Der Normaldeutsche kennt Erdbeben meist nur aus den Nachrichten. Wir hingegen können mittlerweile das eigenartige Vibrieren des Schiffes, das durch die Übertragung der Erderschütterungen im Wasser entsteht, schon ganz gut einordnen. Zum ersten Mal spürten wir es in Puerto Montt, Chile, und vorgestern, Sonntag den 5.8., wieder in Denpasar, Indonesien. Unweit von hier, auf der Insel Gili Air, die etwas nördlich von Lombok liegt, gab es ein Erbeben der Stärke 6.9. Bereits vor etwa einer Woche bebte die Erde unter Lombok mit schlimmen Folgen für die Bevölkerung. Vielleicht war dies eins der Nachbeben?! Die können ja mitunter stärker sein, als das eigentliche Beben.
Seit Chile bewegen wir uns immer mal wieder entlang des Pazifischen Feuerrings. Dort wo die Pazifische Erdplatte auf die Indisch-Australische Platte trifft, sind nicht nur viele aktive Vulkane zu bewundern, sondern es treten eben auch gehäuft Erdbeben auf. Während man in Chile aus den verheerenden Erfahrungen der Vergangenheit gelernt hat – es gibt entsprechende Baugesetzte, ein funktionierendes Frühwarnsystem, selbst auf meine deutsche Telefonkarte wurde die Tsunami-Warnung übertragen, und an öffentlichen Orten eindeutige Fluchtpläne – ist man hier in Indonesien schon sehr auf sich selbst gestellt. Jedenfalls haben wir im Anschluss sehr genau beobachtet, ob sich der Wasserspiegel ändert.
Auf Bali haben wir uns natürlich auch einige touristische Highlights angesehen. Die Reisterrassen, Ubud und seine vielen vielen Tempel, zwei Kunstmuseen und einige Antiquitätenläden. Letztere wurden vor allem von Thomas aufgesucht. In Ubud übernachteten wir mit Yeter, Karl und Johannes im gleichen Hotel. Das Hotel war super entspannt, in den Reisterrassen gelegen, überall mit Blumen geschmückt und wir hatten trotz Regen eine schöne Zeit. Bemerkenswert ist, der August gilt als der trockenste Monat in Bali. Die Lokals meinen, es hätte noch nie im August gerregnet.
Der Süden der Insel ist eine einzige suburbane Zone. Kleine, meist nur eingeschossige Häuser mit Workshops im Erdgeschoss reihen sich fortlaufend entlang der Strassen aneinander. Wo ein Ort beginnt oder endet ist nicht auszumachen. Überall dazwischen findet man Tempel in unterschiedlichen Grössen und natürlich hat auch jedes Haus noch einmal seine eigenen kleinen Tempel, die mit Blumen, Opfergaben, bunten Tüchern und Sonnenschirmen geschmückt werden. Jeden Morgen und Abend aufs neue werden auch vor die Türen, im Strassenbereich Opfergaben mit Räucherstäbchen in einem wiederkehrenden Ritual verteilt. So ist es nicht verwunderlich, dass in den Workshops vor allem Figuren aus der hinduistischen Welt der Mythen gefertigt werden. Die grossen Tempel sind selten für Touristen zugänglich, was bei der Menge an Touristen, die in Bali unterwegs sind, durchaus verständlich ist, da sie ja die heiligen Orte der Hindus sind.
Zwischen Lombok und Bali befindet sich die Wallace-Linie. Flora und Fauna sind auf den jeweiligen Seiten sehr unterschiedlich. Während Bali eindeutig der asiatischen Seite zuzuordnen ist, gehört Lombok noch zu der australischen und ist mit sehr verschiedenen Arten bevölkert, obwohl es nur durch eine Meerenge von weniger als 20 km getrennt ist. Benannt ist die Linie nach dem Naturforscher A. R. Wallace, der mit seinen Erkenntnissen über die Entstehung der Arten dazu beigetragen hat, dass Darwin seine Evolutionstheorie nach langem Zögern dann doch veröffentlichte. Nichts ist schlimmer für einen Wissenschaftler, als wenn ein/e Kollege/in einem zuvor kommt. Für uns war die Wallace-Linie erst nur ein Begriff. Wir hatten zwar gelesen, dass in dieser Meerenge starke Strömungen auftreten, dass diese aber die Überfahrt mit einem schwach motorisierten Segelboot fast unmöglich machen, war uns nicht so klar. Genauer gesagt, die Passage von Ost nach West war mit vorherrschendem Süd-Ost-Passat zwar schwierig, wir mussten den Kurs zwischen 40° und 50° vorhalten, um die nach Süd setzende Strömung auszugleichen, aber wir kamen noch verhältnismässig gut voran. Nachdem wir Jan, Leonards Freund aus Berlin, abgeholt hatten, wollten wir aber wieder zurück nach Lombok, weil es dort die bequemeren Ankerplätze gibt. Den Plan, in zwei Etappen über Lombogan zurück zu segeln, mussten wir allerdings aufgeben. Mit Wind und Welle gegen uns, haben wir es grad mal zur nord-östlichen Ecke von Bali geschafft. Sobald wir versuchten weiter anzuluven, sind wir, bei 4-6 Knoten durchs Wasser, rückwärts über Grund gefahren. Wenn es eine Minusanzeige auf dem GPS gäbe, hätte ich es fotografiert. Mit Blick auf die unruhige Erde in Lombok ist Bali vielleicht auch die bessere Alternative?!