Nach fast 6 Monaten (am 1. Mai sind wir in Salvador angekommen) haben wir heute Morgen die Fahne von Uruguay gesetzt.
Autor: admin
Rio Grande do Sul passiert und Fock zerfetzt
… alle sind wohlauf. Bericht folgt nach Ankunft in Uruguay. Unsere Position um 19:00 Uhr GMT / S 32.59.35 / W 051.52.15 15-20 Knoten Wind aus NO, abnehmend, Fahrt durchs Wasser 7 Knoten, Trip 355 Meilen (durchs Wasser)
Es geht voran
… jedoch nach wie vor mit Gegenstrom, zum Glück jetzt nur noch 1 Knoten. Gestern waren es um die 2 Knoten und die Tagesbilanz entsprechend ernüchternd. (War ja nicht anders zu erwarten. Wenn es wochenlang überwiegend aus Süd bläst, dauert es halt so seine Zeit bis das Wasser wieder in die andere Richtung strömt.)
Unsere Position um 19:00 Uhr GMT / S 30.55.66 / W 050.11.05 bewölkter Himmel, 2 Meter Welle, 12-14 Knoten Wind aus SO, Kurs 230Grad, Geschwindigkeit 5 Knoten
Adios Laguna
19:00 Uhr GMT / S 29.09.86 / W 049.04.87 /
Mit Sonnenaufgang wollen wir die Leinen loswerfen und uns auf den Weg nach Süden machen. Der Wind hat gedreht, sieht alles bestens aus. Nur die Gangschaltung unseres Motors klemmt. So ein Mist, nachdem wir uns von allen verabschiedet haben (von Rafa und Carla, von Roger, den Marineros und Amarello und …) male ich mir deren Überraschung aus, wenn wir am Montag immer noch hier sind. Aber Thomas hat ein glückliches Händchen und es kann dann endlich losgehen.
Die Ausfahrt aus Laguna haben uns nun so viele Leute beschrieben, dass auch das klappt. Kalibu klettert tapfer die Wellen hoch und runter und schon bald gelangen wir in tieferes Wasser. Um 9:30 Uhr passieren wir den Leuchtturm von Cabo Santa Marta. Hier sind wir vor fast drei Wochen wegen einer Sturmwarnung umgekehrt. Bei anfangs 2 Knoten Gegenstrom kommen wir nur leidlich schnell voran. Das kennen wir ja schon. Marcelo und Alberto, die in gegengesetzter Richtung unterwegs sind, haben auf dieser Teilstrecke mit einem Boot, das ebenso lang wie unsere Kalibu ist, 17 Knoten Fahrt gemacht. Wie schafft man das? Bei rund 30 Knoten Wind hatten sie alle Segel draußen und der Strom hat mächtig mitgeschoben. Davon wollen wir gar nicht erst träumen, wir sind ja keine Regattasegler.
Immer noch Laguna
Der Iate Club in Laguna ist sehr sehr klein und aus meiner Perspektive gesehen, eher ein Altherrenclub. Das einzige andere Segelboot, das hier liegt, gehört einem Franzosen. Roger Roberteau ist schon drei mal um die Welt gesegelt und war nach Bernard Moitessier der zweite Franzose, der einhand und non-stop die Welt umrundete. Wow! Da sind wir beeindruckt. Er ist echt nett und spricht besonders langsam und deutlich, damit ich ihn auch verstehe. Das klappt erstaunlich gut. Er gibt uns noch ein paar Tips mit auf den Weg, für die vor uns liegende Strecke nach Uruguay. Und er findet es schade, dass wir nicht zum Kap Horn wollen. Falls wir doch noch unsere Meinung ändern, hat er uns einen guten sicheren Ankerplatz in Maxwell gezeigt. Ausserdem sollen wir im Kelp ankern. Da ist das Wasser ruhiger, sagt er. Er muss es wissen. Ich hab ihn dann gefragt, warum er ausgerechnet in Laguna „gestrandet“ ist. Darauf sagte er, Laguna liegt zwischen Frankreich und Ushuaia und die Leute sind hier besonders gastfreundlich. Können wir bestätigen, kein schlechter Platz um auf guten Reisewind zu warten. Dann interessiert mich natürlich noch warum seine beiden Kinder, nachdem sie die ganze Welt gesehen haben, ausgerechnet in Ushuaia gelandet sind. Also sein Sohn hat sich dort verliebt und seine Tochter hat den Bruder besucht und ist gleich da geblieben, war die Antwort. Nun bin ich um so mehr gespannt auf Ushuaia.
Der Pedro Branco ist nicht zu übersehen
… aber wir haben doch den Weg nicht gefunden.
Nachdem uns Richard**, der Parkwächter, nicht erlaubte den Rio do Boi entlang zu wandern – zu gefährlich sagte er – folgten wir seinem Rat und machten uns auf den Weg zum Pedro Branco. Wandern in Brasilien kann mitunter kompliziert sein, es wird in der Regel empfohlen sich einen Führer zu besorgen. Das ist für den normalen Mitteleuropäer, der mit Steinmännchen und Farbmarkierungen an Bäumen aufgewachsen ist, natürlich eigenartig und wir versuchten es auf eigene Faust. Wir scheiterten aber schon an der Strasse zum Ausgangspunkt der Wanderung. Plötzlich standen wir mit unserem Mietauto vor einem Fluss, den man sicher in weniger regenreichen Tagen problemlos queren kann, aber wir waren skeptisch. Neben uns stand ein Brasilianer, der sich auch nicht sicher war, ob er es wagen soll oder besser nicht.
Das Auto blieb am Wegrand stehen und wir nahmen die erste, für unsere Verhältnisse improvisierte, aber wunderbar funktionierende Seilbrücke. Spätestens an der ersten Weggabelung stellten wir dann fest, wir wissen nicht wo es lang geht. Inmitten von Bananenplantagen und dichtem Wald, konnten wir den Pedro Branco nicht mehr sehen. Wir fragten uns bei den Farmern durch und jeder schickte uns in eine andere Richtung. Am Ende gaben wir auf. Trotzdem war es eine schöne Wanderung, vor allem wegen der vielen Seilbrücken. Da zahlt sich das Hochseilgartentraining in Berlin doch aus 😉
Canyon Itaimbezinho
… ein klitzekleiner Einblick in diesen spektakulären Canyon, der etwa 700 Meter in die Tiefe fällt, war uns gegönnt. Leider keine Zeit um Fotos zu machen, denn schon Sekunden später waren wir in weisse Watte gepackt!
Dieser Canyon ist Teil einer etwa 6 km langen und bis zu 720 Meter hohen beeindruckenden, wild zerklüfteten Basaltkante, die zu einem Hochplateau führt. Im Besucherzentrum des dazugehörigen Nationalparks sind alle Infos mal wieder nur auf Portugiesisch, aber wir finden einen netten englisch sprechenden Mitarbeiter, der uns begeistert von endemischen Süsswasserschwämmen berichtet, die es hier auf dem Hochplateau gibt (mir war bislang überhaupt nicht bekannt, dass die auch in Süsswasser gedeihen, aber da bin ich wahrscheinlich einfach ignorant). Ausserdem haben sie hier 12 endemische Fische entdeckt und eine Art Alge, die nur in einem einzigen der hiesigen Flüsse existiert.
Brasilien ist wirklich ein in vielerlei Hinsicht ein reiches Land. Wir sind mal wieder beeindruckt. Weiterlesen
Wanderung durch den Canyon Malacara
Das Wetter!?!? Fast die ganze Nacht gab es heftiges Wetterleuchten und ferne Donner in den Bergen. Heute Morgen brechen wir um 9 Uhr auf, zu einer Wanderung durch den Malacara Canyon. Wir waren darauf vorbereitet, dass wir den Fluss durchqueren müssen. Dachten aber, wir müssen ihn einmal duchqueren. Es stellte sich schnell heraus, die gesamte Tour führt durchs Flussbett und wir mussten den Fluss ständig hin und her queren. Zoë versuchte beim ersten Mal noch trockene Füsse zu behalten und sprang von einem Stein zum anderen. Die Mühe war völlig überflüssig. Die nächste Flussüberquerung gelang nur indem man duchs knietiefe Wasser watete, sich gegenseitig stützend, damit man auf den glitschigen Steinen nicht ausrutschte. Gibt es da nicht eine Sportart? Canyoning? Ganz so sportlich war die Tour dann doch nicht. Jedenfalls machte es allen richtig Spaß und es störte niemanden mehr, als es auch von oben so richtig wie aus Eimern goss. Am Ende wartete ein Wasserfall und ein Naturschwimmbecken auf uns und da wir ja eh schon von unten, oben, von der Seite und überall nass waren, gab es kein Halten mehr. Nichts wie rein ins kühle Nass …
Unser Führer Giovanni erzählte uns, es gab hier wohl ein Indiovolk, das heute in keinem Geschichtsbuch mehr erwähnt wird. Diese Eingeborenen wurden von den Portugiesen verachtet, verschleppt und später dann auch getötet. Keiner redet mehr drüber. Seine Vorfahren gehörten zu diesem Volk (den Namen hab ich mir leider nicht merken können). Gibt es noch ein Land in der Welt, das ohne Schuld ist? Trotzdem ist „Verschweigen“ keine gute Strategie mit der Vergangenheit umzugehen.
In der Serra do Faxinal
… warten wir auf besseres Segelwetter. Weiterlesen
Laguna
… dass wir nicht im Schlamm der Lagune gelandet sind.
Nachdem wir uns vorgestern müde in unsere Koje begeben haben, slippte Kalibu gemütlich Richtung Süden, manövrierte sicher an dem hinter uns liegenden Motorboot vorbei und fand 200 Meter weiter einen besseren Platz. Wir waren entsprechend überrascht, als wir morgens aufwachten. Unsere Nachbarn aus Uruguay hatten das gleiche Schicksal, nur waren sie bereits wach und ihr Boot fand auch nach 500 Metern keinen neuen Halt. Der Iate Club de Laguna hat uns dann ein Plätzchen an deren Pier angeboten. Mit Blick auf den weiter auffrischenden Wind, haben wir das Angebot gerne angenommen. Mittlerweile ist die Front durch und wir warten auf das nächste, hoffentlich moderate Nordwindfenster.
Glück gehabt
5.10.15 / Gestern verließen wir Pinheira und wollten den für Dienstag und Mittwoch vorhergesagten Nordwind nutzen, um zum 320 Meilen entfernten Rio Grande zu segeln. Die GRIB-files zeigen bis zu 7 Beaufort. Das sollte doch schnell gehen, dachten wir. Heute kam vom brasilianischen Wetterdienst eine Sturmwarnung ( gale / severe gale ) für genau das Gebiet, durch das wir durch müssen. Beaufort 8-9 muss nicht sein, wenn man es vermeiden kann. So drehten wir am Cabo de Santa Marta kurzerhand um und liefen Laguna an. Vor der Einfahrt in die Lagune wird gewarnt und man kann schon von weitem die Brecher sehen. Eine Alternative gab es nicht. Imbituba ist nach Norden ungeschützt. Zurück nach Pinheira wollten wir nicht. Und wir dachten uns, wenn die Fischer das schaffen, dann schaffen wir das auch. Um es kurz zu machen, Thomas ist mit Kalibu auf zwei schätzungsweise drei Meter hohen Brechern in die Hafeneinfahrt rein gesurft. Das waren bislang meine aufregendsten Segelminuten überhaupt. Rechts und links johlten und hupten die Angler. Im Fluss begleiten uns Delphine. Die helfen hier den Fischern beim Fischfang. Vorm Segelclub liegt bereits ein amerikanisches Segelboot, das heute Morgen hier ankam und von Uruguay in die Karibik überführt wird. Morgen grillen wir gemeinsam und warten in der sicheren Lagune bis der Sturm durch ist.