandeten auf Felsen. Nicht schön.
Zu Zwei: auch wir verbringen die meiste Zeit mit „Basteln“ am Schiff. Neben vielen anderen Reparaturen konnten wir uns dazu durchringen die Fenster, die von der intensiven Sonne der Tropen sehr spröde geworden sind und kaum noch Durchsicht gewährten, auszuwechseln. Eine grössere Baustelle, der sich alle unterordnen müssen! Aber was für ein Unterschied. Die Bilder zeigen es sicherlich deutlich.
Dann die Drei: eins muss man den Neuseeländern lassen, sie wissen wie sie ihr Land und ihre Produkte verkaufen können. Was hier in den Reiseführern als Attraktion, egal ob landschaftlich, geschichtlich, kulturell oder was auch immer … angepriesen wird, ist bestenfalls interessant, für uns aber meist nur prätentiös. Ärmliche Goldgräberhütten und utilitäre Bahngebäude werden als bedeutende Zeugnisse der neuseeländischen Geschichte vermarktet; von tausenden von Sandfliegen heimgesuchte, regenreiche Fjorde als weltweit einzigartige Naturdenkmäler gepriesen, die Liste ist lang. Unser Fazit, das Land bietet vor allem uralte Bäume (5.000 Jahre!!) und viele schöne Landschaften, die erstaunlich einfach zugänglich sind. Die einfach Zugänglichkeit ist dabei das Erfolgsrezept für den neuseeländischen Tourismus. Wer schafft es schon die chilenischen Kanäle für sich zu entdecken und im gleichen Urlaub noch die Vulkane zu besteigen und die Pampa zu durchwandern. Da muss man schon auf der Suche nach Kapitän Grant sein (Jules Verne) oder mit dem Segelboot die Südspitze von Amerika umrunden.

 

Impressionen vom Hauraki Gulf

Ostern in Neuseeland! Das ist die beste Gelgenheit mit dem Boot aus der Stadt raus zu fahren, vor allem wenn so schönes Spätsommerwetter lockt. Wen wunderts, die Buchten sind abends entsprechend voll. Wir sind trotzdem jedes Mal erneut erstaunt über die Menge von Booten, die uns vermeintlich folgen 😉 Jedenfalls würde sich der gute Fitzroy, Kapitän der Beagle, schon wundern, wenn er in die heutige Zeit versetzt würde und den nach ihm benannten natürlichen Hafen auf Great Barrier Island erneut erleben könnte.

Wir geniessen die Sonne und freuen uns über unser neues Vorsegel, das die Performance von Kalibu deutlich steigert. Auch bei schwachem Wind erreichen wir jetzt unsere Rumpfgeschwindigkeit von rund 8 Knoten spielend :-))

Glück im Unglück

Zwei Wochen haben wir uns „frei genommen“, um die Südinsel von Neuseeland zu erkunden. Mit gemischten Gefühlen blicken wir zurück.

Wir wagten es nicht mit Kalibu dorthin zu segeln. Drei Hurrikans in kurzer Folge und auch sonst nicht wirklich passende Winde für die Passage runter nach Nelson, zwangen uns, unsere ursprünglichen Pläne zu ändern. Wir hätten über die Nordspitze an der gänzlich vor den vorherrschenden Winden ungeschützten Westküste entlang segeln müssen, die zudem noch über keinen einzigen geschützten Hafen verfügt. Da muss das Wetter schon passen. Stattdessen entschieden wir uns für die Variante, Flug nach Christchurch und von dort mit dem Auto weiter durch die südlichen Alpen Richtung Fjordland. Leonard hatte vorher mit viel Begeisterung die Filmorte der „Herr der Ringe“ Trilogie recherchiert und die Route entsprechend vorgegeben.

Sehr ungemütliches Wetter erwartet uns in Christchurch am Tag der Anreise. Es schüttet buchstäblich wie aus Eimern und wir froren schon am Flughafen. Dann mussten wir  in der zugigen Autoausleihe ewig warten, weil Thomas EU Führerschein zum ersten Mal in seinem Leben nicht akzeptiert wurde. Was auf der Nordinsel schon zweimal problemlos über die Bühne ging, erwies sich hier als unmöglich. Eine offizielle Übersetzung musste vorgelegt werden. Das dauerte, waren ja immerhin fast 10 Wörter ins Englische zu übertragen. Es endete mit einer unterkühlten Blase bei Birgit – schon ewig nicht mehr gehabt – und dem Versuch ein Antibiotikum aufzutreiben. Ähnlich wie in Großbritannien gibt es auch in Neuseeland einen National Healthservice, eine Art Bürgerversicherung. Für Ausländer bedeutet das, dass sie zahlen müssen, bevor sie überhaupt einen Arzt zu Gesicht bekommen. In meinem Fall waren es ganze 300 NZ $ (inclusive des Urintests). An alle, die es bedauern, dass in Deutschland die Bürgerversicherung erst mal nicht eingeführt wird, ich hätte als privat versicherte Person bei 2.3 fachen Satz für die gleiche Leistung zwischen 50 und 70 EUR gezahlt.  Wer also hofft, die Bürgerversicherung wäre volkswirtschaftlich sinnvoll, ist ziemlich sicher auf dem Holzweg.

Kaum waren wir unterwegs, um „Mittelerde“ für uns zu entdecken, erreichten uns besorgniserregende Wetternachrichten. Nach der Vorhersage sollte Cyclone Hola in wenigen Tagen immer noch in Hurrikanstärke über Auckland fegen, wo wir unsere Kalibu in einer Marina zurück gelassen hatten. Rückblickend waren es dann doch „nur“ Böen bis zu 60 Knoten, die Auckland erreichten. Wir sind noch nicht zurück, gehen aber davon aus, dass alles in Ordnung ist.

Murphy’s law in voller Wirkung brachte uns schließlich die Nachricht, die Heizung und das Warmwasser in unserem Haus in Berlin war ausgefallen, der Keller steht 20 cm unter Wasser. Das bei Minustemperaturen in Berlin. Was war passiert? Der 400 l Warmwasserbereiter war implodiert und das Sicherheitsventil am Brenner explodiert. Hektische Telefonate mit dem Installateur folgten und fünf Tage später gab es schliesslich wieder warmes Wasser, die Heizung ging nach einem Tag wieder. Danke an die Firma Droma.

Damit sah es so aus, als ob wir uns schlussendlich auf ein paar schöne entspannte Wandertage durch die beeindruckenden Landschaften des Südens von Neuseeland freuen konnten. Der Track war ausgesucht, die Wanderhütte gebucht. Aber die Freude währte nicht lange. Nach der Überquerung eines reißenden Flusses ging es in den Regenwald. Wir kämpften uns über matschige Waldböden, durch Bachläufe und mit Sumpfpflanzen überwucherte, vom letzten Regen überspülte Pfade voran. Bis Leonard einen Salto von einem Baumstamm machte, der quer über dem Pfad lag. Er schrie auf, mein Arm ist gebrochen. Sichtlich unter Schock schaffte Leonard  es trotz alledem, gestützt von Zoë, den Weg wieder zurück zu gehen. Wir verpassten ihm eine Armschlinge zur Entlastung, ein Schmerzmittel, das wir zum Glück dabei hatten, und ein großes Stück Schockolade gegen den Schock. 24 Stunden und nach drei Notaufnahmen, Fox Glacier, Greymouth und Christchurch, lag er im Operationssaal in Christchurch. Ein komplizierter Bruch. Die Ärzte sind zufrieden und wir sehr froh. Es hätte sehr viel schlimmer enden können.

Hier vielen Dank an die Schwestern und Ärzte der Kinderstation im Christchurch Hospital, die sehr um uns bemüht waren.

 

65 Millionen EUR pro Team

65 Millionen EUR, das war der Dongfeng Team Medien Wert in 2014-15 mit 7.663 Stunden weltweiten TV Berichterstattungen und 49.9 Million Video Views auf Youtube … Logisch, es geht um Geld und Image. Trotz alledem ist es schwer sich der Spannung zu entziehen und so haben auch wir den Zieleinlauf des Volvo Ocean Race nach Auckland beobachtet. Leider hat Birgit nur die Toplichter gesehen, die führenden Boote passierten unseren Ankerplatz um 01:00 Nachts. Im Viadukt Harbour befindet sich das Volvo Ocean Race Village, das wir am Tag darauf besuchten. Es war nicht so voll, wie wir es erwartet hätten. Die meisten Besucher ziehen nur am Rand vorbei, bleiben bei den Videoinstallationen und den Autos hängen. Dabei kann man ganz dicht heran an das Geschehen.

Wie zu erwarten werden die Boote generalüberholt. Unglaublich die Logistik. Eine Halle mit mobilen Stores und Werkstätten in Containern, gefüllt mit allem was das Seglerherz sich nach einer langen Ozeanpassage so wünscht. Die Boote werden mit Ultraschall untersucht, neu laminiert, lackiert, poliert, alle Winschen gewartet, die Segel überholt, etc., etc. Am 9. März müssen sie wieder im Wasser sein, das nächste Rennen steht vor der Tür.

Noch mehr Zahlen. Die Boote sind identisch, haben 66 Fuss (72 incl. bowsprit) und wiegen 12,5 Tonnen. Zum Vergleich Kalibu wiegt 10 Tonnen und die Länge über alles beträgt 45 Fuss. Die Downwind Segelfläche der Ocean Boote entspricht zwei Fussballfeldern. Die Ostküste von Neuseeland sind sie mit 20 bis 24 Knoten runter gerast. Die Segler dürfen 12 kg Gepäck an Bord bringen. Gekocht wird auf zwei Campingkochern. Geschlafen auf 5 Betten, die sich die rund 10 Crewmitglieder teilen. Sie kamen in der Nacht und wir konnten nur die wackelnden Toplichter vorbeiziehen sehen. Und wer denkt, dies ist eine europäische Veranstaltung, wegen des vermeintlich schwedischen Sponsors, ist auf dem falschen Dampfer. Volvo gehört zu grossen Teilen der chinesischen Holding Geely. Deshalb der irrwitzige Umweg von Melbourne nach Auckland über Hong Kong und sogar ins chinesische Gungzhou. Hierfür ist sicher viel Geld geflossen. Im gleichen Zusammenhang kann man auch den Fokus auf „Plastik in unseren Ozeanen“ besser einordnen. Natürlich geht es um die Aufwertung des Images von Volvo und den anderen Sponsoren. Hier wird ein gutes Gefühl verkauft. In der Multimedia Präsentation werden zu schlagkräftigen Beats Bilder der Vermüllung der Ozeane mit Plastik mit den Bildern des Rennens verschnitten. Noch etwas holprig und vor allem ohne konkrete Verpflichtungen und Lösungsansätze. Daneben stehen die dicken SUV´s von Volvo, der schnelleste Truck der Welt und die neuesten Baumaschienen, alle mit Mineralöl angetrieben. Wer Volvo kauft, tut etwas gutes für unseren Planeten?

Auf dieser Etappe stiess das Rennboot „Turn the Tide on Plastic“ auf eine treibende herrenlose Yacht, die eine Gefahr für die Seefahrt darstellt und auch voll mit Plastik und Diesel Tanks, Motoröl etc. ist. Einen kurzen Moment überlegte die Crew die Yacht in den nächsten Hafen zu schleppen, aber nach Rücksprache mit der Rennleitung wurde entschieden das Rennen einfach fortzusetzen.