23.03.2015 … dies ist die größte Inselgruppe Westafrikas, ein Archipel mit nicht weniger als 77 Inseln und Inselchen. Diese Inseln waren bis zum letzten Bürgerkrieg (1998/99) bei Fischern als Urlaubsziel beliebt, aber sonst eher unbekannt und sind noch recht unberührt. Hier lebt das Volk der Bijagos, das noch vor 20 Jahren (wir haben einen Segelbericht aus den 90igern gelesen und die Bilder von damals mit heute verglichen) ohne Kleider und ohne westliche Kulturgüter auskam. Es wachsen Palmen, Mangos und alle möglichen anderen Früchte. Fisch ist reichlich vorhanden und die Schweine und Hühner finden ausreichend Nahrung. Wie auch in anderen Teilen Afrikas werden die Häuser aus einfachen getrockneten Lehmsteinen gebaut. Der Fisch wird in einer gemeinschaftlichen Küche geräuchert. Geld gibt es wenig. Es wird getauscht. Das Archipel ist traumhaft. Einsame Inseln, warmes Wasser, Sandstrände mit Palmen … Allerdings gibt es ausreichend tückische Riffe und Sandbänke und absolut keine! Seezeichen. Man muss sich schon auf den eigenen siebten Sinn verlassen, dann findet man aber schnell die tiefen Rinnen, in denen man gut voran kommt. Zusammen mit der Crew der Segelyacht Outer Rim haben wir zwei Dörfer besucht. Ismael, ein junger Mann aus Guinea, der seien Onkel hier besuchte und französisch spricht (die Bijagos sprechen eine eigene Sprache und lernen in der Schule Kreol – nur wenige sprechen ein paar Brocken französisch oder portugiesisch), hat uns rumgeführt. Er hat uns mit dem Oberhaupt des Dorfes (dies ist eine Frau – mutterrechtliche Sozialstrukturen konnten die Bijagos sich erhalten) bekannt gemacht. Bei ihr mussten wir erst einmal nachfragen, ob wir erwünscht sind und ob wir fotografieren dürfen (durften wir, nur die heiligen Stätten nicht – die Fotos veröffentlichen wir sobald wie möglich). Nach und nach gesellten sich mehr und mehr Kinder zu uns. Sie zeigten uns ihre Schule und waren amüsiert. Offensichtlich waren vor uns schon einige andere „Weisse“ da. Vermutlich Entwicklungshelfer, die einen Brunnen für das Dorf gebaut haben oder eben andere Segler. Jedenfalls kam ich mir vor, wie die Bereitschaftsärztin und ich hätte gut und gerne den kompletten Inhalt unserer Medikamentenbox an die älteren Dorfbewohner verschenken können. Das war mir unheimlich. Ismael sagte, es gibt einen Arzt auf der Insel, aber der scheint weit weg zu sein. Der Kontrast zwischen den Inseln ist groß. Unsere erste Anlaufstation hier in Guinea Bissau war Bubaque (Insel und Haupthafen im Archipel). Bubaque machte vom Schiff aus gesehen fast einen europäischen Eindruck. Ein halbwegs funktionierender Anleger für eine wöchentlich verkehrende Fähre, europäische Häuser, ein paar Ferienclubs mit elektrischem Licht … Bei näherem Hinsehen mussten wir allerdings feststellen, dass nach der Revolution vieles verfällt. Die korrupte Administration des Landes tut ihr übriges. Aber es gibt einen Sandstrand, ein portugiesisches Restaurant und hier residiert auch der Radiosender des Archipels.