… aber nicht angekommen. Wir heben mit dem auslaufenden Wasser frühmorgens um kurz nach 8 den Anker. Leonard übernimmt das Steuer und Thomas ist mit dem Anker beschäftigt (unsere Kette ist schon etwas altersschwach und hat so ihre Macken). Da kommt plötzlich vom nahegelegenen Anleger eines der hier üblichen „Bootstaxis“ und kommt von rechts gradewegs auf unseren Bug zugesteuert. (Für die Nichtsegler, von rechts bedeutet, er hat Vorfahrt, auch wenn man eigentlich nicht vor dem Bug eines anderen Schiffes kreuzt.) Leonard zögert, Thomas ruft, ich springe zum Steuer und nur volle Fahrt Rückwärts verhindert die Kollision. Damit ist eine Eigenart der Brasilianer klar umschrieben. Sie fahren zu allen Gelegenheiten gnadenlos dicht an Kalibu vorbei. Die zweite Eigenart, sie lieben Knaller und Feuerwerk und zünden dieses jeden Abend. An den Festtagen vermehrt, aber es vergeht kein Abend ohne Feuerwerksraketen und Böller. Die dritte Eigenart, Musik in allen Lebenslagen. Je lauter, desto lieber…
Nachdem wir den Schreck der „Beinnahekollision“ überwunden haben, hoffen wir, dass der in der Wettervorhersage versprochene Ost-Süd-Ost-Wind auf dem Atlantik auf uns wartet. Aber, wie alle Tage davor gibt es stattdessen Wind aus Süd. Da können wir mit Kalibu nicht punkten. Hart am Wind ist nicht ihre Stärke und so legen wir einen Zwischenstopp ein in der Bucht von Guarapua, auf der Ostseite der Insel Tinharé gelegen. Die Bucht ist zum Atlantik hin offen und nur durch zwei Riffe rechts und links, an denen sich die Wellen grandios brechen, geschützt. Unser Hafenhandbuch sagt, es gibt keinen Schwell. Ich kann’s mir kaum vorstellen und wir müssen einen Heckanker auslegen, damit es eine halbwegs ruhige Nacht wird. Die Bucht hat einen kilometerlangen flachen von Palmen gesäumten Sandstrand, zwei oder drei kleine Restaurants und ein paar Fischerboote. Wir kaufen einen leckeren kleinen Tunfisch, direkt von den Fischern. Richtung Süd haben wir mit 6 Stunden Segeln nur 6 Meilen geschafft.